Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
heute Nacht alles nach Plan lief, würde sie Mike alles auf Heller und Pfennig zurückzahlen und sich damit hoffentlich eine zweite Chance bei ihm erkaufen können.
Marshall machte heute Abend einen auf geschniegelter Mafioso. Er hatte sich die Haare mit Gel zurückgekämmt und trug ein weißes Jackett. Er sah aus wie Andy Garcia in Ocean’s Eleven , fand er jedenfalls. Wenn Amber ihn anblickte, sah sie nur einen verlogenen Bastard.
»So, nun sind alle hier, es kann losgehen«, verkündete Marshall.
Bobby Boyd, ein grobschlächtiger Texaner mit polternder Stimme und einem großen Cowboyhut, nickte. »Texas Hold’em, Jungs«, dröhnte er. »Niemand schlägt King Bobby in seinem Lieblingsspiel.«
Er hatte mindestens ein Dutzend Mal in der dritten Person von sich geredet, seit sie einander vorgestellt worden waren. »King Bobby« besaß nach eigenen Angaben zahlreiche Gebrauchtwagenhandlungen in ganz Texas und war Millionär. »Können Sie alles bei Google nachlesen, wenn Sie wollen …« Nein, wollte Amber nicht.
»Denken Sie dran, Lady, falls Ihr Freund gewinnt, besorgt Ihnen King Bobby den schnittigsten Gebrauchtwagen von ganz Texas; die Marke dürfen Sie sich aussuchen«, versprach er Amber.
Er brach in schallendes Gelächter aus, wohl, weil King Bobby unbesiegbar war, wenn es um Texas Hold’em ging. Ergo würde sie nie eines seiner Autos zu sehen bekommen.
»Ist der Knabe nicht zum Anbeißen?«, säuselte seine Begleiterin Emmy Lou, die aussah wie Dolly Parton, nur älter.
»Er ist der … King«, bestätigte Amber mit einem gezwungenen Lächeln.
Emmy Lou umarmte King Bobby stolz.
»Du schnürst mir die Luft ab, Frau. Der King muss atmen können, wenn er gewinnen will.«
Dann wurden auch schon die Karten gemischt und ausgeteilt, die Spieler machten ihre Einsätze. Amber verfolgte das Ganze wie durch einen Nebelschleier hindurch. Sie hätte sich konzentrieren und Marshall Zeichen geben sollen, war aber nur halb bei der Sache.
Diese Emmy Lou lenkte sie ab. Sie musste einst eine richtige Schönheit gewesen sein, wenn auch etwas zu aufgetakelt, doch das Alter und ihr Lebensstil hatten ihren Tribut gefordert: Ihre Augen waren gerötet, das Gesicht mit Falten übersät, aus denen das getrocknete Make-up bröckelte, und ihr Busen hing so schlaff herunter, dass ihr Dekolleté längst aufgehört hatte, eine Zierde zu sein, was ihr gar nicht bewusst zu sein schien. Unablässig scharwenzelte sie um King Bobby herum.
Amber wollte gar nicht wissen, ob sie seine Dauer-Geliebte war oder ihm nur heute Nacht das Bett wärmen würde. Wie auch immer, sie war eindeutig nicht zu beneiden. Amber schielte auf ihr eigenes Dekolleté hinunter und sah dann zu Emmy Lou, und in diesem Augenblick konnte sie erahnen, was die Zukunft für sie bereithielt – falls sie nicht alles daran setzte, Marshall den Rücken zu kehren, sobald dieses letzte Spiel zu Ende war.
»Yippie! King Bobby hat wieder zugeschlagen!« Bobby breitete die Arme aus und strich seinen Gewinn ein.
Amber zuckte zusammen. Mist. Sie hatte offenbar einen ziemlich langen Aussetzer gehabt.
Während einer kurzen Unterbrechung kam Marshall wutentbrannt zu ihr und packte sie am Arm. »Reiß dich gefälligst zusammen, sonst können wir einpacken. Und wenn ich untergehe, kommst du nicht an die hundertfünfzig Riesen, die du deinem Gatten schuldest«, zischte er.
»Wird nicht wieder vorkommen.« Amber entwand ihm ihren Arm, und spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog.
»Das hoffe ich für dich und deinen Vater«, sagte er scharf, ehe er wieder an den Tisch zurückkehrte.
Das Spiel begann von neuem, und diesmal ließ sich Amber nicht mehr ablenken. Bald hatte Marshall einen ansehnlichen Berg Jetons vor sich liegen. Er ließ sich zwischendurch auch die eine oder andere Chance entgehen, damit King Bobby und die anderen Mitspieler keinen Verdacht schöpften, und Amber achtete tunlichst darauf, Marshall keine allzu auffälligen Zeichen zu geben.
Mit zunehmendem Alkoholkonsum wurden die Einsätze höher, und der Lärmpegel stieg.
Amber war froh, als sie in etwa die Hälfte des benötigten Geldes eingespielt hatten. Zeit für eine kleine Showeinlage. Sie stolzierte mit großen Schritten zu Marshall hinüber. »Schatz, du gewinnst!«, gurrte sie. »Denk an dieses traumhafte Diamantencollier, das ich bei Aladdin’s gesehen habe. Stell dir mal vor, wie hübsch es sich um meinen zarten Hals
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