Spiel mit der Liebe
sehr geduldiger Mann gewesen.
Er schloss den Skizzenblock wieder, holte ihre Mappe hervor und blätterte darin. Einige Skizzen, die für die Zeitung vielleicht interessant waren, nahm er heraus. Er klemmte sie unter den Arm, verließ das Haus und ging zu dem großen Backsteingebäude, in dem die London Times untergebracht war.
Als er nach Hause zurückkehrte, war Kitt zu Hause.
Sie wurde ganz blass, als sie die Skizzen sah. Er wusste, dass sie sich Sorgen machte, weil er vielleicht die dunkle Skizze gesehen hatte, die sie von der Nacht gezeichnet hatte, in der sie angegriffen worden war.
Als er sprach, bemühte er sich, seiner Stimme einen normalen Klang zu geben. »Ich habe heute Nachmittag mit Edward Pittman von der Times gesprochen. Ich dachte, er würde gern einige deiner Arbeiten sehen.«
Sie griff mit zitternder Hand nach den Skizzen und begann, sie durchzusehen. »Was hat er denn gesagt?«, fragte sie und entspannte sich ein wenig, als sie feststellte, dass die dunkle Zeichnung nicht darunter war.
»Er fand sie ausgesprochen gut. Leider bezieht sich keine davon auf die Artikel, an denen sie zurzeit arbeiten.«
Sie sah eher resigniert als enttäuscht aus. »Gibt es denn etwas, das ich für sie zeichnen könnte?«
Clay schüttelte den Kopf. »Das Einzige, an dem sie im Augenblick interessiert sind, sind die vier Männer, die am Montagnachmittag vor den Toren von Newgate gehängt werden sollen. Die Öffentlichkeit ist so gierig darauf, dass Pittman glaubt, ein Bild davon würde helfen, den Verkauf der Zeitung zu erhöhen. Ich habe ihm gesagt, dass du daran nicht interessiert wärst, und deshalb ...«
»Oh, aber das bin ich.«
Er runzelte die Stirn. »Wovon redest du?«
»Ich rede von der Hinrichtung. Mir ist der Gedanke nicht gekommen, aber jetzt, wo du davon redest, möchte ich sie gern zeichnen.«
Clay riss sich zusammen. Sie begriff wahrscheinlich gar nicht, was sie da sagte. »Mir ist klar, dass du neugierig bist auf die dunkle Seite des Lebens, aber du kannst doch ganz unmöglich den Wunsch haben, bei einer Hinrichtung dabei zu sein.«
Kitt strich sich den Rock ihres gelben Musselin-Tageskleides glatt. Sie zögerte, dennoch war sie entschlossen. »Glaube mir, ich habe nicht den Wunsch, zuzusehen, wie ein Mensch umgebracht wird - nicht auf diese Art. Aber wenn ich vielleicht zeichnen würde, wie es ist ... wenn die Menschen sehen könnten, wie schrecklich so etwas ist, würden sie vielleicht nachdenken, ehe sie ein Verbrechen begehen, das eine so schreckliche Strafe nach sich zieht.«
»Nein.«
»Nein? Ist das alles? Du sagst ganz einfach Nein?«
»Genau das sage ich. Ich werde dich nicht zu einer Hinrichtung mitnehmen, und das ist das Ende der Diskussion.«
»Oh, jetzt, wo wir verheiratet sind, verbietest du mir, all das zu tun, womit du nicht einverstanden bist.«
»Es gibt eine ganze Menge Dinge, die du tun kannst, es muss nicht unbedingt eine Hinrichtung sein, bei der du zusiehst. Und solltest du daran denken, dich heimlich aus dem Haus zu schleichen, dann schwöre ich, werde ich dich übers Knie legen.«
Sie hob das Kinn ein wenig. »Ich bin eine erwachsene Frau, Clay, kein Kind mehr. Du kannst mich nicht behandeln, als wäre ich noch ein Kind.«
Ein Anflug von Zorn rötete seinen Nacken. »Ich bin dein Ehemann. Es ist meine Pflicht, dafür zu sorgen, dass du in Sicherheit lebst. Da du niemals auch nur den geringsten Gedanken daran verschwendet hast, was dir bei einem deiner Abenteuer geschehen könnte, werde ich alles tun, was nötig ist, um dafür zu sorgen.«
Ihre Wangen brannten. »Ich werde hingehen.«
»Nein, das wirst du nicht.«
»Du bist nicht mein Vater - und auch nicht mein Gefängniswärter.«
»Das ist richtig - ich bin dein Mann. Und wenn du wissen möchtest, wie ernst mir diese ganze Sache ist, dann will ich dir die Prügel gern auch schon jetzt geben.«
»Das würdest du nicht wagen!«
»Wirklich nicht? Dir hat schon seit Jahren die feste Hand eines Mannes auf deinem hübschen kleinen Po gefehlt. Es wäre mir eine Freude, das zu tun.« Er kam auf sie zu, und Kitt wich vor ihm zurück, dabei stieß sie einen kleinen Tisch um, den sie gerade noch auffangen konnte, ehe er zu Boden fiel.
»Du würdest das wirklich tun, nicht wahr?« Sie stellte den Tisch wieder gerade. »Du würdest mich eher verprügeln, als dein Wort einzuhalten.«
Etwas von seiner Entschlossenheit wich. Sie war vielleicht eine eigensinnige Frau, aber er würde ihr niemals wehtun. »Verdammt,
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