Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
verblüffte Ausdruck auf seinem Gesicht hätte sie bestimmt zum Lachen gereizt, wenn er sie nicht zugleich so geschmerzt hätte.
Mike war ebenfalls nicht zum Lachen zumute. »Warum denn nicht?«
Sie umklammerte die Kante der Arbeitsplatte hinter sich. »Weil wir im Haus deines Vaters sind. Es wäre respektlos.«
Mike riss die Augen auf. »Aber vorhin wolltest du doch auch! Und wir sind verheiratet , um Himmels willen!«
»Ich weiß.« Und das wollte sie auch bleiben, und zwar nicht nur, weil sie ihn begehrte. Genau darum hatte sie beschlossen, jetzt nicht mit ihm zu schlafen. Sie musste sich jeden ihrer Schritte genau überlegen. »Ich würde mich einfach nicht wohlfühlen, wenn wir … es … hier tun.«
Im Laufe des Tages war sie zu einer Schlussfolgerung gelangt, die sich langfristig, wie sie hoffte, als wertvoll erweisen würde. Mike hatte kein Problem, mit ihr ins Bett zu gehen. Auf sexueller Ebene passten sie bereits perfekt zueinander. Es waren die übrigen Bereiche ihrer Ehe, denen sie sich verstärkt widmen mussten. Doch das konnte Amber nicht, wenn sie im Bett seinem Charme erlag, es ihm aber zugleich ermöglichte, in sämtlichen anderen Belangen eine Mauer zwischen ihnen zu errichten.
Mike verschränkte die Arme vor der Brust, an seiner Wange zuckte ein Muskel. »Du erwartest doch hoffentlich nicht, dass wir in getrennten Zimmern schlafen, solange wir hier sind?«
Sie schüttelte den Kopf und war froh, dass er schon bei dieser Vorstellung so entsetzt klang. »Natürlich nicht. Wir werden im selben Zimmer schlafen, im selben Bett. Wir haben nur keinen Sex.« Beim letzten Wort senkte sie die Stimme. »Eine Beziehung beschränkt sich nicht nur auf das rein Körperliche.«
Mike biss die Zähne aufeinander. Er war eindeutig anderer Meinung. »Und wie sollen wir bitteschön die Nacht überstehen?« Er streckte die Hand nach ihr aus und strich ihr über die Wange, seine Stimme klang gepresst vor unterdrückter sexueller Spannung.
Eine Spannung, die auch sie erfasst hatte. Doch so sehr sie ihn auch begehrte, es würde ihr auf lange Sicht nicht helfen, wenn sie jetzt nachgab.
»Wir werden uns unterhalten«, flüsterte sie ihm ins Ohr, verführerisch, aber auch bewusst verspielt. »Wir werden uns über unsere intimsten Geheimnisse austauschen und uns besser kennenlernen.« Sie streifte mit den Lippen flüchtig seinen Mund, um jegliche Einwände zu unterbinden. Dann nahm sie ihn bei der Hand und führte ihn ins Schlafzimmer.
Mike hatte das untrügliche Gefühl, in der Falle zu sitzen – und er hatte es sich auch noch selbst zuzuschreiben. Er hatte spontan beschlossen, übers Wochenende zu bleiben, nachdem er miterlebt hatte, wie sehr das Auftauchen von Clara Deveaux seinen Vater aus der Bahn geworfen hatte. Mike fürchtete das Schlimmste, und er wollte hier sein, um seinem Vater beizustehen.
Und jetzt hatte ihm das Schicksal erneut ein Schnippchen geschlagen. Da war er nun, mit seiner Frau vereint, nachdem er sich dazu durchgerungen hatte, jetzt mit ihr zu schlafen und sich erst zu gegebener Zeit darüber Gedanken zu machen, wie er sie wieder los wurde. Und wie es der Teufel wollte, hatte sie nun beschlossen, sich zurückzuhalten.
Sie will, dass wir uns besser kennenlernen , dachte er gründlich frustriert.
Vielleicht konnte er der angekündigten Unterhaltung, die sich womöglich stundenlang mühselig hinschleppen würde, aus dem Weg gehen, indem er schon schlief – oder sich schlafend stellte –, wenn Amber aus dem Bad kam. Es wäre zweifellos die Hölle, die ganze Nacht mit einem Ständer neben ihr zu liegen, ohne dem Verlangen nachgeben zu können, das ihn seit dem Kuss in der Küche schier von innen aufzufressen schien.
Er wäre durchaus geneigt gewesen, ihr zu unterstellen, dass sie ihn absichtlich angetörnt hatte, um ihn zu foppen. Doch nein, sie war kein derart durchtriebenes Luder. Sie flirtete nicht bloß mit ihm, um ihn leiden zu lassen, den Beweis dafür hatte er vorhin in ihren Augen gesehen. Sie fühlte sich ebenso zu ihm hingezogen wie er sich zu ihr und hatte sich zunächst davon genauso mitreißen lassen wie er, mit dem Unterschied, dass sie wieder zur Vernunft gekommen war, aus Respekt vor seinem Vater.
Was ihm imponiert hätte, wäre es nicht an die Bedingung gekoppelt gewesen, dass sie sich stattdessen unterhielten . Er wusste sehr wohl, was sie damit bezweckte: Sie wollte eine emotionale Bindung aufbauen.
Mike
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