Spiel mit der Liebe
»Anna hat Recht. Niemand würde Clay zwingen können, dich zu heiraten - nicht, wenn er es nicht wirklich selbst wollte.«
Vielleicht nicht. Und dennoch, indem sie ihm ihren Körper versagte, betrog sie ihn um das, wonach er sich am meisten sehnte - wenn sie einmal annahm, dass er sein Wort hielt.
Kitt erschauderte, wenn sie an die Nacht dachte, die vor ihr lag. Ihre Hochzeitsnacht. Würde Clay sein Versprechen halten? Oder würde er sein Recht als Ehemann beanspruchen und sie in sein Bett zwingen? Ihre Hände zitterten. Sie presste sie in die Falten ihres Hochzeitskleides.
»Sei nicht nervös, cara. Bald wird alles vorüber sein, und du wirst mit deinem Ehemann unterwegs sein in dein neues Zuhause.«
Ihr neues Zuhause. Der Ort, an dem sie die Nacht mit Clay verbringen würde. Eine Woge der Übelkeit überfiel sie, und kleine Schweißtropfen traten auf ihre Stirn.
»Es ist Zeit«, sagte Ariel und nahm ihre Hand. »Alle warten unten auf dich.«
Sie ging zwischen ihren beiden Freundinnen, auf Beinen, die sich anfühlten, als seien sie voller Blei. Am Fuße der Treppe stand Clay und wartete auf sie. Er sah so gut aus, dass sie einen Augenblick lang stehen blieb und ihn nur anstarrte. Er war ein bemerkenswerter, beeindruckender Mann, größer als die meisten der Gäste, bis auf Justin, der im Salon wartete, um sein Trauzeuge zu sein.
Das Lächeln, das Clay ihr schenkte, war warm und irgendwie beruhigend. »Komm, Liebling. Das alles wird bald vorüber sein.«
Kitt schluckte und ging weiter die Treppe hinunter. Clay nahm ihre zitternde Hand und legte sie auf den Ärmel seines dunkelbraunen Fracks mit dem Samtkragen. Sie hielt sich an seinem Arm fest, als er sie zur Tür des Salons führte und sie dann ihrem Vater übergab.
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, versprach ihr Clay. »Alles wird gut werden.«
Kitt nickte nur. Sie griff nach dem Arm ihres Vaters und sah, wie Clay zu dem Altar hinüberging. Er wandte sich ihr zu und wartete darauf, dass sie neben ihn trat.
Der Salon sah wunderschön aus. Judith hatte ihn herrlich dekoriert. So etwas hatte sie schon immer gut gekonnt, wenn auch sonst nichts anderes, und zweifellos war sie froh, ihre schwierige Stieftochter endlich loszuwerden, wie sie es sich schon so lange erträumt hatte. Sträuße weißer Rosen waren mit aprikosenfarbenen Bändern verziert. Rosen hingen an den Enden der
Stuhlreihen, wo die wenigen Gäste bereits Platz genommen hatten. Im Salon auf der anderen Seite des Flurs würde später ein elegantes Büfett aufgebaut werden, ein üppiges Hochzeitsmahl, von dem Kitt wohl kaum etwas herunterbringen würde.
Ihr Vater führte sie zum Altar und übergab sie an Clay. Ein paar Schritte weiter wartete der Vikar, sein langer weißer Satinumhang leuchtete im Licht der silbernen Kerzen in den Haltern auf dem Tisch vor ihm.
»Sollen wir anfangen?«, fragte er und blickte auf die Notizen, die er sich gemacht und dann in die geöffnete Wentworth-Familienbibel gelegt hatte. Seine alternden Hände waren mit blauen Adern überzogen.
Diese Frage erforderte keine Antwort, und die Zeremonie begann, doch nach dem anfänglichen Gebet und den Worten: »Liebe Gemeinde ...«, hörte Kitt kaum noch etwas. Clay musste sie anstoßen, damit sie zur rechten Zeit die richtige Antwort gab, worüber er nicht sehr erfreut zu sein schien. Nach einer Zeit, die ihrer Meinung nach Sekunden, vielleicht aber auch Stunden gedauert hatte, endete die Zeremonie.
»Bei der Macht, die mir die heilige Kirche verliehen hat, erkläre ich Sie, Kassandra, und Sie, Clayton, zu Mann und Frau. Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen.« Der Vikar wandte sich an Clay. »Sie dürfen jetzt die Braut küssen.«
Kitt zitterte, als Clay sie in seine Arme zog, doch er hielt sie nur leicht fest, auf keinen Fall bedrohlich, gerade fest genug, damit sie nicht weglaufen konnte. Als er den Kopf senkte, flüsterte er ihr zu: »Schließe deine Augen«, wie er es zuvor schon getan hatte.
Verlegen, dass sie das vergessen hatte, gehorchte Kitt.
Es war ein sanfter Kuss, so warm, wie sie ihn in Erinnerung hatte, doch noch sanfter, gleichzeitig aber auch besitzergreifend. Zärtlich, aber auch eindringlich und - wie schon zuvor - keines-falls unangenehm. Sie hatte geglaubt, dass sein Kuss kurz sein würde, doch er dauerte an. In gewisser Weise nahm er so von ihr Besitz. Sie schwankte und lehnte sich an seine muskulöse Brust, klammerte sich an seine kräftigen Schultern.
Als sie zu
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