Spiel Satz Tod - Kriminalroman
muss sie ihn bei Laune halten.«
Hinter Lauras Rücken sammelten sich an der Tür die Schüler für meine nächste Stunde – Französisch – und wussten nicht, ob sie bereits hereinkommen durften. Ich winkte sie herein.
Zu Laura sagte ich: »Wir reden später weiter.«
»Keine Sorge«, erklärte sie. »Das wird nicht passieren. Ich gehe zu Larry, und wenn der nicht einschreitet, dann wende ich mich an die Schulbehörde. Ein Cousin von mir arbeitet dort.«
Wieder tippelte sie den Gang entlang, hochaufgerichtet und bebend vor Wut. Ich wollte ihr noch nachrufen, dass ich sie begleiten werde, aber meine Klasse sah mich erwartungsvoll an, und ich entschied mich anders. Sie konnte durchaus auch allein mit Larry sprechen. Ich würde sie begleiten, sollte ein zweites Gespräch notwendig werden, was durchaus möglich war. Bei alledem hatte ich ein ungutes Gefühl. Und ich wusste nicht, warum.
15. KAPITEL
GELD UND EINE UHR
Das Tennistraining war fast zu Ende, da kamen Michael Dupré und Carl von dem Platz herüber, wo die großen Lastzüge der Filmcrew geparkt waren. Carl, die unvermeidliche Zigarette auf der Unterlippe, trug ein Clipboard in einer Hand, während er sich mit der anderen heftig unter seinem fettigen blonden Haar kratzte. Michael Dupré wirkte im Vergleich zu ihm wie einem Werbespot für Reinlichkeit und Körperpflege entsprungen. Ich ging ihnen entgegen, wobei mir einfiel, dass ich gerade mein Haar zum Pferdeschwanz gebunden hatte, ohne eine Bürste zu benutzen oder in den Spiegel zu schauen. Außerdem liefen mir Schweißperlen übers Gesicht.
»Hi, Jungs. Was kann ich für euch tun?«
Michael Dupré hielt den Kopf schief und betrachtete mich eingehend. »Sie sehen schon viel besser aus als beim letzten Mal.«
»Ach, Sie Süßholzraspler«, gab ich grinsend zurück.
Er lächelte mir zu und zeigte makellose weiße Zähne im schmalen Gesicht. »Ich hoffe, Sie sind vollständig wiederhergestellt.«
»Danke, das bin ich.«
Sie musterten mich weiter, als überlegten sie, aus welchem Winkel sie mich filmen wollten. Das Schweigen wurde langsam peinlich.
»Wie war der Dreh, oder wie Sie das nennen, am Freitag? Kommen Sie wieder wegen meiner Schüler?«, fragte ich.
Carl trat von einem Bein aufs andere und warf einen Seitenblick auf seinen Chef.
Michael überlegte lange. »Deswegen sind wir eigentlich hier. Der Dreh war perfekt. Ihre Schüler haben das großartig gemacht. Als wir uns die Fluchtszene ansahen, war sie viel besser als geplant. Da ist nur ein kleines Problem.«
Ich wartete darauf, dass er dieses erkläre, aber er stand nur da, als erwarte er eine Reaktion von meiner Seite. Ich fragte mich, wie lange wir uns so anschweigen wollten. Ich sah uns schon bei Dunkelheit und Mondlicht noch auf dem Parkplatz stehen. So viel Zeit hatte ich nicht.
»Was für ein Problem?«, fragte ich.
»Das Problem sind Sie. Sie sind ins Bild geraten, als Sie gegen Ende der Aufnahme den Weg heraufkamen.«
Daran konnte ich mich nur ganz vage erinnern. Bevor mir schwarz vor Augen wurde, waren da schreiend vor etwas weglaufende Kinder und eine Kamera auf Schienen gewesen.
»Tut mir leid. Habe ich die Szene ruiniert? Können Sie das bisschen nicht herausschneiden?«
»Doch, das könnten wir«, gab er zu. »Und das wollte ich auch. Bis wir uns die Fluchtszene genauer angeschaut haben. Ihr Erscheinen war brillant. Der erschütterndste Teil der ganzen Einstellung. Dadurch hat sich der Schwerpunkt der Hetzjagd verlagert. Es sieht jetzt so aus, als erblickten die Kinder vor sich etwas noch Schrecklicheres, als würden sie dem von hinten entgegengetrieben. Das finde ich toll.«
Ich schaute ihn verständnislos an.
»Ich habe die Autoren sofort darangesetzt, die Szene zu überarbeiten. Es ist nur …« Hier stockte er.
Da räusperte sich Carl, als wollte er etwas sagen, überlegte es sich dann aber und nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarette.
Michael Dupré setzte noch einmal an. »Es ist nur … also … wir möchten das Ganze am liebsten so lassen, wie es ist.«
»Das ist doch das Einfachste von der Welt, oder?«
Jetzt ergriff Carl das Wort. »Dafür brauchen wir Ihre Zustimmung. Wir hatten Sie doch nicht für diese Szene verpflichtet, nur die Tennisspieler.«
Rasch fügte Michael hinzu: »Das bezahlen wir Ihnen natürlich. Die doppelte Gage. Wir können Sie sogar im Abspann erwähnen.«
Darum ging es also. Er wollte die Szene nicht noch einmal drehen. Ich lachte erleichtert auf.
»Und ich dachte schon, es
Weitere Kostenlose Bücher