Spiel ohne Regeln (German Edition)
»Müssen Sie nicht mehr arbeiten? Ich möchte nicht, dass Sie meinetwegen Ärger mit Ihrem Chef bekommen.«
»Nein, ganz und gar nicht. Meine Arbeitszeit ist eher flexibel«, log er. »Und ich hatte heute sowieso geplant, frühzeitig Schluss zu machen, daher wird mein Chef nichts dagegen haben.«
Das entsprach mehr oder weniger der Wahrheit. Joe hatte ihm erlaubt, früher zu gehen, damit er rechtzeitig loskam, um nach Olympia zu fahren und Carrie abzuholen.
Unvorhergesehene Planänderung. Seine jüngere Schwester würde einfach Verständnis dafür aufbringen müssen. Eine Chance wie diese ergab sich vielleicht einmal im Jahrtausend.
»Darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen?«
Ihre Mundwinkel hoben sich. »Das sind die einzig interessanten.«
Ihr verführerischer Tonfall jagte ein Kribbeln durch seinen Körper, bis in die Zehen- und Fingerspitzen. »Ihr, nun ja, Akzent«, murmelte er und errötete. »Woher kommen Sie?«
»Aus Moldawien. Ich bin mit einem Studentenvisum hier.«
»Echt? Ich heiße übrigens Josh.« Er streckte ihr die Hand hin.
Sie nahm sie und hielt sie fest. »Nadia.« Sie offerierte ihm den Namen, als wäre er ein Diamant auf einem kleinen Samtkissen.
Nadia. Wow! Josh war hin und weg. Er formte den Namen lautlos mit den Lippen. Ein verzücktes Schaudern überlief seinen Rücken, als er ihn mit dem Mund ertastete.
Ihre Hand war unvorstellbar weich. Sie hatte ihre schlanken, kühlen Finger um seine geschlungen und hielt sie fest. Zärtlich und voll Vertrauen – und so lange, bis er nicht mehr wusste, was er tun sollte. Seine Hand zurückziehen? Er wollte nicht riskieren, damit ihre Gefühle zu verletzen. Vielleicht war das irgendein kulturelles Ding, und die Moldawier schüttelten sich wirklich lange und intim die Hand.
Der Effekt übertrug sich sofort auf sein bestes Stück. Er bekam einen Ständer.
»Ich sollte meinem Boss Bescheid sagen, dass ich jetzt verschwinde«, meinte er verlegen. »Und, würde es dir etwas ausmachen, draußen zu warten? Meine Begründung, warum ich früher Schluss mache, stinkt zum Himmel, wenn er sieht, wie ich mit einer umwerfenden Blondine abziehe.«
Sie bedachte ihn mit einem verschwörerischen Lächeln und blinzelte ihn mit einem sexy Augenaufschlag an. »Das war süß«, flüsterte sie. »Wir sehen uns dann draußen. Josh.«
Josh beobachtete, wie sie den Laden verließ, dabei fragte er sich, wann er aus diesem Traum aufwachen würde. Er zerrte den Saum seines orangeroten Hemdes aus der Jeans, um seine akute Erektion zu verbergen und alle, die ihn zukünftig in der Nähe dieses unglaublichen Mädchens überraschen könnten. Wie auf Sprungfedern geschnallt, hüpfte er rüber zum Büro seines Chefs, Joe.
»He, Joe«, sagte er. »Ich hau ab.«
Joe sah stirnrunzelnd auf seine Armbanduhr. »Jetzt schon?«
»Ich hatte dir doch schon Bescheid gesagt, weißt du noch? Ich gehe heute früher, weil ich meine Schwester abholen muss. Es ist ja nur eine Stunde. Die häng ich nächste Woche dran.«
»Das möchte ich dir geraten haben«, brummte Joe und winkte ihn weg.
Josh wählte Carries Nummer, während er auf den Mitarbeiterraum zusteuerte, um Jacke und Schlüssel zu holen. Sein ursprünglicher Plan hatte vorgesehen, runter nach Evergreen zu brettern, seine Schwester aufzugabeln und die Nacht bis nach Seattle durchzufahren. Sie würden unterwegs über den iPod wummernden Rap hören und dabei ihre Einmischung in das Leben ihrer liebestrunkenen älteren Schwester planen, die offensichtlich geschwisterliche Hilfe und Überwachung benötigte.
Sie würden unangekündigt auftauchen, und mit ein bisschen Glück würden sie sie sogar in Gegenwart dieses zwielichtigen Typen ertappen. Dann könnten Carrie und er den Kerl in die Flucht schlagen, sollte er sich als unwürdig erweisen, was wahrscheinlich erschien.
Doch das würde nun warten müssen. Für Nadia würde sich einfach das ganze beschissene Universum in Geduld fassen und warten müssen. Becca bekam noch einen Tag mehr, um sich mit ihrem Wüstling auszutoben, bevor er und Carrie sie zur Schnecke machen würden.
Das Telefon klingelte und klingelte. Das war ungewöhnlich. Er probierte es auf dem öffentlichen Anschluss in Carries Studentenwohnheim.
»Wer ist da?«, meldete sich eine rauchige weibliche Stimme.
Josh identifizierte sie als Elyses, die im Zimmer neben Carrie wohnte. »Hallo, Elyse! Hier ist Josh, Carries Bruder«, sagte er. »Ist sie da?«
»Ach, hallo, Josh! Ich glaube nicht. Eigentlich
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