Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
von gestern. Ich wusste, dass King Bobby einer Frau kein Haar krümmen würde. Ich habe bloß abgewartet, bis etwas Gras über die Sache gewachsen war, dann hab ich mich gleich auf die Suche nach dir gemacht.«
»Ich sollte also statt dir das ganze Fett abkriegen? Das ist ja erbärmlich, selbst für jemanden wie dich«, murmelte sie.
Er packte sie am Arm, und in diesem Augenblick wurde ihr klar, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie hatte sich von seinem freundlichen Benehmen täuschen lassen, hatte sich fälschlicherweise in Sicherheit gewogen.
»Bei mir musst du nicht die knallharte Type spielen, Marshall. Ich bin’s, Amber. Wir können über alles reden.« Hoffentlich. »Was willst du?«
»Dich. Uns. Dass alles wieder so ist, wie vorher.« In seiner Stimme schwang eine Spur von Verzweiflung mit, aber er lockerte seinen Griff. Er schien also davon auszugehen, dass sie mit sich reden lassen würde.
Doch Amber hatte beschlossen, ihr altes Leben hinter sich zu lassen, aus Gründen, die nichts mit Marshall zu tun hatten. Und sie könnte ihm ohnehin nie wieder vertrauen. Er hatte ihren Vater gekidnappt und ihn als Druckmittel benutzt. Vor sechs Monaten mochte sie Marshall noch als ihren Retter betrachtet haben, doch sie hatte längst erkannt, was er wirklich war – ein notorischer Trickbetrüger, mehr nicht. Wenn sie in seine dunklen Augen blickte, sah sie nichts. Nur einen bodenlosen Abgrund. Aber sie würde sich hüten, Marshall noch einmal ihre wahren Gefühle zu offenbaren.
Sie musste so tun, als wäre sie einverstanden. »Hast du deine Schulden bezahlt?«, fragte sie.
Er nickte. »Aber du weißt ja, wie das ist: Kaum ist das eine Loch gestopft, taucht anderswo ein neues auf. Und ich brauche dich.«
Sie fragte sich, ob er noch mehr Ärger am Hals hatte und es ihr gegenüber nur nicht zugeben wollte. »Also gut, lass uns darüber reden.«
»So ist’s brav.« Er atmete erleichtert auf und tätschelte dann vielsagend seine rechte Jackentasche. Die Ausbuchtung dort fiel Amber erst jetzt auf.
Er hatte eine Kanone.
Amber schlug das Herz bis zum Hals. Eine Welle der Angst erfasste sie. Jetzt durfte sie bloß nicht in Panik ausbrechen. Oder ihn irgendwie reizen. Sie durfte ihm keinen Grund liefern, die Waffe zu benutzen. Als Erstes musste sie ihn nach drinnen locken, wo sie nicht alleine mit ihm sein würde.
»Dir ist doch sicher viel zu heiß in dieser Lederjacke. Lass uns reingehen, da ist es schön kühl. Ich besorg uns zwei Flaschen Wasser, und dann legen wir uns einen Plan zurecht.« Sie ging zielstrebig auf die Tür zu und stellte zu ihrer Erleichterung fest, dass er ihr folgte.
»Ich wusste, du würdest wieder zur Vernunft kommen. Du hattest ja ohnehin vor, nach Hause zu kommen. Was ist passiert? Hat sich der Märchenprinz als Frosch entpuppt?« Er lachte.
Sie biss sich auf die Innenseite der Wange. Sie hätte Marshall gern gesagt, dass er Mike niemals das Wasser reichen könnte. »Er hat mich nicht verstanden«, murmelte sie stattdessen.
Er nickte sichtlich erfreut. »Im Gegensatz zu mir, Kleines. Wir sind Partner, du und ich.«
»Wir hatten durchaus schöne Zeiten«, räumte sie zerstreut ein, während sie sich das Hirn zermarterte, wie sie ihn loswerden konnte, sobald sie in der Halle waren.
»Amber!«
Sie fuhr herum, als sie ihren Namen hörte, und auch Marshall erstarrte.
Schon sah sie Mike von rechts auf sie zukommen.
»Howdy«, ertönte es im selben Moment, und King Bobby näherte sich von der anderen Seite.
»Mist«, zischte Marshall und packte Amber erneut am Arm, damit sie nicht davonlaufen konnte.
»Lassen Sie sie gehen, Banks«, knurrte Mike mit bedrohlich leiser Stimme.
Selbst Amber bekam Respekt vor ihm, wenn er sich so anhörte. Aber Marshall war seit je mit einem übertriebenen Selbstbewusstsein gesegnet gewesen. Außerdem hegte er noch immer einen Groll gegen Mike, weil dieser sich in Vegas zwischen ihn und Amber gestellt hatte. Das konnte ziemlich unschön werden.
Schweißperlen traten ihr auf die Stirn, was sowohl an ihrer Angst lag als auch an der Sonne, die auf sie hinunter brannte.
»Wir bleiben jetzt alle schööön ruhig«, ermahnte King Bobby sie in seinem Südstaatenakzent. »Hören Sie zu, Marshall, ich will nur mit Ihnen reden.«
»Von wegen«, erwiderte Marshall. »Sie wollen Ihr Geld, und der Cop will sie .« Er zerrte Amber näher zu sich
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