Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
Wir bringen Sam zurück, dann fahren wir zu dir nach Hause. Während du dich für heute Abend in Schale wirfst, werde ich ein wenig fernsehen, und dann starten wir los. Unterwegs genehmigen wir uns noch ein paar Drinks, um uns locker zu machen, und dann ziehen wir es durch.« Er lächelte sie an.
Sie zwang sich, zurückzulächeln.
Mit anderen Worten, sie saß in der Falle. Er würde sie nicht aus den Augen lassen, ihr keine Gelegenheit geben, Mike zu kontaktieren, bis die ganze Chose vorbei war. Und bis dahin würde Mike zweifellos nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen.
Man hatte ihn reingelegt. Mike hatte stundenlang sämtliche Cafés, Bars, Restaurants, und das Casino seines Hotels durchkämmt und mit den wenigen verbliebenen Hotelangestellten gesprochen, die gestern Nacht Dienst geschoben hatten. Den Rest des Tages hatte er damit zugebracht, alle Orte abzuklappern, an denen er mit Amber gestern gewesen war, in der Hoffnung, dass sie ihm noch einmal über den Weg laufen würde. Doch jetzt musste er den Tatsachen ins Auge blicken.
Sie war weg.
Er schüttelte noch immer ungläubig den Kopf. Er hatte sich wie ein leichtgläubiges Kind verhalten, nicht wie ein ausgebildeter Polizist. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht? Er hatte eine wildfremde Blondine aufgegabelt, hatte sich ein Bier nach dem anderen hinter die Binde gekippt, bis all seine Sinne mit Ausnahme seiner Hormone ausgeschaltet waren, nur um dann die Blondine zu heiraten, ihr die Zahlenkombination für seinen Safe anzuvertrauen und anschließend mit ihr ins Bett zu gehen – in genau dieser Reihenfolge.
Er hatte ordentlich einen sitzen gehabt, aber er war nicht sturzbetrunken gewesen. Er war nicht nur von ihrer Redlichkeit überzeugt gewesen, sondern auch davon, dass sie sich genauso zu ihm hingezogen fühlte wie er sich zu ihr.
Wenn er abergläubisch gewesen wäre, hätte er gesagt, dass genau darin das Problem bestand. Er hatte etwas für sie empfunden, etwas, dem er auf den Grund gehen wollte. Und deswegen, würde sein Vater sagen, hatte ihn der verdammte Fluch erwischt. Er hatte sein Vermögen und seine zukünftige Liebe verloren.
Wenn er abergläubisch gewesen wäre.
Im Moment kam er sich einfach nur unglaublich dämlich vor.
Sobald er wieder zu Hause war, standen ihm die Mittel zur Verfügung, um Amber aufzuspüren. Bis dahin musste er sich damit begnügen, seine Kollegin Jillian in Boston anzurufen und um die Überprüfung einer gewissen Amber Rose aus Las Vegas zu bitten. Ein paar Stunden später erstattete Jillian Bericht, und das Ergebnis fiel denkbar mager aus – in der Kriminaldatenbank gab es keinen Eintrag zu Amber Rose. Entweder war sie sauber gewesen, bis sie seinen Hotelsafe leer geräumt hatte, oder aber sie hatte es faustdick hinter den Ohren.
Mehr würde Mike vorerst nicht herausfinden. Er hatte nicht vor, irgendjemanden einzuweihen, und genau das wäre nötig gewesen, wenn er einen Cop in Las Vegas dazu hätte bringen wollen, aus kollegialer Höflichkeit in ihrer Vergangenheit herumzuschnüffeln. Und er würde den Teufel tun und jemandem seine Naivität eingestehen. Weder einem Fremden noch seinen Freunden, mit denen er nach Vegas gekommen war.
Aber seine feine Frau Gemahlin konnte sich auf etwas gefasst machen. Er griff nach der Heiratsurkunde, die auf dem Tisch lag. Sobald er ein paar Tage freihatte, würde er nach Vegas zurückkehren und auf eigene Faust ein paar Nachforschungen anstellen. Er würde Amber suchen – sofern das überhaupt ihr richtiger Name war – und eine Erklärung von ihr verlangen. Und dann auch gleich die Scheidung. Beides setzte natürlich voraus, dass er sie fand.
Zu dumm, dass er am Montagmorgen vor Gericht erscheinen musste. Die Causa Amber Rose würde also vorerst warten müssen.
Mit Amber an seiner Seite begab sich Marshall in die Penthouse-Suite des Nobelhotels, in dem das Spiel stattfinden sollte. Während er Mikes Geld gegen Jetons eintauschte, versuchte sich Amber mit dem Gedanken zu trösten, dass Mike ja versprochen hatte, halbe-halbe mit ihr zu machen, falls er gewinnen sollte. Genau genommen hatte sie also nur die Hälfte des Geldes gestohlen, besser gesagt, geliehen. Aber mit solchen Wortklaubereien ließ sich ihr schlechtes Gewissen auch nicht beruhigen.
Das Geld gehörte Mike, und sie hatte nicht vorgehabt, auch nur einen Cent davon zu nehmen. Aber sie und ihr Partner hatten eine Abmachung getroffen, und wenn
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