Spiel ohne Regeln (German Edition)
Dunkles stolperte, das mitten im Flur lag. Sie schlug mit dem Gesicht voran hart auf dem Boden auf und landete mitten in einer Pfütze …
Blut. Unmengen von Blut. Becca hob langsam den Kopf, blinzelte in die Küche, versuchte, ihre kurzsichtigen Augen scharf zu stellen.
Gleich darauf wünschte sie sich, es nicht getan zu haben.
10
Beccas Timing war grauenvoll. Warum nur überraschte ihn das nicht?
Nick ließ Yevgenis zuckenden Körper zu Boden sinken, dann bugsierte er ihn so weit wie möglich in den toten Winkel der Videokamera. Verdammt! Fünf Sekunden mehr, und er hätte sie im Flur abfangen können.
Trotzdem blieb er cool – zurück in die Eishöhle. Je mehr Blut er vergoss, desto cooler wurde er. So war es schon immer gewesen.
Nicht schreien! , befahl er Becca mit seinem Blick. Er hatte Anatoli in einem der anderen toten Winkel der Kamera zurückgelassen, aber falls jemand den Monitor überwachte, hätte er mitbekommen, wie sie über ein unsichtbares Hindernis stolperte. Zum Glück war der arterielle Blutstrom versiegt. Blutbespritzte Wände stachen ins Auge. Er wischte sein Messer hastig am Hemd des Kerls ab.
Fassungslos betrachtete Becca das Blut, durch das sie geschlittert war, ihre purpurroten Hände, das nasse, rote Messer in Mr Bigs Faust. Ihre Pupillen weiteten sich. Ihr Mund klappte auf. Es war verdammt noch mal an der Zeit, von hier zu verschwinden, dachte Nick, und zwar schnell, bevor sie zu Atem kam und das hysterische Geschrei anstimmte, das er erwartete.
Er zog sie auf die Füße und hielt sich weiter geduckt, während er sie an dem toten Fleisch vorbeilotste, das ehemals Anatoli gewesen war. Sie war glitschig, aber Blut wurde schnell klebrig.
Zurück durch den Flur, raus auf die Veranda, wo sie ihr Mittagessen ausgespuckt hatte. Sie stieß ein hohes Wimmern aus, als er sie über die dritte Leiche zerrte, die er in den Schatten eines Baums geschoben hatte.
Drei von sieben erledigt. Pavel bewachte Zhoglo im Speisezimmer, Mikhail passte auf das Boot auf, Kristoff beaufsichtigte die Monitore. Einer fehlte, vermutlich befand er sich auf dem Rückweg vom Hafen. In nur wenigen Sekunden würde Kristoff bemerken, dass er den visuellen Kontakt verloren hatte. Er würde versuchen, die anderen Männer über Funk zu erreichen. Erfolglos. Damit wären er und Becca am Arsch.
Er musste ihr zugutehalten, dass sie sich schnell und leichtfüßig bewegte. Sie atmete überlaut, aber immerhin schrie sie nicht.
Nick blieb vor der unübersichtlichen Kurve des Bohlenwegs stehen und strengte all seine Sinne an, um Informationen darüber zu erhalten, was sich hinter dieser Biegung in dem düsteren Wald verbarg. Die Vibration, die ihn in Alarmbereitschaft versetzt hatte, verwandelte sich in Geräusche. Das ungestüme Tempo, mit dem die Stiefel des Mannes aufschlugen, verriet ihm, dass man ihr Verschwinden bereits bemerkt hatte. Somit gab es für ihn keinen Grund mehr, seine Schusswaffe nicht zu benutzen. Der große blonde Kerl kam um die Kurve geschossen, wobei er leise in sein Funkgerät sprach. Er hatte gerade noch Zeit, die Augen aufzureißen, bevor die Kugel aus Nicks schallgedämpfter SIG 229 seine Stirn durchschlug. Der Kopf flog nach hinten, er wurde von den Füßen gerissen, schlug mit voller Wucht auf und blieb halb auf, halb neben dem Bohlenweg liegen.
Ein Kinderspiel. Nick zerrte Becca an dem Leichnam vorbei. Vier in weniger als fünf Minuten. Nicht schlecht für jemanden, der völlig am Arsch war. Beccas Beine zitterten, und sie taumelte. Vermutlich erlitt sie gerade einen Schock. Der Witz würde auf seine Kosten gehen.
Es glich einem Wunder, dass sie überhaupt so weit gekommen waren. Nick hatte die Formel für diese Flucht in seinem Kopf errechnet. Mehrere Zufallsfenster mussten lange genug perfekt hintereinander angeordnet bleiben, damit er hindurchspringen und Becca mit sich ziehen konnte.
Er konnte nicht sieben bewaffnete Männer auf einmal eliminieren. Es musste geschehen, während Zhoglo und sein neuer Geschäftspartner durch ihr Essen und Beccas Titten abgelenkt waren. Ihre Bewachung würde Pavel beschäftigt halten. Es musste während des Wachwechsels auf dem Boot geschehen, damit nur ein Mann anstelle von zweien vor dem Haus patrouillierte. Alles musste in sorgfältig geplanter Reihenfolge – Vorderveranda, Flur, Küche – und in tödlicher Stille ablaufen. Ohne Schreie, Stöhnen, Kreischen, Ächzen oder Schüsse. Und schließlich musste Becca exakt im richtigen Moment auftauchen, den
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