Spiel Satz Tod - Kriminalroman
»Was ihm auch gelungen ist. Jetzt treffen wir uns wieder. Mal sehen, was daraus wird. Ich dachte mir, dich stört es nicht, wo dir doch sowieso schon zwei Männer schöne Augen machen.« Damit war für sie das Thema erledigt.
Es funktionierte auch beinahe. Ich wollte protestieren, überlegte es mir aber. »Wird Sherman nun seinen Namen wechseln?«, fragte ich stattdessen.
»Er wehrt sich. Aber vielleicht gefällt er mir sogar eines Tages. Immerhin kommt er nicht häufig vor.«
Offenbar mochte sie den Kerl wirklich.
Den Rest des Nachmittags verbrachten Kyla und ich damit, meine neuen Geräte aufzustellen. Dann ging sie. Wahrscheinlich wollte sie sich in ihr neues gelbes Kleid werfen, um sich mit Sherman zu treffen. Ich beschloss, sie nicht weiter damit zu necken. Zum einen, weil sie den ganzen Tag so nett zu mir gewesen war, zum anderen, weil ich mich ziemlich erschöpft fühlte. Außerdem hatte ich dafür später noch genügend Zeit.
Als sie gegangen war, schaltete ich den neuen Fernseher ein und streckte mich auf meiner Couch aus, um einen alten Schwarzweißfilm anzuschauen, auf den ich beim Zappen gestoßen war. Darüber schlief ich ein.
Als ich wieder erwachte, war es dunkel, und Belle stand auf meiner Brust. Das war ihre höfliche Weise, mir mitzuteilen, dass es Zeit war, sie hinauszulassen. Immer noch ziemlich benommen, tastete ich mich zur Hintertür und öffnete sie, ohne das Licht einzuschalten. Draußen war es noch warm, und eine Brise strich durch die Zweige der Bäume wie ein Seufzer. Der Widerschein der Lichter der Stadt in der Ferne und der Halbmond, der hoch oben am Himmel stand, spendeten genügend Licht, um erkennen zu können, dass keine Schlangen in der unmittelbaren Nähe waren. Ich trat auf die Terrasse hinaus und spürte den warmen Beton unter den nackten Füßen. Mit dem Augenwinkel erfasste ich eine Bewegung rechts von mir, und mein Herz tat einen Satz. Aber es war nur ein Opossum, das auf dem Zaun entlangspazierte und seinen nackten Schwanz hin und her schwenkte, als es sich darauf konzentrierte, seine wie Hände geformten Füßchen auf die Spitzen der Zaunlatten zu setzen. Ich schielte zu Belle in der Hoffnung, sie werde es nicht bemerken und still sein. Ich wusste nicht, wie spät es war, aber da in den Häusern ringsum kein Licht mehr brannte, spät genug, dass die Nachbarn ihr aufgeregtes Kläffen als Störung empfinden würden.
Zehn Minuten stand ich so, atmete die klare Nachtluft ein und schaute zu den Sternen hinauf, bis Belle von selbst zurückkam. Als wir beide wieder drinnen waren, verschloss ich die Hintertür sorgfältig und prüfte auch alle anderen Türen, froh, wie dunkel und still es überall war. Jetzt, da ich endlich meinen Kopf durchgesetzt hatte und allein im Hause war, wurde ich plötzlich nervös. Vielleicht hatte Kyla ja recht, und ich sollte mir eine Pistole zulegen. Nicht dass ich sie in meiner Handtasche mit mir herumtragen wollte, aber in einer solchen Nacht eine im Haus zu haben, wäre mir doch eine Beruhigung. Ich lugte aus dem vorderen Fenster auf die Straße hinaus, um mich zu vergewissern,dass niemand auf dem Rasen herumlungerte. Da sah ich einen unbekannten Wagen.
Ich schaute genauer hin. Er parkte im dunkelsten Teil der Straße zwischen den Lichtkreisen zweier Lampen. In jeder anderen Nacht hätte ich dem keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt. Aber jetzt, da der Bluterguss in meinem Gesicht noch frisch war, läuteten natürlich sofort alle Alarmglocken. Außerdem kannte ich die Wagen der meisten Nachbarn. Ich war die Einzige in meiner Straße, die ihr Auto in die Garage stellte. Alle Übrigen parkten ihre Autos in den Hauseinfahrten oder vor ihren Häusern. Garagen werden in Austin häufig wie Keller benutzt, wo man alles, vom Werkzeug bis zum künstlichen Weihnachtsbaum, lagert. Der Wagen, der da im Schatten stand, wirkte fremd und bedrohlich wie ein Krokodil, das bewegungslos im Wasser liegt und auf Beute lauert. Plötzlich war ich froh, dass ich nirgendwo Licht gemacht hatte.
Ich glaubte, ihn schon einige Zeit dort gesehen zu haben, dabei waren es sicher nicht mehr als drei, vier Minuten. Dann entspannte ich mich ein bisschen. Nichts wies darauf hin, dass jemand durch die Vorgärten schlich oder von Busch zu Busch sprang. Und was bedeutete schon ein fremder Wagen? Ein Nachbar konnte über das lange Wochenende einen Gast haben. Unsere Straße schlief, eine ruhige kurze Straße in einem sicheren Vorort. Ich befahl mir, endlich diese Nervosität zu
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