Spiel Satz Tod - Kriminalroman
ausströmen, wobei er seinen Kopf höflich zur Seite drehte. Viel half das nicht. Die Brise blies mir den Rauch direkt ins Gesicht.
Als er das bemerkte, hüstelte er schuldbewusst. »Entschuldigung. Ja, der alte Kerl hat sich mit jemandem gestritten. Ich habe gesehen, wie er mit den Händen herumgefuchtelt hat. Das wirkte komisch, deshalb erinnere ich mich daran.«
Ich hielt den Atem an. »Wie sah der andere aus? Kannten Sie ihn vielleicht?«
Er zuckte die Achseln. »Na, so ein Kerl eben.«
»Bitte, strengen Sie Ihr Gedächtnis an. War er groß oder klein? Trug ›er‹ vielleicht einen Rock? Oder war sonst etwas Besonderes an der Person?«
Er grinste breit. »Trug ›er‹ einen Rock. Das ist wirklich gut. Das muss ich mir merken. Nein, der sah aus wie alle. Einen ziemlich breiten Arsch hatte er«, fügte er nach einigem Nachdenken hinzu. »Für so einen Alten.«
»Groß, aber nicht dick? Moment mal! Hatte er eine Hängebrust? Und sah aus wie ein Chihuahua?«
Er klappte mit den Lidern. »Jetzt, da Sie es sagen, ja, er hatte Brüstchen. Und das mit dem Chihuahua stimmt auch. Wissen Sie, wer es ist?«
»Ich kann es mir denken.« Das konnte ich tatsächlich. Es musste Ed Jones gewesen sein, der Mathematiklehrer und Möchtegern-Tennistrainer. Mit Mr. Jones musste ich unbedingt sprechen.
Die Schüler, die alles mitkriegten, hatten längst zu spielen aufgehört und blickten gespannt zu uns herüber. Ich winkte ihnen zu, und sie kamen herbeigelaufen.
Carl blätterte die Formulare durch. »Alles okay. Los geht’s.« Er führte die Gruppe zu einem Schulbus. Ich runzelte die Brauen. »Wo fahren wir denn überhaupt hin?«
»Unsere Kameras stehen in einem Park …«, er schaute in seinem Notizbuch nach, »… im Slaughter Creek Park.«
»Wir fahren in einen Park?« Das hatte mir niemand gesagt.
»Ja, dort gibt es einen wunderbar bewachsenen Pfad, viele Bäume, sehr abgelegen. Perfekt für eine Verfolgungsjagd zu Fuß.«
Ich musterte meine Schüler, die Tenniskleidung trugen und ihre Schläger dabeihatten. »Ich will mich ja nicht einmischen, aber mich interessiert schon, in welchem Zusammenhang eine Tennismannschaft durch einen abgelegenen Park rennt?«
Er grinste. »Keine Sorge. Wenn alles fertig ist, dann sieht es aus wie ein Weg zwischen Tennisplätzen.«
Ich schüttelte den Kopf, holte meine Handtasche und schloss den Tennisraum zu. Was immer ich zu Roland gesagt hatte, dies war schon eine aufregende Sache. Ich hatte noch nie erlebt, wie ein Film gedreht wurde, und meine Schüler waren in Hochstimmung. Schwatzend und lachend stiegen wir in den Bus. Als wir vom Parkplatz rollten, taten mir Roland und das Schultheater sogar ein bisschen leid. Kein Wunder, dass er grün vor Neid gewesen war.
Carl bewältigte die kurze Entfernung bis zu dem Park mit wenig Respekt für Geschwindigkeitsbegrenzungen oder die Gesetze der Physik. Wir mussten uns an alle verfügbaren Griffe klammern, um nicht von den Sitzen geschleudert zu werden. Schließlich hielt er auf einem Parkplatz neben einem riesigen Spielgelände, wo ein paar Mütter im Schatten saßen und ihren Kleinen zusahen. Sie blickten neugierig auf, als wir ausstiegen, ich leicht benommen und meine Spieler mit viel Trara und Gelächter.
»Hier entlang«, sagte Carl und wies auf einen roten Schotterweg, der zwischen Fußballfeldern in ein Wäldchen führte.
Direkt hinter einer Disc-Golf-Anlage war der Weg mit gelbem Band abgesperrt. Ein kräftiger junger Mann mit Clipboard und Headset achtete darauf, dass niemand weiterging. Er nickte Carl zu und öffnete die Sperre, um uns passieren zu lassen. Über sein Mikrofon kündigte er unser Kommen an. Der Weg wurde immer schmaler und wand sich durch dicht stehende Eichen, Ulmen und Zedern. Dazwischen wuchs dichtes Unterholz, so dass ein Verlassen des Weges nahezu unmöglich war. Blassgrüne und blaue Schatten breiteten sich aus und wurden länger, als die Sonne im Westen zum Horizont hinabsank. Das Geräusch von drei Dutzend Tennisschuhen auf Schotter übertönte das Zirpen der Zikaden und das Zwitschern der Drosseln.
Die junge Frau, die ich am ersten Tag gesehen hatte, kam uns entgegengelaufen, das lange brünette Haar im Nacken zusammengebunden und eine große Sonnenbrille über der Stirn.
»Hi«, sagte sie mit heller Stimme. »Ich bin Amanda Finch, die Casting-Chefin.«
Sie musterte uns rasch, aber gründlich mit flinken Blicken wie ein Hamster und schien sehr zufrieden. »Oh, ja. Ihr seid perfekt. Bitte hier
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