Spiel Satz Tod - Kriminalroman
entlang.« Mit schnellem Schritt ging sie voran.
Wir folgten ihr und schauten uns erstaunt um. Die Fußballfelder und der Spielplatz waren kaum zweihundert Meter entfernt, aber das mochte man gar nicht glauben. Wir kamen uns vor wie in einer fernen Wildnis.
»Ich war mir überhaupt nicht sicher, ob sie in den Film passen, als Michael Sie engagiert hat«, sagte sie über die Schulter, »aber ich hätte ihm vertrauen sollen. Er hat ein gutes Auge. So, bleiben Sie bitte einen Moment hier stehen. Suchen Sie sich ruhig ein schattiges Plätzchen«, empfahl sie mir.
Dann schritt sie die Reihe meiner Tennisspieler ab und schaute sich jeden und jede einzeln an.
»Ihr seid einfach perfekt«, erklärte sie schließlich. »Sehr authentisch. Änderungen sind nicht nötig. Ich weiß nicht, ob euch das schon jemand gesagt hat, aber ihr müsst bei jeder Aufnahme exakt dasselbe anhaben. Bis hin zur Unterwäsche.« Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht und verschwand sofort wieder. »Das ist mein Ernst. Zumindest das, was zu sehen ist. Auch die Socken. Das Publikum schaut heutzutage sehr genau hin. Es merkt jede Veränderung. Ich mache jetzt von jedem von euch ein Foto, damit wir genau wissen, wie ihr aussehen müsst, falls wir an einem anderen Tag noch einmal drehen. Wenn da also etwas ist, das ihr bei den Aufnahmen nicht tragen wollt, dann weg damit.«
Während sie jeden einzelnen Spieler und jede einzelne Spielerin fotografierte, nutzte ich die Gelegenheit, mich ein wenig umzusehen. Der Weg schlängelte sich in Serpentinen abwärts, und nach der nächsten Biegung kam ich auf freies Gelände, wo sich die Filmcrew aufgebaut hatte. Eine kleineGruppe von Leuten hüpfte um eine riesige Kamera herum, deren Objektiv so groß wie ein Tennisschläger war. Ein paar Schritte weiter stand Michael Dupré, er redete gerade mit dem Kameramann. Er zeigte etwas mit einer Handbewegung und schüttelte den Kopf. Ein Mann hantierte mit einem Belichtungsmesser und rief die Werte einem anderen zu.
Da klingelte in der Hosentasche mein Handy. Sofort fuhren alle Köpfe zu mir herum. Ich kam mir vor wie eine Gazelle, die aus Versehen in eine Löwenherde geraten ist. Löwen, die mit sehr ernsten Dingen beschäftigt waren. Ich ging ein paar Schritte zurück, klappte dabei das Handy auf, ohne nachzusehen, wer mich da störte, und suchte, so rasch ich konnte, Deckung unter den Bäumen.
Als ich das Telefon endlich am Ohr hatte, hörte ich eine Stimme sagen: »Hallo?«
»Wer ist da?«, fragte ich. Die Stimme klang nicht unbekannt, aber ich konnte sie nicht sofort einordnen.
Dann erkannte ich den westtexanischen Akzent. »Colin Gallagher. Geht es Ihnen gut? Hört sich an, als würden Sie rennen.«
Ich lachte leise. »Beim nächsten Klingeln wäre ich wahrscheinlich das Opfer eines Lynchmobs geworden.«
Ich lief noch ein Stück weiter, um sicher zu sein, dass ich die Crew nicht störte. Der Weg machte eine scharfe Biegung nach links und ging anschließend in eine lange, niedrige Rampe aus Beton über, die als Brücke über den Bach diente, von dem der Slaughter Creek Park seinen Namen hatte. Wir hatten einen ziemlich verregneten Sommer gehabt, und der Herbst war früh gekommen. In dem steinigen Bachbett waren aber nur noch ein paar größere Pfützen übrig geblieben. An den Bäumen, die über das Ufer hingen, färbten sich dieBlätter langsam goldgelb. Eine sanfte Brise ließ das abgefallene Laub rascheln. Ich blieb stehen, um den zauberhaften Anblick zu genießen.
Colin wirkte amüsiert. »Ein Lynchmob? Sind Sie in einer Bibliothek?«
»Viel besser. An einem Filmset«, verkündete ich und erklärte ihm, wo ich mich befand. Mittendrin verstummte ich, denn mir fiel ein, dass ich eigentlich wütend auf ihn war. »Aber das interessiert Sie sicher gar nicht. Warum rufen Sie an?«
Er ließ nicht erkennen, ob er die plötzliche Kälte in meinem Ton spürte. »Ich wollte Ihnen noch ein paar Fragen stellen. Wäre es Ihnen recht, wenn ich kurz vorbeikäme?« Noch mehr Fragen? Wollte er auf der Stelle kommen? »Im Moment passt es gar nicht. Ich muss bei meinen Schülern bleiben. Können wir das nicht gleich per Telefon erledigen?« »Nein, so eilig ist es nicht. Wann sind Sie dort fertig?«
»Das weiß ich noch nicht.«
Da hörte ich, wie sich jemand auf dem Schotterweg näherte. Vielleicht war es einer von der Filmcrew, der mich mahnen wollte, leiser zu sein. Ich stieg von der Betonrampe herunter und ging ein paar Schritte in das trockene Bachbett
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