Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel ohne Regeln (German Edition)

Spiel ohne Regeln (German Edition)

Titel: Spiel ohne Regeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
Vom Netzwerk:
Becca war ein vernunftbegabter Mensch. Sie war vernunftbegabt genug, das College aufzugeben, und das trotz des in Aussicht gestellten Stipendiums. Es war schmeichelhaft, dass man es ihr angeboten hatte, aber es deckte lediglich die Studiengebühren ab. Nicht jedoch die Kosten für ein Dach über Joshs und Carries Köpfen, ebenso wenig wie die für Lebensmittel, Kinderärzte, Schulkleidung, Turnschuhe und all das andere.
    Ja, sie hatte Verständnis für jedermanns Blickwinkel, nur nicht für ihren eigenen. Sie durfte sich keinen Blickwinkel erlauben. Sie hatte Angst vor dem, was sie sehen würde.
    Scheiß drauf! Sich all das ins Gedächtnis zu rufen, würde ihr jetzt nicht helfen. Ihr Blick schweifte zu dem bewaffneten Gangster, der sie lüstern anglotzte und seine Hoden sortierte.
    Oh Gott! Ihr wurde übel.
    Es blieb ihr keine andere Wahl, als sich der entsetzlichen Realität zu stellen. So schlimm sie auch werden mochte. Wie an dem Tag, an dem sie ihre Mutter auf dem Schlafzimmerfußboden gefunden hatte.
    Was oben mit Mr Big passiert war, hatte ihre Selbsterhaltungsmechanismen zerstört. So neurotisch sie auch gewesen sein mochten, so waren sie doch alles, was sie gehabt hatte. Jetzt lagen sie in Trümmern. Die Farben waren zu grell, die Geräusche misstönend, abwechselnd zu laut oder zu leise. Die Gesichter der Männer, die sich in der Küche befanden, stachen in krassem Kontrast heraus. Ihre Mienen waren messerscharfe tintenschwarze Schatten, und Becca erblickte grauenvolle Dinge in den Tiefen ihrer Augen.
    »Nimm dich zusammen«, wisperte Mr Big und drückte ihr ein Küchentuch in die Hand. »Wisch dein Gesicht ab! Hör auf zu flennen! Halte dich bereit, den Wein und die Vorspeisen zu servieren!«
    Flennen? Dieser arrogante Mistkerl . Sie tupfte sich die Augen trocken, dann presste sie das Tuch auf ihren Mund. Der Zorn brachte Klarheit in ihren Kopf – und er wusste das.
    Er steckte die Hand in seine Tasche und förderte ihren rosaroten Lippenstift zutage. Ausgerechnet.
    »Es ist wieder Showtime. Fall mir bloß nicht in Ohnmacht!« Er zog die Kappe des Lippenstifts ab und reichte ihn ihr. Mit einer zitternden Hand legte sie etwas Farbe auf. Er war warm von der Hitze seines Körpers.
    Mr Big musterte sie, dann zog er ihren tiefen Ausschnitt etwas nach oben, damit ihre Brustwarzen nicht mehr herauslugten. Sie fasste nach seiner Hand. »Bitte nicht«, flüsterte sie. »So sieht jeder meine … «
    »Oh, verdammt!« Finster betrachtete er das Nest von Schamhaaren, das er freigelegt hatte.
    »Es ist das eine oder das andere, verstehst du?« Ein hysterisches Kichern entfuhr ihr.
    Er stieß einen Kraftausdruck in dieser ihr unbekannten Sprache aus und drückte ihr das Tablett mit dem dekantierten Wein, den Weingläsern und Appetithappen in die Hände.
    Die Gläser klirrten. Er legte die Hände auf ihre, um sie zu stabilisieren. Seine waren so warm und stark.
    Er dirigierte sie zum Speisezimmer. Vor der Tür blieben sie stehen. Er beugte sich nach unten und gab ihr einen flüchtigen, ermunternden Kuss auf die Wange.
    »Sei auf der Hut«, warnte er sie leise. »Und lächle , um Gottes willen!«
    Er öffnete die Tür und gab ihr einen Schubs, der sie leicht taumeln ließ. Becca fühlte sich wie eine Plastikpuppe, als sie ihren rosarot schimmernden Mund zu einem Lächeln zwang. Sie krallte die nackten Zehen in den Teppich, um sich abzustützen. Ihr Körper war von kaltem Schweiß und einer Gänsehaut überzogen.
    Jemand hatte die Kerzen angezündet, sie flackerten hell. In Beccas kurzsichtigen Augen schwammen Tränen. Sie konnte die beiden Männer, die am Tisch saßen, kaum erkennen. Die Tränen verwandelten die Kerzenflammen in helle Lichtkleckse. Sie kniff die Lider zusammen, ließ sie über ihr Gesicht rollen. Mit dem Tablett in den Händen konnte sie sie nicht wegwischen.
    Die Männer nahmen allmählich Gestalt an, während sie sich ihnen näherte. Lächle, um Gottes willen!
    Das würde sie schaffen. Die Fähigkeit, zu lächeln und sich heiter zu geben, obwohl sie in Wahrheit innerlich starb, hatte sie perfektioniert. Allerdings war sie sich nicht sicher, ob es einen Grund gab, sich auf dieses Talent etwas einzubilden. Doch jetzt gerade kam es ihr sehr gelegen.
    Die beiden Männer unterbrachen ihr Gespräch, als sie an den Tisch trat. Becca wurde für einen kurzen Moment von einem Schwindelanfall erfasst, doch dann schien sich ein Schalter in ihr umzulegen.
    Sie konnte es nicht Mut nennen. Es war mehr ein reiner

Weitere Kostenlose Bücher