Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
nicht ausstehen.« Er gab seine Schwäche nur ungern zu, aber das war ihm immer noch lieber, als in eines dieser mit Muttern und Bolzen zusammengeschusterten Vehikel steigen zu müssen.
»Wie, du magst keine Achterbahnen?« Sie stemmte die Hände in die Hüften und legte sichtlich verblüfft den Kopf schief. »Achterbahnen mag doch jeder!«
»Nein, ich nicht.«
»Warum denn nicht? Bist du als Kind etwa mal aus einer rausgefallen?« Sie boxte ihn spielerisch in die Seite.
»Nein, ich hasse nur dieses Gefühl, wenn es mir meinen Magen umdreht.« Er verschwieg ihr, dass ihn dieses Gefühl zu sehr an die unglaublichen Hochs und die niederschmetternden Tiefs erinnerte, die er in seiner Kindheit erlebt hatte.
Wie oft hatte Mike seinen Vater angebettelt, zu einem seiner Baseballspiele zu kommen und das leichtfertig dahingemurmelte »Vielleicht« als Versprechen interpretiert! Irgendwann hatte er dann begriffen, dass er sich nicht auf seinen Vater verlassen konnte. Inzwischen musste er, der Sohn, für seinen Vater sorgen, obwohl sich dieser nie wirklich um ihn gekümmert hatte.
»Im Ernst?« Ihre Augen funkelten ungläubig.
»Ja, im Ernst.«
Sie hob die Augenbrauen und trat auf ihn zu. Der Duft ihres Parfüms, der ihn schon den ganzen Tag kirre machte, verursachte prompt wieder ein Kribbeln in seiner Magengegend.
»Tja, ich wette mit dir, dass ich dich auch anders in schwindelerregende Höhen führen kann, und es wird dir nicht nur gefallen, du wirst sogar um mehr betteln«, flüsterte sie ihm ins Ohr, und es war unmissverständlich klar, was sie mit diesem verführerischen Angebot meinte.
Er legte ihr den Arm um die Taille und zog sie an sich. »Ach ja?«
»Oh ja.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mund.
Er fand es absolut unwiderstehlich, wie sie ihr Netz immer enger um ihn spann, ihn fesselte, wie es keine Frau zuvor getan hatte. Er verabredete sich zwar gelegentlich mit Frauen, hatte aber wegen seines gefährlichen Berufs und nicht zuletzt wegen seines Vaters nie eine von ihnen nah genug an sich herangelassen. Wirklich ernst war es bislang mit keiner geworden. Er war selbst zum Einzelgänger geworden, zumindest, was Beziehungen anging. Er hatte nichts gegen Sex, wenn ihn das Bedürfnis danach überkam, aber alles andere brachte zu viele Komplikationen mit sich.
Doch jetzt war plötzlich Amber aufgetaucht. Das Verlangen pochte heftig in ihm, als sie die Lippen öffnete und ihre Zunge die seine umspielte. Wie angekündigt nahm sie ihn mit auf eine wilde Fahrt, rasant, atemberaubend; besser als es sich in einer Achterbahn jemals anfühlen konnte.
Leider beendete sie den Kuss allzu bald und ergriff seine Hand.
»Und was jetzt?«, fragte er.
»Tja, ich kann noch immer nicht glauben, dass sich mein großer, tapferer Cop vor Achterbahnen fürchtet«, neckte sie ihn. »Dann werde ich mich wohl oder übel mit dem Casino begnügen müssen.«
Die folgende Stunde verbrachten sie damit, abwechselnd altmodische Glücksspiele auszuprobieren und heiße Küsse auszutauschen. Mike verlor eine erkleckliche Summe bei dem Versuch, einen Ring mit einem riesigen falschen Diamanten für Amber zu erbeuten. Egal, wie viel er ausgab, egal, wie viele Dartpfeile er warf, der Ring blieb unerreichbar. Dafür lachten sie beide Tränen, und Amber konnte kaum die Finger von ihm lassen. Alles fühlte sich an, als müsste es genau so sein und nicht anders.
Mike konnte sich der ausgelassenen Jahrmarktatmosphäre nicht entziehen und genoss es, Zeit mit einer Frau zu verbringen, die gern mit ihm zusammen war und keine Angst vor dem Fluch hatte, der auf ihm und seiner Familie lastete. Keine Erwartungen, keine Spielchen, einfach nur Spaß. Er wusste, es konnte allerhöchstens ein unverbindlicher One-Night-Stand werden, und doch ertappte er sich plötzlich dabei, dass er sich wünschte, es möge mehr daraus entstehen, etwas Ernstes, Dauerhaftes.
Sie schlenderten von Stand zu Stand, nur um immer wieder zu dem mit den Dartpfeilen und den Luftballons zurückzukehren, wo Mike ein ums andere Mal versuchte, den Ring zu ergattern. Amber feuerte ihn an, bis sie ganz heiser war. Er besorgte ihnen je ein kühles Bier, und sie scherzten über den hässlichen Teddy, den er im Austausch gegen mehrere kleinere Gewinne bekommen hatte.
Die Sache mit dem Ring ärgerte Mike. Er wusste, sie wünschte sich diesen Ring als kleines Andenken an ihren
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