Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
boxte auf sein Kopfkissen ein und rollte sich zur Seite, mit dem Gesicht zur Wand. Einen Augenblick später erahnte er ihre Gegenwart im Raum, obwohl sie kein Wort gesagt hatte. Ihre nackten Füße tappten leicht über den Boden, der frische Duft ihres Duschgels hüllte ihn ein, und sein ohnehin schon bis aufs Äußerste angespannter Körper reagierte sofort, wohl wissend, dass seine Bedürfnisse heute Nacht ungestillt bleiben würden.
Sie glitt neben ihm ins Bett, und die Bewegung der Laken und die Wärme ihres Körpers steigerten seine Erregung nur noch zusätzlich.
»Bist du wach?«, fragte sie und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
Es hatte keinen Zweck, ihr etwas vorzumachen. Mit einem resignierten Seufzer richtete er sich auf und schob sich ein Kissen hinter den Rücken, in sein Schicksal ergeben. »Jetzt schon.«
Sie schüttelte lachend den Kopf. »Du warst davor schon wach. Ich habe genau gehört, wie du etwas vor dich hingemurmelt hast, als ich hereingekommen bin.«
Ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass er laut gesprochen hatte. Sie hatte ihn so durcheinandergebracht, dass er nicht mehr klar denken konnte. Und jetzt konnte er die Augen nicht von ihrem Pyjamaoberteil abwenden, dessen V-Ausschnitt viel zu wenig Dekolleté präsentierte.
»Konzentrier dich, Mike. Ich will reden«, ermahnte sie ihn, sichtlich bemüht, ein Lachen zu unterdrücken.
Wie sollte er, wenn ihr ihre Haare so verlockend ins Gesicht hingen und ihn in Versuchung führten?
»Warum versuchst du diese Unterhaltung bloß mit allen Mitteln zu verhindern?«, fragte sie mit einem verschmitzten Grinsen.
»Warum ist diese Unterhaltung bloß so wichtig für dich?«, spielte er den Ball zurück.
Sie kuschelte sich an ihn. »Ich muss mit dir über deinen Vater reden.«
Ihre Antwort überraschte ihn. »Du willst gar nicht über uns reden?«
»Diesmal nicht.«
Ihr fröhliches Lachen sollte wohl die Stimmung etwas auflockern, aber es verfehlte seine Wirkung. Ein Gespräch über seinen Vater würde ihm genauso viel Unbehagen bereiten wie ein Gespräch über ihre Ehe.
Dennoch ließ er sich wieder in die Kissen sinken. Sie würde ein Nein als Antwort ohnehin nicht gelten lassen, und Edward als Gesprächsthema war eindeutig das kleinere Übel. »Was hast du diesbezüglich auf dem Herzen?«
Amber schmiegte sich an ihn, und Mike musste die Zähne zusammenbeißen und mit aller Macht gegen die Empfindungen ankämpfen, die in der unmittelbaren Zukunft wohl auch nicht nachlassen würden.
»Ich habe mich gefragt, ob dein Vater jemals bei einem Arzt war?«, fragte Amber.
»Er hat einen Hausarzt, wenn du das meinst.«
Sie schüttelte den Kopf, so dass ihre weichen Locken seine Brust kitzelten. Er legte den Arm um sie und fand sich mit der Situation ab. Er konnte nur hoffen, dass sie gegen Ende des Gesprächs genauso erregt sein würde wie er – und damit bereit, zu vollenden, was sie in der Küche begonnen hatten.
»Nein, ich meinte, ob er mal bei einem Facharzt für Geisteskrankheiten und seelische Störungen war.«
Mike zuckte zusammen, konnte aber die Worte, die ihm auf der Zunge lagen – Wieso denn das, verdammt nochmal? – gerade noch herunterschlucken, weil ihm insgeheim klar war, wie absurd sie klingen würden.
»Entspann dich.« Sie kniff ihn in den angespannten Oberarm. »Ich will niemanden kritisieren. Ich versuche nur zu helfen. Also, war er schon einmal bei einem Psychiater?«
»Nein.«
»Warum nicht? Du hast selbst zugegeben, dass sein Benehmen nicht normal ist, und ich konnte mich auch schon davon überzeugen.«
»Die Ursache für seinen Zustand ist ein gottverdammter Fluch, der seit Jahrhunderten wie eine schwarze Wolke über seiner Familie schwebt. Was sollte wohl ein Seelenklempner dagegen unternehmen? «
Sie hob den Kopf ein wenig an, um ihm in die Augen sehen zu können. »Was wäre, wenn mehr dahintersteckt? Wenn Edwards Stimmungsschwankungen und Labilität nicht auf einen ›Fluch‹ zurückzuführen sind, sondern Symptome für eine Krankheit sind, die durchaus kontrolliert werden könnte?« Amber sprach bedächtig und drückte sich betont vorsichtig aus.
Doch Mike konnte ihre Frage nicht beantworten. Edward zu einem Psychiater zu schicken, das würde bedeuten, dass er Gewissheit darüber erlangen würde, ob sein Vater geistesgestört war oder nicht. Und das würde Mikes größte, unausgesprochene Angst ans
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