Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
nicht zurückbekam. Amber war sich immer darüber im Klaren gewesen, dass ihr der Umgang mit Leuten wie Marshall über kurz oder lang zum Verhängnis werden konnte.
Sie schauderte, fing sich aber gleich wieder. Wie man sich bettet, so liegt man, dachte sie. Jetzt musste sie eben die Suppe auslöffeln, die sie sich eingebrockt hatte. Aber zuerst galt es, herauszufinden, was Sache war. Also rief sie als Nächstes bei sich zu Hause an, um via Fernabfrage ihren Anrufbeantworter abzuhören. Diverse Freunde und Bekannte hatten ihr Nachrichten hinterlassen, lauter alltägliche Anrufe.
Doch die allerletzte Nachricht beunruhigte sie. Robyn Lane, eine alte Bekannte von ihr, die als Concierge im Beverly Wilshire in Kalifornien arbeitete, hatte ihr ziemlich ausführlich auf das Band gesprochen.
Amber drückte auf Wiederholen, um sicherzugehen, dass sie alles richtig verstanden hatte. »Hi, Amber, Schätzchen, hier ist Robyn Lane vom Beverly Wilshire. Lange nichts gehört! Ich hoffe, du fühlst dich wohl in Vegas. Ich wollte dir nur berichten, dass sich drei Typen aus Texas gestern Abend hier nach einer Concierge namens Amber erkundigt haben. Sie hatten keinen Nachnamen, aber sie sagten, die Gesuchte hätte blonde Korkenzieherlocken, und in Kombination mit deinem ungewöhnlichen Vornamen dachte ich mir, dass es vielleicht um dich geht, auch wenn sie im falschen Hotel waren. Natürlich hab ich ihnen keinerlei Infos gegeben, sondern nur ihre Karte genommen, um sie dir zu geben, falls du sie vielleicht kontaktieren willst. Also, ich muss los. Ruf mich an.« Ein lauter Piepton signalisierte, dass der Anruf zu Ende war.
Mist. Da hatte wohl jemand zu viel schlechtes Karma gesammelt.
Amber kam sich vor wie dieser Kleinkriminelle aus der Serie My Name is Earl . Mit dem Unterschied, dass sie keine Protagonistin irgendeiner Fernsehserie war, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Sie wollte doch einfach nur ihr altes Leben hinter sich lassen. Bis jetzt hatte King Bobby sie nicht aufgestöbert, aber sie konnte auf keinen Fall nach Vegas zurückkehren, ehe er die Suche nach ihr eingestellt hatte. Doch wo sollte sie hin, falls Mike Erfolg haben sollte und die Scheidung in null Komma nichts über die Bühne ging? Sie hatte ihre Gründe, bei ihm zu bleiben, Gründe, die nichts mit ihrem Versteckspiel vor King Bobby zu tun hatten. Und sie war entschlossen, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, damit Mike gar keine Zeit blieb, um darüber nachzudenken, wie er sie loswerden sollte.
Allerdings konnte sie nicht ausschließen, dass Bobby Boyd sie über die Crown-Chandler-Hotelkette ausfindig machte. Er war zweifellos reich genug, um sich die Informationen, die er brauchte, zu erkaufen.
Amber wählte die Nummer des Crown Chandler in Beverly Hills und ließ sich mit Sydney London verbinden. Sydney war tagsüber die Chef-Concierge, und ihr war bislang nichts zu Ohren gekommen, dass irgendjemand nach einer Amber gefragt hätte. Aber sie versprach, sich bei den anderen Angestellten zu erkundigen und sobald wie möglich zurückzurufen.
Ambers Nerven lagen blank, dabei wusste sie absurderweise immer noch nicht, weshalb King Bobby eigentlich hinter ihr her war. Ahnte er, dass sie eine Betrügerin war? Wollte er sie benutzen, um an Marshall heranzukommen? Wollte er einfach nur sein Geld zurück – Geld, das sie nicht hatte? Oder war er, was genauso furchteinflößend war, nur auf Rache aus?
Für jemanden wie King Bobby, jemanden mit Beziehungen , wäre es ein Leichtes, ihr die Beine brechen zu lassen, und darauf konnte Amber nun wahrlich verzichten. Sie atmete tief durch, dann griff sie zu Stift und Notizblock und ihrem Handy und machte sich daran, jedes Einzelne von Marshalls Lieblingslokalen anzurufen. Sie wollte herausfinden, ob in den vergangenen vierundzwanzig Stunden jemand von ihm gehört hatte. Zwanzig Minuten später wusste sie, dass keiner seiner Freunde oder Bekannten ihn gesehen oder mit ihm gesprochen hatte. Aber er konnte ja nicht ewig untertauchen. Daher hinterließ sie überall eine Nachricht für ihn, jedoch ohne ihre Nummer zu nennen. Sie wollte schließlich keine zusätzlichen Spuren hinterlassen. Sie bat lediglich darum, Marshall auszurichten, er solle sie umgehend kontaktieren. Er wusste, wie er sie erreichen konnte.
Als sie den letzten Anruf getätigt hatte, zitterten ihr die Hände, und sie war der Lösung ihres Problems kein Stück näher gekommen. Aber wenigstens war sie aktiv
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