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Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Titel: Spiel Satz Tod - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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was ihm die Würde und Autorität eines Wachmannes verlieh, der seine Nase in alles steckte. Eine seiner selbsterdachten Lieblingsbeschäftigungen war es, darauf zu achten, dass die Schüler, die das Gelände während der Mittagspause verließen, auch wirklich, wie angewiesen, den oberen Klassen angehörten. Ich fand ihn auf einem Rasenstück neben der Hauptausfahrt der Schule, wo er jeden Wagen stoppte und die Schülerausweise kontrollierte. Rothaarig, über und über von Sommersprossen bedeckt und mit einem birnenförmigen Körper gesegnet, der noch nie ein Fitnessstudio gesehen hatte, war Stan ein beeindruckendes Exemplar von Männlichkeit. Er hatte die Intelligenz eines Brokkolis, war aber immer freundlich und mochte seinen Job. Die Schüler nannten ihn mehr aus Gewohnheit als wirklicher Feindseligkeit den Parkplatznazi und machten sich einen Spaß daraus, ihn auszutricksen.
    Ich wartete, bis er mit einer Wagenladung kichernder Mädchen fertig war. »Stan, haben Sie eine Minute Zeit? Ich muss Sie etwas fragen. Es geht um den Tag, an dem Fred umgebracht wurde.«
    Sein Gesicht verfinsterte sich. Schweißperlen tropften ihm von der Stirn. Er zog den Kragen seines offiziellen James-Bonham-Highschool-Poloshirts hoch, um sie abzuwischen. Aus dem Ausschnitt lugten ein weißes Unterhemd und ein Büschel rotes Brusthaar hervor. Rasch wandte ich meinen Blick ab.
    »Das war schrecklich. Der arme Trainer. Er war ein echter Gentleman.« Stan winkte den nächsten Wagen durch, da er den Fahrer offenbar kannte, und stoppte dann einen roten Mustang mit einem Handzeichen. Der Fahrer verdrehte die Augen, hielt aber gehorsam.
    »Das war er wirklich«, sagte ich. »Ich möchte wissen, ob Sie auf dem Gelände jemanden bemerkt haben, der nicht hierher gehört. Vielleicht einen Wagen, der noch spätabends hier geparkt hat?«
    Stan schnippte mit den Fingern, was bedeutete, der Grünschnabel am Steuer möge ihm seinen Ausweis zeigen. Ich schaute durchs Rückfenster und sah eine blaue Decke, die zwischen den Sitzen über etwas geworfen war, das ein Schüler sein konnte. Es bewegte sich ein bisschen, als müsse sich jemand das Lachen verkneifen.
    »Tut mir leid. Mir ist nichts Besonderes aufgefallen.« Er winkte den Wagen durch, ohne etwas zu bemerken, und war schon beim nächsten.
    Eine Gruppe Jungen lief über den Parkplatz zu einem großen Chevy Impala. Einige drückten sich gespielt unauffällig am Kofferraum herum. Dieser öffnete sich und schloss sich rasch wieder. In den Wagen stiegen dann mindestens zwei Jungen weniger. Ich warf einen Blick auf Stan, ob der etwas mitgekriegt hatte. Das hatte er nicht.
    »Und was ist mit Besuchern? Mindestens ein Vater war hier und hatte Streit mit Fred. Haben Sie ihn oder vielleicht noch andere Personen gesehen?«
    Stan legte den Kopf in den Nacken und schaute nach oben, als könne er die Antwort vom wolkenlosen Himmel ablesen. Ich spürte, wie die Sonne den Beton unter meinen Füßen zu erwärmen begann, wie Haut und Haar von ihr durchströmt wurden. Der Sommerduft von warmem Gras und Erde, überlagert von Abgasen und schmelzendem Asphalt, hing in der Luft. Während Stan über eine Antwort nachgrübelte, schlüpften zwei Wagen unkontrolliert durch.
    »An dem Tag hatten wir jede Menge Besucher. Schüler, Eltern, Lehrer und Handwerker – alles bunt durcheinander.Ich glaube, auch die Filmcrew war schon da und hat irgendwas hinter der Schule ausgemessen. Ich wünschte, ich hätte etwas gesehen!«, fügte er mit plötzlicher Gefühlsaufwallung hinzu. »Ich wünschte, ich wäre an diesem Abend bei Fred gewesen!«
    Das klang so aufrichtig, dass ich ihm auf die Schulter klopfte. Das bereute ich sofort. Es war, als hätte ich eine feuchte Socke angefasst.
    »Trotzdem danke, Stan«, sagte ich, denn eine so gute Erinnerung an Fred musste wohl belohnt werden. »Kleiner Vorschlag: Schauen Sie mal in den Kofferraum von dem Impala dort.«
    Er blickte mich überrascht an, dann verengten sich seine Augen, und der Jagdinstinkt setzte ein. Er sah mich dankbar an, ich winkte ihm zu und ging.
    Im Verwaltungsgebäude blieb ich stehen und genoss erst einmal die kalte Luft, die mir beim Eintreten entgegenschlug. Dies war das einzige gut klimatisierte Haus auf dem ganzen Schulgelände. Hier tat man wohl sogar etwas zu viel des Guten. Die beiden Frauen, die hinter dem langen Empfangstresen saßen, trugen jedenfalls Pullover, und ich hörte sogar hinter einem der acht Schreibtische in dem weiten offenen Raum einen

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