Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
sich so weit von zu Hause weg traut. Du etwa?« Edward wagte sich ja kaum je nach Stewart hinein, geschweige denn über die Stadtgrenze hinaus.
Derek schüttelte den Kopf. »Nein, aber man kann nie wissen. Nach der Sache mit dem roten Pulver hat er quer vor unserer Eingangstür eine Schnur gespannt, um ein paar Voodoo-Puppen daran aufzuhängen. Gabrielle meinte, sie wäre beinahe erdrosselt worden, weil er dafür eine durchsichtige Anglerleine verwendet hat.«
»Ich werde mit ihm reden«, versprach Mike. »Ich rufe ihn heute Abend an.«
»Ich glaube, er hat sein Telefon abgemeldet, aus Angst vor wandelnden Geistern oder irgend so einem Quatsch.«
Mike hob überrascht die Augenbrauen. »Bist du sicher? Ich habe doch erst neulich mit ihm gesprochen … Bevor ich am Donnerstag nach Vegas gefahren bin.«
»Hast du ihn angerufen oder …«
»Er hat sich übers Handy bei mir gemeldet.«
»Dafür braucht man ja keinen Anschluss im Haus, hat er mir erklärt, als ich ihn am Samstag besucht habe.« Derek zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Für ihn ergibt es Sinn, mehr weiß ich auch nicht. Ich habe ihm so freundlich wie möglich beizubringen versucht, dass Gabrielle seine Sorge zu schätzen weiß, aber nicht allenthalben auf seine Talismane, Voodoo-Puppen und dergleichen stoßen möchte.« Derek hob resigniert die Hände. »Ich glaube nicht, dass es etwas genützt hat.«
»Das kann ich mir auch nur schwer vorstellen«, pflichtete Mike ihm bei. »Er ist total besessen. Ich werde sehen, was ich ausrichten kann«, versprach er.
Doch Mike machte sich keine allzu großen Hoffnungen. Seine Mutter hatte Edward wiederholt gedroht, sie würde ihn verlassen, weil sie seine verrückten Machenschaften nicht mehr länger ertragen könne, und da das nicht das Geringste bewirkt hatte, war sie irgendwann gegangen. Seitdem trieb Edward es nur noch bunter, war noch tiefer in seiner eigenen Welt versunken.
Die Bedienung kam mit ihren Burgern. Während sie die Teller vor ihnen auf den Tisch stellte, dachte Mike über die Ehe seiner Eltern nach, die angeblich »verflucht« gewesen war.
Seine Mutter Renee hatte sich in Edward verliebt, als er noch einigermaßen normal gewesen war. Doch bevor sich die beiden kennengelernt hatten, war Edward in eine Frau namens Sara Jean verliebt gewesen, der auch Edwards Bruder Thomas schöne Augen gemacht hatte. Schließlich hatte Sara Jean Thomas geheiratet, und durch diese Erfahrung war etwas in Edward zerbrochen. Renee waren im Laufe der Jahre Gerüchte zu Ohren gekommen, wonach sie nur Edwards zweite Wahl gewesen sei. Das und seine schwierige Persönlichkeit, mit der sie nur schwer zurechtkam, und die über die Jahre nur noch komplizierter wurde, hatten Renee schließlich dazu getrieben, Edward zu verlassen.
Seitdem war sie glücklich mit einem Arzt verheiratet und führte ein normales Leben, und Mike beneidete sie.
Er würde für Derek und Gabrielle alles in seiner Macht Stehende tun, aber er kannte Edward, und er wusste, dass nichts auf der Welt seine Meinung ändern konnte, wenn er sich wegen des Fluchs etwas in den Kopf gesetzt hatte.
Mike wandte seine Aufmerksamkeit dem Mittagessen zu. »Ich bin fast am Verhungern. War ein langer Tag vor Gericht«, bemerkte er und machte sich über seinen Burger her. Er nahm sich nicht einmal mehr die Zeit, ihn mit Ketchup zu garnieren.
»So, nun aber zu anderen, aufregenderen Dingen. Wie war’s in Las Vegas?«, fragte Derek, und nahm ebenfalls einen großen Bissen von seinem Burger.
Prompt war Mike der Hunger schon wieder vergangen. Er ließ schweigend den Burger sinken.
»War es echt so toll?«, wollte Derek wissen.
Wenn es irgendjemanden gab, dem Mike die Wahrheit anvertrauen konnte, dann war es sein Cousin Derek. »Du kennst doch die Redewendung, ›was in Vegas passiert, bleibt in Vegas‹?«
Sein Cousin nickte. »Ja, und?«
Mike atmete einmal tief durch, dann erzählte er seinem Cousin die ganze Geschichte.
»Also sind sowohl die Frau als auch die Moneten in Vegas geblieben«, fasste Derek zusammen. Er schüttelte den Kopf. »Schöner Mist. Warum erstattest du nicht Anzeige? Du bist immerhin Detective.«
»Eben deswegen. Wo bleibt denn meine Glaubwürdigkeit, wenn ich öffentlich zugebe, dass ich auf den ältesten Trick der Welt reingefallen bin?« Genau das war es, was ihn nach wie vor beschäftigte. Was ihm auf dem Flug zurück nach Boston ebenso den
Weitere Kostenlose Bücher