Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
schon einmal solche Faxen gemacht, war einfach losgezogen, um in L.A. zu leben, aber sie war zurückgekommen.
Zu ihm.
Sobald sie eine Schulter zum Anlehnen benötigte, stand sie unweigerlich wieder bei ihm vor der Tür. Genau das würde auch passieren, sobald dieser dämliche Paragrafenreiter ihr das Herz gebrochen hatte. Und dann würde Marshall sie mit offenen Armen empfangen.
Kapitel 4
Der Gerichtstermin war ein Kinderspiel. Der Pflichtverteidiger kam frisch von der Uni, noch ganz grün hinter den Ohren. Der Typ hatte keinen blassen Schimmer von der Materie, so dass Mike rechtzeitig zum Mittagessen fertig wurde. Dann machte er sich auf den Weg zu dem Café neben seiner Dienststelle, wo er mit seinem Cousin Derek verabredet war. Derek hatte ihn am frühen Morgen angerufen und gesagt, sie müssten sich unterhalten.
Mike hatte den Verdacht, dass sein Vater Ärger machte. Bestimmt hatte Edward wieder einmal eine seiner irrationalen esoterischen Maßnahmen ergriffen, um seine Familie vor dem Fluch zu beschützen. Für ihn schien es keine Rolle zu spielen, dass die Frau, die die Corwin-Männer zur Zeit der Salemer Hexenprozesse mit besagtem Fluch belegt hatte, seit Jahrhunderten tot war und dass die Leute, die den Glauben daran unbedingt aufrechterhalten wollten, mittlerweile unschädlich gemacht worden waren.
Die Familie Perkins hatte sich an der Küste angesiedelt und verdiente sich ihr Geld mit Schifffahrt und Immobiliengeschäften. Mary Perkins, eine Nachfahrin jener angeblichen Hexe, saß seit kurzem wegen Betrug, Erpressung und einer ganzen Reihe weiterer Vergehen im Gefängnis. Ihre Enkelin Elizabeth hatte sich eigentlich wegen Brandstiftung vor Gericht zu verantworten, weil sie das Wave, einen legendären Nachtclub in Perkins, abgefackelt hatte, befand sich aber vorläufig in einer Nervenheilanstalt, bis man festgestellt hatte, ob sie zurechnungsfähig war oder nicht. Beide Frauen hatten versucht, mithilfe des Corwin-Fluches ihre Machtposition in der Stadt aufrechtzuerhalten. Nachdem man ihnen das Handwerk gelegt hatte, hoffte die jüngste Generation der Corwin-Männer – Mike, siebenundzwanzig, Jason, sechsundzwanzig, und Derek, zweiunddreißig –, dass die alten Geschichten allmählich in Vergessenheit geraten würden. Genau das wollten jedoch ihre Väter, sehr zum Leidwesen der drei jungen Männer, möglichst verhindern. Die ältere Generation glaubte nach wie vor unerschütterlich an den Fluch.
Das traf insbesondere auf Mikes Vater zu. Zumindest war er derjenige, der sich davor am meisten fürchtete.
Nach allem, was Mike gerade in Las Vegas widerfahren war, hätte er beinahe geneigt sein können, zu verstehen, warum sein Vater an einen solchen Unsinn glaubte. Beinahe. Schließlich hatte er eine Wildfremde vom Fleck weg geheiratet, nur weil er sich eingebildet hatte, es gäbe eine besondere Verbindung zwischen ihnen, und am Ende hatte er sowohl sie als auch seinen Gewinn verloren.
Als er beim Café eintraf, war Derek schon da. Die beiden sahen einander ziemlich ähnlich – Derek hatte dunkles Haar wie Mike, nur war seines kurzgeschnitten, während Mike zumeist einen großen Bogen um Friseure machte.
»Hi, Cousin, wie läuft’s denn so?«, erkundigte sich Mike und nahm auf der Vinyl-Sitzbank Platz.
»Eigentlich gar nicht übel, in Anbetracht der Umstände. « Derek grinste breit. Das tat er ständig, seit er seine Jugendliebe Gabrielle Donovan geheiratet hatte.
»Du meinst, in Anbetracht des Fluches?«, fragte Mike mit einem vielsagenden Blick.
Im Gegensatz zu Mike, der den Fluch schlicht und einfach ignorierte, hatte Derek nach der Highschool bewusst mit seiner großen Liebe Gabrielle Schluss gemacht, um dem Schicksal der Corwin-Männer zu entgehen. Später hatte er eine andere Frau geschwängert und sie geheiratet. Da keine Liebe im Spiel gewesen war, hatte er gehofft, er könne dem Fluch auf diesem Weg ein Schnippchen schlagen und trotzdem eine Familie und ein Kind haben. Doch die Ehe war gescheitert, und vor etwas mehr als einem Jahr war Gabrielle, inzwischen eine erfolgreiche Autorin, zurückgekommen, um Mikes sturen Cousin zu heiraten und ihm zu beweisen, dass es keinen Fluch gab – nur Zufälle und falsche Entscheidungen. Und das demonstrierte sie ihm nach wie vor jeden Tag. Derek war noch immer misstrauisch, doch er war zu dem Schluss gekommen, dass er Gabrielle zu sehr liebte, um sein Leben ohne sie zu verbringen.
Derek
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