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Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Titel: Spiel Satz Tod - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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… Wenn sie etwas mit der Sache zu tun hatte, dann ging es um die Finanzen der Schule. Dies war der erste Hinweis, dass bei dem ganzen undurchschaubaren Chaos Geld im Spiel war. Warum werden Menschen überfallen oder gar getötet? Wenn man ausschloss, dass es aus Selbstverteidigung geschah, dann meist wegen eines persönlichen Vorteils. Dieser konnte viele Formen annehmen, aber in Austin, Texas, waren das in der Regel Drogen oder Geld.
    Drogen hielt ich für unwahrscheinlich, wenn ich die winzige Menge bedachte, die Colin im Tennisraum gefunden hatte. Ein paar Gramm Marihuana waren kein Mordmotiv. Wenn das Zeug aber doch der Grund für Freds Ermordung gewesen sein sollte, warum hatte man es dann am Tatort zurückgelassen? Ganz anders verhielt es sich mit den Konten, die Pat Carver kontrollierte. Zwar waren wir nur eine Schule, aber Pat verwaltete beträchtliche Summen. Neben den Geldern, die der Staat zur Verfügung stellte und die nicht gering waren, gab es an der Bonham Highschool über dreißig Klubs, Vereine und Gesellschaften, die das ganze Jahr lang kaum etwas anderes taten, als Geldmittel einzuwerben. Allein die Abschlussklasse hatte bereits über 60 000 Dollar für ihren Ball zusammengebracht. Der Französischklub verkaufte fleißig Schokoriegel, um seine nächste Ferienreise nach Paris zu finanzieren. Die Lacrosse-Mannschaft hatte gerade eine Aktion zum Verkauf von Gutscheinen abgeschlossen. Die Liste ließ sich beliebig fortsetzen. Und jeder Dollar, der eingesammelt wurde, ging durch Pat Carvers Hände.
    Trainer Fred hatte die Finanzen der Tennismannschaft verwaltet. Zwar hatten die Eltern vom Förderverein die meiste Arbeit geleistet, aber wenn es um Geld ging, war Fred nicht zu schlagen. Mehrfach hatte er geklagt, dass der häufige Wechsel der Schatzmeister nur Probleme brachte, weil die Regeln so verwirrend waren. Nachdem ein Vater, der diesen Job freiwillig erledigte, eine Bargeldspende akzeptierthatte, die aus irgendwelchen Gründen verboten war, und die Mannschaft deswegen bei einem Turnier beinahe disqualifiziert worden wäre, hatte sich Fred selbst um die Finanzen gekümmert. Vielleicht war er auf eine Unregelmäßigkeit in den Büchern gestoßen?
    Unterschlagung war in Schulen durchaus nichts Unbekanntes. Erst im letzten Jahr war die Angestellte einer Schule in Iowa angeklagt worden, über 500 000 Dollar von den Konten ihrer Bildungseinrichtung auf ihre eigenen umgeleitet zu haben. In Kalifornien hatten mehrere Mütter vom Spendenfonds einer Grundschule 30 000 Dollar abgezweigt, die für die Einstellung von Nachhilfelehrern vorgesehen waren, um die Handschrift der Schüler zu verbessern. Man hatte sie gefasst, weil sie Pediküre, Massagen und Karten für ein Rockkonzert über das Konto des Fonds abrechnen wollten. Das war der Bank aufgefallen. Sie hatten das Ganze nicht gerade schlau angestellt. Das konnte Pat Carver eher nicht passieren. Sie war viel zu intelligent, um ein offizielles Konto mit Privateinkäufen zu belasten. Aber war es ihr wirklich leicht möglich, sich an Schulmitteln zu vergreifen? Wenn sie es nicht übertrieb und die einzelnen Summen relativ klein hielt, ob die ziemlich unorganisierten und häufig wechselnden Klubpräsidenten dann wohl etwas merkten? Die Regeln und Anforderungen waren kompliziert. Freiwillige aus Elternkreisen, selbst relativ kompetente, fanden sich da kaum zurecht. Meist mussten sie glauben, was Pat ihnen erklärte. Wie oft hatte ich Laura klagen hören, Pat habe sich wochenlang geweigert, die Rechnung für etwas zu bezahlen, das der Fremdsprachenklub dringend brauchte. Wenn sie nun solche Verzögerungen organisierte, nicht nur um ihre Macht zu demonstrieren, sondern auch, um Zeit für eine anderweitige Nutzung der Mittel zu gewinnen?
    Es fiel mir nicht schwer zu glauben, Pat könnte eine Betrügerin sein. Aber von dort war es ein großer Schritt zu der Vorstellung, sie auch für eine Mörderin zu halten. Kreative Buchführung ging kaum mit der Art von Gewalt zusammen, die den Anfang dieses Schuljahres überschattet hatte. Freds Tod, der Überfall auf mich, die Verwüstung meines Hauses. Mochte sie körperlich zu alledem in der Lage sein, aber brachte sie so etwas fertig?
    Während ich darüber nachdachte, tickte irgendwo im Raum eine Uhr leise im Sekundentakt. Noch mal zurück auf Anfang, sagte ich mir. Zu Fred.
    Fred war pflichtbewusst, akkurat und ehrenhaft gewesen. Von ihm konnte ich mit Sicherheit sagen, dass er alle Regeln kannte, die bei der Einwerbung

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