Spiel mit der Liebe
hinzu. Kitt riss sich zusammen, damit sie nicht laut auflachte.
»Ach, wirklich?« Offensichtlich entging Harcourt die Komik der Situation. Seine Stimme hatte einen eisenharten Unterton. Es war klar, dass er ganz genau wusste, wer sie war. Er nahm an, dass sie allein hergekommen war, und darüber war er schrecklich wütend. »Einen Augenblick lang habe ich geglaubt, dass er eine leichtsinnige, heißblütige junge Frau ist, die nicht genug Verstand besitzt, um zu wissen, wann sie sich in Gefahr begibt.«
Anna begann, sich diskret zurückzuziehen. »Ich glaube, ich überlasse es Ihnen beiden, sich über all das zu unterhalten.« Sie ignorierte Kitts flehenden Blick um Hilfe, wandte sich um und ging zu ihren anderen Gästen. Kitt sah in harte, dunkelbraune Augen.
»Was, zum Teufel, haben Sie sich nur dabei gedacht?« Der Ton seiner Stimme war unversöhnlich, seine Arroganz machte sie wütend.
»Wonach sieht es denn aus? Ich bin gekommen, um den Kosaken zu sehen. Sie wussten ganz genau, dass ich hierher kommen wollte. Ich habe es Ihnen heute Nachmittag selbst gesagt.«
»Sie haben aber auch gesagt, Ihr Vater würde Ihnen das niemals erlauben.«
»Genau. Und deshalb musste ich mich aus dem Haus schleichen, so gekleidet, wie ich es jetzt bin.«
»Und das war wohl auch der Grund dafür, dass Sie ganz allein durch die dunklen Straßen gelaufen sind? Ich hatte gehofft, dass Sie Ihre Lektion gelernt hätten, aber ich sehe, das ist nicht so. Sie bitten ja förmlich um Schwierigkeiten, mein Mädchen, und früher oder später werden Sie die auch bekommen.«
Ein leiser Schauer rann durch ihren Körper. Sie wusste, dass er die Wahrheit sagte. »Und wie üblich, geht Sie das gar nichts an, aber da es Sie so sehr zu interessieren scheint: Dies ist das letzte Mal, dass ich vorhabe, als Mann auszugehen.«
»Ach, wirklich?«
»Ja, wirklich. Wenn ich erst einmal wieder zu Hause bin ...«
»Wenn Sie glauben, dass Sie allein durch die dunklen Straßen nach Hause gehen werden, dann haben Sie sich aber geirrt. Sie haben den Kosaken gesehen. Verabschieden Sie sich von Anna.
Ich bringe Sie nach Hause, ehe jemand anderes als ich herausfindet, wer Sie sind.«
Kitt wollte ihm widersprechen, aber Harcourt hatte nicht ganz Unrecht. Jemand könnte herausfinden, wer sie war. Für die Klatschtanten wäre das ein gefundenes Fressen. Sie konnte es sich nicht leisten, erwischt zu werden.
Aber sie sollte sich von ihm nach Hause bringen lassen? Sie hatte eine Kutsche gemietet, um hierher zu kommen, aber das war nicht einfach gewesen. Jetzt war es noch später, Mitternacht war schon vorüber, und das Risiko war noch größer geworden. Dennoch gefiel ihr der Gedanke nicht, allein mit ihm zu sein.
Sie zwang sich zu einem viel zu fröhlichen Lächeln. »Danke für das Angebot, aber ich brauche Ihre Hilfe nicht. Ich bin ja auch allein hierher gekommen. Ich werde den Weg nach Hause auch allein finden.«
»Den Teufel werden Sie tun. Ich bringe Sie nach Hause - und wenn ich Sie jeden Schritt dahin zerren muss. Also, wenn Sie jetzt keine Szene machen möchten - von der Ihr Vater zweifellos hören wird -, dann würde ich Ihnen raten, zum Ausgang zu gehen.«
»Und was ist mit Anna?«
»Sie hatten die Möglichkeit, sich von ihr zu verabschieden, und jetzt los.«
Sie biss die Zähne zusammen. Einige Sekunden lang zögerte sie noch. Dann wandte sie sich mit einem tiefen Seufzer um und ging zum Ausgang. Harcourts schwere Schritte hörte sie auf dem Kies hinter sich. Sie bezweifelte keinen Augenblick, dass er sie nach Hause zerren würde, genau wie er es gesagt hatte, und sie wollte nicht noch mehr Schwierigkeiten mit ihrem Vater haben. Außerdem war sie nicht gerade begeistert von dem Gedanken, allein nach Hause zu fahren, und Angst hatte sie ja eigentlich auch nicht vor ihm. Er war ein Freund von Ariel, ein Freund ihres Vaters. Er würde es nicht wagen, ihr etwas anzutun.
Wenigstens hoffte sie das, als sie neben ihm über die dunklen Wege der Gärten von Vauxhall ging. Als sie die Straße erreicht hatten, griff er nach ihrer Hand und zog sie so schnell mit sich, dass ihr Hut davonflog. Sie riss sich los, lief zurück und setzte den Hut schnell wieder auf, dann kam sie zu ihm zurück.
Seine Kutsche stand ein kleines Stück von der Straßenecke entfernt. Er pfiff, und sein Kutscher schnalzte mit den Zügeln und lenkte ein paar wundervolle Pferde zu ihnen herüber. Harcourt öffnete die Tür der Kutsche und schob sie hinein.
»Maddox Street«, rief er
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