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Spiel ohne Regeln (German Edition)

Spiel ohne Regeln (German Edition)

Titel: Spiel ohne Regeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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der Insel zu ihr zurückgekrochen kommen würde? Er nahm es ihr nicht übel. An ihrer Stelle wäre er sich wahrscheinlich auch sicher gewesen.
    Und dann die herzzerreißende Geschichte, über die sie sich einander angenähert hatten: der gute alte Dad, Mom, die die Pillen schluckte, Becca, die ihre kleinen Geschwister allein großzog. Ihre Aura stoischer Duldsamkeit, vermischt mit trotzigem Galgenhumor – so ein sympathisches, meisterlich erdachtes Detail. Er hatte ihr jedes Wort abgekauft.
    Aber warum hatte sie so lange damit gewartet, ihm den Dolchstoß zu versetzen? Sie hätte ihn während der letzten Tage jederzeit an Zhoglo ausliefern können. Mit seinem Kopf zwischen ihren Beinen und seinem Gehirn weich wie Pudding hatte er seine Deckung komplett fallen gelassen.
    Vielleicht hatte sie es auf einen noch größeren Preis abgesehen. Immerhin würde Daddy Novak eine beachtliche Summe für Tamara berappen, und er würde es genießen, die McClouds in blutige Streifen zu schneiden wegen dem, was sie mit seinem Sohn angestellt hatten. Mit seinem legendär schlechten Urteilsvermögen hatte Nick jeden einzelnen seiner Freunde zur Zielscheibe gemacht und in tödliche Gefahr gebracht.
    »Zieh dich an«, befahl er.
    Becca sah aus, als müsste sie sich übergeben. »Wohin gehen wir?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er aufrichtig. »Irgendwohin. Es ist mir scheißegal. Aber ich ziehe es vor, ein bewegliches Ziel abzugeben. Außerdem kann ich besser denken, wenn ich in Bewegung bin.«
    Sie steckte ihr Ladegerät in die Steckdose, schloss ihr Handy an und stolperte ins Bad. Das Wasser in der Dusche begann zu rauschen.
    Nick ließ sich schwer aufs Bett fallen und musterte ihre Handtasche. Er wusste nicht, was ihn dazu verleitete, die Schnalle zu öffnen und hineinzusehen. Masochismus vielleicht. Der Wunsch, für seine eigene Dummheit bestraft zu werden.
    Der Umschlag in der Innentasche brachte seine Kiefermuskeln zum Zucken. Es war ein europäischer Umschlag, kein amerikanisches Format. Das Papier war dünner, glänzender, gelber. Die Laschen waren anders gefaltet. Er war unverschlossen und gerade groß genug für das Geldbündel, das er enthielt.
    Nick ließ die Scheine über seinen Daumen rollen. Fünfzehntausend, in druckfrischen Hundertern. Das Papier blieb an dem kalten Schweiß, der seine klammen Hände bedeckte, kleben.
    Er schob die Scheine zurück in den Umschlag, steckte ihn in die Handtasche, dann unterzog er sie einer genaueren Inspektion. Er entdeckte einen Schlitz im Futter, fasste hinein und zog einen GPS -Sender heraus, eine kommerzielle Handelsmarke, nichts Professionelles, aber er erfüllte seinen Zweck. Die Dusche wurde abgedreht. Nick ließ den Sender wieder unter das Futter gleiten und legte die Handtasche zurück an ihren Platz.
    Tja, damit war das Rätsel gelöst. Sie war in die Gavin Street gefahren, um Zhoglo Bericht zu erstatten, Geld für diverse Ausgaben und das Spionagegerät in Empfang zu nehmen. Wahrscheinlich hatte man sie angewiesen, ihn damit zu verwanzen. Er konnte es also nicht loswerden, ohne dass sie ihm auf die Schliche kam.
    Stöhnend barg er das Gesicht in den Händen. Sein Kopf schmerzte. Verflucht, war das alles kompliziert! Nein, kompliziert traf es nicht annähernd.
    Feucht, nackt und bildschön kam Becca in einer von hinten erleuchteten Dampfwolke aus dem Bad gestürmt. »Hat mein Handy geklingelt?«
    Er schüttelte den Kopf und beobachtete, wie sie sich in wilder Hast ankleidete. Ihre Hände zitterten. Sie ließ immer wieder etwas fallen, zog ihr Oberteil links herum an, strauchelte, als sie die Beine in die Jeans schob. Als sie sich an ihren Schuhbändern zu schaffen machte, konnte er nicht länger zusehen – Theater hin oder her.
    Er kniete sich hin, zog die Schnürsenkel ihrer Laufschuhe fest und band sie zu. Der besorgte Nick. Sie streichelte mit den Fingerspitzen über sein Gesicht, zart wie die Berührung eines Schmetterlings. In ihren Augen glitzerten Tränen.
    Herrgott! Beiß die Zähne zusammen und erwidere ihre Zärtlichkeit, du Memme! Nein. Auch er hatte seine Grenzen. Er zuckte zurück. »Können wir los?«
    Becca schnappte sich ihre Handtasche, checkte ihr Handy und verstaute es zusammen mit dem Ladegerät in der Außentasche. »Ja.«
    Sie stiegen in den Wagen, während Nick seine Optionen abwog, bis ihm der Kopf schwirrte. Jede einzelne war unschön. Er könnte Tam um irgendetwas aus ihrer Auftragskiller-Trickkiste bitten, wie zum Beispiel eine Nervengaskapsel,

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