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Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Titel: Spiel Satz Tod - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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dürren Ärmchen ansah, die wie knotige Stöcke aus seinem Poloshirt herausschauten.
    »Haben Sie ihn geschlagen, Ed?«, fragte ich langsam und mit Nachdruck.
    »Nein!« Jetzt brüllte er fast. »Ich habe ihn nicht angerührt. Ich habe ihn angeschrien. Das ist alles, ich schwöre es.«
    Ich glaubte ihm. Das war mir gar nicht lieb, denn es wäre eine einfache Lösung gewesen. Es hätte bedeutet, dass niemand Trainer Fred absichtlich hatte töten wollen. Ein einziger Schlag in einem Wutrausch, dem sofortiges Bedauern folgte. Es wäre die einzige Erklärung gewesen, die für micheinen Sinn ergab. Allerdings brachte das kein Licht in all die Dinge, die danach passiert waren. Aber Ed Jones glaubte ich, dass er die Wahrheit sagte.
    Seufzend wandte ich mich zum Gehen. Für mich selbst unerwartet drehte ich mich noch einmal zu ihm um. »Wissen Sie, dass es gefährlich ist zu rauchen, wenn man Pflaster dagegen trägt?«
    »Ich …, natürlich. Es wäre dumm, beides gleichzeitig zu tun.«
    »Passen Sie auf Ihre Hand auf, Ed. Die raucht.«
    Er blickte auf die dünne Rauchfahne hinab, die zwischen seinen Fingern hervorquoll. Dann schaute er mich an, seufzte tief auf, steckte sich die Zigarette zwischen die Lippen und nahm erleichtert einen tiefen Zug. Ich sah, dass sie echt und industriell gefertigt war. Sogar einen Filter hatte sie. So viel zu meinem Verdacht, es könnte so ein Ding sein, wie Colin es in Freds Schreibtisch gefunden hatte.
    »Das Pflaster hilft sowieso nicht«, brachte er zu seiner Verteidigung vor.
    Als die sechste Stunde zu Ende war und die Schüler meiner letzten Klasse auf den Gang hinausdrängten, wie Lachse gegen den Strom schwimmen, tauchte Laura Esperanza noch einmal auf. Durch das Stimmengewirr, das Getrappel Hunderter Füße auf Beton und das Krachen von Spindtüren hörte ich das Stakkato von Lauras Absätzen. Sie schob sich durch das Knäuel der jungen Leute, wobei sie ungeniert von ihren Ellenbogen Gebrauch machte, und stürmte auf meinen Schreibtisch zu.
    Geräuschvoll klatschte sie einen Flyer auf die Tischplatte und rief fast: »Schau dir an, was dieses Miststück Nancy Wales jetzt wieder fabriziert hat!«
    Ein halbes Dutzend Köpfe fuhren herum, mehrere Schüler blieben sogar stehen und reckten die Hälse. Was hier vorging, war natürlich viel interessanter, als rechtzeitig zur nächsten Stunde zu kommen. Ich wedelte mit den Armen.
    »Geht weiter, sonst kommt ihr noch zu spät!«
    Widerwillig gehorchten sie, bewegten sich so langsam wie möglich und lugten immer wieder über die Schultern. Ich vermutete, einige waren draußen stehen geblieben und lauschten.
    Mit gedämpfter Stimme fragte ich: »Was ist das?«
    »Na, schau doch hin!«
    Das tat ich. Es war ein Flyer für das Musical in erstklassigem Farbdruck auf schwerem Glanzpapier. In der Mitte prangte der Elefant, auf dessen breitem Rücken sich ein singendes Paar gegenübersaß. Über den Köpfen der beiden schwebten die Worte Moulin Rouge – die Musical-Sensation . Am unteren Rand verkündeten goldene Lettern: Für die Bühne adaptiert von Roland Wilding .
    »Wow«, sagte ich, gegen meinen Willen beeindruckt. »Der Druck muss ja ein Vermögen gekostet haben. Woher sie dieses Geld wohl noch genommen haben?«
    »Darum geht es mir gar nicht! Schau dir das Bild genau an!«
    Ich kniff die Augen zusammen. Das Mädchen, dem langes blondes Haar in Locken auf die Schultern fiel, war McKenzie Mills. Der Junge … Ich kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Es half aber nichts. Der Junge war überhaupt kein Junge.
    »Das ist doch Roland Wilding«, sagte ich.
    »Eben der.«
    »Aber …«
    »Genau!«
    »Der kann doch nicht …«
    »Er tut es aber.«
    Ich hob den Blick. »Das ist vielleicht nur ein Werbefoto. Der echte Darsteller war an diesem Tag nicht greifbar, und da ist Roland eingesprungen.«
    »Das denkst du. Ich habe es nachgeprüft. Er hat die Hauptrolle.«
    »Das ist doch ein Witz.«
    »Keineswegs. Laut meinen Schülern hat dieses Monster Nancy Wales ihnen gesagt, sie hätte keinen Jungen mit ausreichend Bühnenpräsenz für die Rolle gefunden.«
    Einen Moment war ich sprachlos.
    Laura schritt vor meinem Schreibtisch hin und her wie ein wildgewordener Panther, wenn der Sandalen mit vier Zoll hohen Absätzen hätte tragen können.
    »Das können sie doch nicht machen. Es ist ein Skandal, Roland bei einer Schulvorstellung zu besetzen. Er ist kein Schüler. Was denken die sich eigentlich?«
    »Wahrscheinlich vögelt er sie, deshalb

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