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Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Titel: Spiel Satz Tod - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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von Geldmitteln einzuhalten waren, sie gewissenhaft befolgte und die Finanzen der Tennismannschaft ordentlich verwaltete. Hätte es da irgendeine Diskrepanz gegeben, sie wäre ihm aufgefallen. Und er wäre sofort zu Pat gelaufen, nicht um sie anzuklagen oder ihr Vorwürfe zu machen, sondern um zu korrigieren, was er für einen unbeabsichtigten Fehler hielt. Aber wenn es das nicht war? Wenn er begriffen hatte, dass da etwas Kriminelles vorging? Fred hätte sich damit auf keinen Fall abgefunden.
    Ich musste an den Schlüssel und den Zettel denken, den Fred mir hinterlassen hatte. Wie besprochen, nur eine Vorsichtsmaßnahme , hatte er geschrieben. Vielleicht wollte er mit mir über Pat reden oder gar Belege für ihre Machenschaften vorweisen. Und war nicht mehr dazu gekommen.
    Draußen auf den Gängen wurde es allmählich stiller. Das Ticken der Uhr war jetzt lauter zu hören. Die Zeit lief mir davon. Ich schaute auf meine Uhr. Fast sechs. Schüler und Lehrer, selbst jene, die noch Versammlungen gehabt hatten, waren längst zu Hause. Vor den Fenstern senkte sich eineblaue Dämmerung herab. Auf der anderen Seite des Hauses ging die Sonne jetzt als orangefarbener Feuerball im Westen unter. Es wurde Zeit, dass auch ich die Schule verließ. Zeit. Plötzlich fiel mir etwas ein, und ich schaute mich um. Wo war die Uhr, die ich so deutlich hörte? Jene, die in jedem Klassenzimmer hängt, befand sich hinter mir hoch oben an der Wand, lief elektronisch und damit lautlos. Ich hielt den Kopf schief und lauschte, stand auf und ging durch den Raum. Weit und breit keine andere Uhr zu sehen. Ich probierte kurz das Spiel von heiß und kalt und endete schließlich dort, wo ich gestartet war – an Freds Schreibtisch.
    Ich setzte mich wieder und öffnete die Hängeregistratur. Ich griff in alle Aktenmappen, konnte aber nichts finden. Die Uhr tickte indessen weiter vor sich hin. Enttäuscht zog ich die Registratur bis zum Anschlag heraus und kniete nieder, um in den Hohlraum dahinter zu spähen. Da war ganz hinten ein dicker brauner Umschlag unter die Schreibtischplatte geklebt. Ich griff danach, löste ihn vorsichtig ab und fand ihn überraschend schwer. Kurzerhand ließ ich mich im Schneidersitz auf dem Fußboden nieder und öffnete ihn. Nun hatte ich die Quelle des Tickens – die winzige Uhr, die immer in einer Ecke auf Freds Schreibtisch gestanden hatte. Ich war davon ausgegangen, dass man sie mit Freds übrigen persönlichen Habseligkeiten seiner Frau zugestellt hatte. Ich holte sie aus dem Umschlag und drehte sie in den Händen, wie ich es am Tag seines Todes getan hatte. Auf der Rückseite trug sie eine kleine Messingplatte, in die eingraviert war:

    Fred Argus.
Du wirst ein verdammt guter Lehrer sein.
Glückwünsche von deinen Freunden bei Tracor.
Du wirst uns fehlen.
    Die Uhr hatte ein elektrisches Werk, und das Ticken kam vom Vorrücken des Sekundenzeigers. Im unteren Teil hatte sie eine kleine Schublade mit Schlüsselloch. Der Schlüssel dazu fehlte.
    Ich presste das kleine Ding an meine Brust, als hätte ich Angst, es könnte mir davonfliegen, warf Freds Tür mit einem Knall zu und kehrte in mein Klassenzimmer zurück. Die kleine Uhr ließ ich in meine Tasche gleiten. Meine Schüler konnten sich wohl am nächsten Tag über eine Pause freuen, denn an diesem Abend dachte ich mir ganz gewiss kein Quiz zur französischen Grammatik mehr aus.

16. KAPITEL
    AUFTRITT UND NIEDERTRACHT
    Ich war so begierig, nach Hause zu kommen und mir die Uhr genauer anzusehen, dass ich auf dem Weg zu meinem Wagen Haus A im Laufschritt durchquerte. Zu meiner Linken hörte ich die Geräusche eines Basketballspiels. Dumpf prallte der Ball aufs Parkett, schrill ertönte die Pfeife des Schiedsrichters. Hinter der Haustür stand eine Gruppe kleiner Mädchen verschwörerisch kichernd beisammen. Sie warteten darauf, dass ihre Eltern sie abholten, und wollten bis zum letzten Moment im Kühlen bleiben. Durch die offene Tür des Theatersaales auf der anderen Seite des Gebäudes waren kräftige Farben und Bewegung auszumachen. Neugier hemmte meine Schritte. Einige Schülerinnen in prächtigen Kostümen liefen umher und flüsterten miteinander. Ihr Make-up war noch schreiender, als die Pariser Kurtisanen, die sie darstellen sollten, es wohl je getragen hatten. Sie waren so aufgeregt, dass ich lächeln musste. Schade, dass Nancy Wales und Roland Wilding derart charakterlose Typen waren. Diese Kinder hatten Besseres verdient.
    Ich wandte mich ab und wollte endlich

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