Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Titel: Spiel Satz Tod - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Ihrer Couch schlafen.«
    Ich warf ihm einen finsteren Blick zu, aber Kyla grinste breit. »Jetzt kann ich mir einen lustigen Abend machen.« Sie lachte erleichtert auf und war im selben Moment weg. Ich schloss die Tür und ging zum Tisch zurück.
    »Sie können nicht hierbleiben«, sagte ich und setzte mich wieder.
    Hätte ich dies im Stehen erklärt, wäre es sicher wirkungsvoller gewesen, aber ich fühlte mich wie eine drei Tage alte Verkehrsleiche. Ich wollte nur noch eine heiße Dusche und in mein Bett.
    Er lächelte mir zu, stand auf und stellte die Teller in die Spüle. »Ich erwarte keinen Dank von Ihnen«, sagte er dabei.
    »Ich danke Ihnen auch nicht. Ich sage Ihnen, dass Sie gehen sollen.«
    Das schien ihn wenig zu kümmern. »Redet man so mit seinem persönlichen Polizeischutz?«
    »Ich brauche keinen Polizeischutz. Ich brauche nur meine Ruhe. Und Schlaf. Vor allem Schlaf. Warum gehen Sie also nicht und machen das, was Sie jeden Samstagabend machen? Übrigens danke«, schob ich dann noch nach. »Ich schätze sehr, was sie für mich getan haben. Wirklich.«
    »Das haben Sie nett gesagt. Aber ich bleibe trotzdem.«
    Verwirrt überlegte ich, welche Optionen ich hatte. Schließlich konnte ich ihn nicht mit Gewalt hinauswerfen, obwohl die Vorstellung, er segelte mit gespreizten Armen und Beinen durch meine Tür, irgendwie tröstlich war. Ich versuchte es noch einmal mit Vernunftgründen.
    »Das können Sie doch ohnehin nicht bei jedem Fall machen.«
    »In der Regel ist es auch nicht nötig. Wenn ich gerufen werde, ist das Opfer meist schon tot.«
    »Aber ich bin kein Opfer«, protestierte ich.
    Er schaute mich verdutzt an und seine ausdrucksvollen Augenbrauen gingen wieder nach oben. »Ich denke, wir müssen etwas an Ihrem Englisch arbeiten. Was bedeutet das Wort Opfer für Sie? Man hat Sie überfallen, Ihr Haus ist völlig verwüstet, und …« – er suchte nach dem rechten Wort – »… Ihr Pudel ist zu Tode erschreckt worden.«
    Ein Opfer? Ich? Der Begriff störte mich, weil er mich kraft- und hilflos machte, was ich eindeutig nicht war. Opfer waren schwache alte Frauen, aber nicht ich. »Hören Sie, das alles ist nicht gerade schön, doch ich habe eine Versicherung, einen Hund und einen Baseballschläger. Ich bin kein Opfer.«
    Er blickte mich ratlos an und fuhr sich mit einer Hand durch das gewellte Haar, das nun ziemlich zerwühlt wirkte. »Und wenn die Person, die das angerichtet hat, heute Nacht nun doch noch einmal herkommt, was machen Sie dann?«
    Ich griff nach meinem Baseballschläger, den ich aus dem Schrank geholt und neben die Küchentür gestellt hatte. »Dem prügele ich die Seele aus dem Leib. Jetzt hoffe ich sogar, dass er kommt.«
    Schweigen breitete sich im Raum aus. Von der Küche her klapperten die Marken an Belles Halsband, als sie sich genüsslich hinter dem Ohr kratzte. Dann trottete sie zwischen uns hindurch und landete nach mehreren Versuchen schließlich wieder auf der Couch. Unser beider Blicke folgten ihr, froh, uns nicht gegenseitig weiter böse anstarren zu müssen.
    Schließlich seufzte Colin tief auf und sprach ganz langsam, als müsse er das tun, damit ich auch verstehe. »Ich bin aus mehreren Gründen der Meinung, dass die Polizei Ihr Haus in den kommenden ein, zwei Nächten im Auge behalten muss. Da dies mein Fall ist, bin ich heute Abend dran. Nun kann ich das natürlich auch von meinem Wagen aus tun, aber dort wird so eine Nacht sehr unbequem. Daher könnte ich mit Ihrer Erlaubnis«, sagte er mit deutlich übertriebener Höflichkeit, »für die Erfüllung meiner Pflicht auch den Komfort Ihrer Couch erbitten und so vielleicht ein paar Stunden schlafen. Das ist mir letzte Nacht kaum gelungen.«
    In meinem Kopf tauchten Bilder auf: Wie er um drei Uhr nachts an meinem Krankenhausbett gesessen, wie er das Bett in meinem Schlafzimmer wieder zusammengebaut, Glasscherben aufgesammelt und beim Aufräumen geholfen hatte. Dabei hatte er sich von der allerbesten Seite gezeigt. Allerdings auch gehörige Sturheit bewiesen. Ich kam mir jetzt unglaublich undankbar und unhöflich vor, was ich eigentlich überhaupt nicht sein wollte.
    »Es tut mir leid«, sagte ich schließlich, was mir nicht leichtfiel. »Ich bin Ihnen sehr dankbar für alles, was Sie getan haben. Ich glaube nicht, dass Sie bleiben müssen, denn ich denke, was mir passieren musste, ist bereits passiert. Aber wenn Sie das Haus ohnehin weiter überwachen, dann wäre ich froh, wenn Sie es von hier aus tun.«
    Er lächelte.

Weitere Kostenlose Bücher