Spiel Satz Tod - Kriminalroman
Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ichmeinte, ein wenig Selbstzufriedenheit in seinem Gesicht zu sehen, dass er sich gegenüber einer schwierigen Bürgerin durchgesetzt hatte.
»Unter einer Bedingung«, fügte ich hinzu.
Die schwarzen Brauen gingen wieder nach oben. »Und die wäre?«
»Ich will meinen Schlüssel zurück.«
Er schaute einen Moment verständnislos drein, dann begriff er. »Freds Schlüssel? Der ist ein Beweismittel.«
»Wofür?«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Er lag nicht am Tatort, Sie wissen nicht, wozu er passt, und auf dem Umschlag steht mein Name. Er gehört also mir.«
»Auf dem Schlüssel steht Ihr Name nicht.«
»Er wurde mir aber übergeben. Das macht ihn zu meinem Eigentum. Und Sie wollen doch nicht behaupten, dass Sie mich immer noch verdächtigen, Fred ermordet zu haben.«
Er blickte mich finster an. »Wissen Sie denn, wofür der Schlüssel ist?«
»Nein.«
»Dann wäre es nicht gut, wenn Sie ihn hätten.«
»Ich will ihn haben«, beharrte ich. »Und wenn ich nun etwas finde, wozu er passt?«
»Da sagen Sie mir Bescheid. Hören Sie« – er hob die Hand, als ich schon protestieren wollte –, »er liegt bei den anderen Beweismitteln unter Verschluss. Ich kann ihn jetzt nicht einfach holen, selbst wenn ich wollte. Finden Sie heraus, wozu er passt, und ich verspreche Ihnen, Sie sind dabei, wenn wir ihn benutzen.«
Das war es dann wohl. Ich wurde das Gefühl nicht los,dass er mich wieder nach allen Regeln der Kunst ausgetrickst hatte. Ich holte ihm Laken, Decke und Kissen. Ich bot ihm sogar mein Gästezimmer an, aber er meinte, er wolle lieber an einem zentralen Punkt bleiben. Ich nahm Belle und zog mich in mein Schlafzimmer zurück. Merkwürdigerweise beruhigte mich seine Anwesenheit, obwohl ich das nie zugegeben hätte. Ganz von fern hörte ich noch, wie er herumging, die Türen kontrollierte und etwas aus meinem Kühlschrank nahm. Dann war ich eingeschlafen.
12. KAPITEL
EINKAUF UND ÜBERWACHUNG
Der Sonntag begann besser als der Tag zuvor, was nicht verwunderlich war. Als ich aufwachte, war Colin schon gegangen. Für mich selber überraschend spürte ich tiefe Enttäuschung. Was hatte ich erwartet? Dass wir beim Frühstück zusammensitzen, Eier mit Speck essen und miteinander plaudern würden?
Beim Anziehen ließ ich mir Zeit. Meinem Kopf ging es schon viel besser, doch ich fühlte mich wie ausgelaugt, und mein ganzer Körper tat mir weh. Der Bluterguss auf der rechten Gesichtshälfte war zwar nicht mehr geschwollen, blühte jedoch wie ein Veilchen im April, und zu dem ursprünglichen Blau und Violett war eine beeindruckende Palette von Grün und Gelb hinzugekommen. Als ich mir das Haar wie gewöhnlich zum Pferdeschwanz binden wollte, ließ ich das schnell sein. Wenn es offen herabfiel, kaschierte es mein Handicap ein wenig.
Der Kaffee war fertig und Belle durchforschte unseren Rasen nach Eichhörnchen, da klopfte Kyla an der Tür. Ich gebe zu, ich fuhr mächtig zusammen und war erst recht erschrocken, als sie kurz darauf ihren Schlüssel benutzte, um hereinzukommen. Als die Tür aufging, stand ich zur Salzsäule erstarrt und mit pochendem Herzen ein paar Schritte vom Wohnzimmer entfernt. Sekundenlang glotzten wir uns entgeistert an, dann trat Kyla ein und schloss die Tür hinter sich.
»Entschuldige«, sagte sie. »Ich war mir nicht sicher, ob du schon aufgestanden bist. Ich habe nicht daran gedacht, dass ich dich erschrecken könnte.«
»Ich bin wohl noch ein bisschen nervös«, gab ich zu. »Das war dumm.« Ich goss mir aus dem Kaffeekocher einen Becher ein und bot auch ihr einen an. Aber sie schüttelte den Kopf.
»Ich habe unterwegs einen Latte getrunken.« Sie schaute sich um. »Wo ist Colin?«
Ich zuckte die Achseln. »Er ist gegangen, bevor ich aufgewacht bin.« Ich hoffte, sie hörte nicht die Enttäuschung in meiner Stimme.
»Du warst doch nett zu ihm? Er hat sich gestern solche Mühe gegeben.«
»Das stimmt«, sagte ich.
Sie musterte mich von oben bis unten und runzelte die Brauen. »Ich möchte bloß wissen, was die immer an dir finden«, murmelte sie, als sie einen Stuhl unter dem Küchentisch hervorzog und sich setzte.
»Was? Wer?«, fragte ich, gab Müsli in eine Schüssel und goss Milch hinzu.
Draußen fielen jetzt die ersten goldenen Sonnenstrahlen über den Zaun in meinen Hof. Der Tau auf dem frischen Gras blitzte wie winzige Brillanten. Wo Belle ihn bereits abgestreift hatte, war eine dunkle grüne Schneise in den Silberglanz
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