Spiel Satz Tod - Kriminalroman
was hieß das im Hinblick auf Fred? Oder auf Laura? Wieder schaute ich zu ihr hin. Sie war wesentlich größer als ich, ein wuchtiges Weib, das noch dazu recht gut in Form zu sein schien. War sie körperlich in der Lage, jemanden umzubringen? Ich sah mir ihre Hände an, die über die Tasten flogen. Sie warengroß für eine Frau, was nicht heißen musste, dass sie Lauras Kopf unter Wasser gedrückt hatten, bis sie ertrunken war. Es konnte aber so gewesen sein.
»Ich habe übrigens die Quittungen gefunden, nach denen Sie gesucht haben, Pat«, sagte ich laut.
Sie fuhr zusammen, als hätte ich ihr mit einem Ochsenziemer einen Schlag versetzt. Dann richtete sie sich kerzengerade auf. »Wunderbar. Bringen Sie sie mir so bald wie möglich.«
»Ich habe sie unter Freds Sachen gefunden. Daher musste ich sie an die Polizei weitergeben.«
Nun wurde sie kreidebleich. »Das ist aber sehr unangenehm. Jetzt muss ich auch noch vom Händler Kopien anfordern.« Mit einem gehässigen Blick in meine Richtung stand sie auf und ging hinaus.
Da habe ich wohl einen Nerv getroffen, dachte ich befriedigt. Ich wusste nur nicht, was so ein paar Dollar mit einem Verbrechen zu tun haben sollten.
Offenbar hatte Maria gerade etwas gesagt und schaute mich jetzt mitfühlend an. Ich riss mich zusammen. »Entschuldigung, was hast du gesagt?«
»Gar nichts. Fühlst du dich wirklich schon so, dass du heute bleiben kannst? Jeder weiß, wie eng du mit Laura befreundet warst. Selbst Larry würde dir sofort freigeben, wenn du es brauchst.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich arbeite lieber, als zu Hause herumzusitzen.«
Sie blickte mich an und nickte. »Okay. Wenn du mit einem der Betreuer reden willst, dann ruf mich einfach an. Für dich mache ich sofort einen Termin.«
Als ich zu meinem Klassenraum ging, dachte ich weiter über Pat nach. Wo war ihr Platz in diesem Puzzle? Und welchen Zusammenhang gab es zwischen Lauras und Freds Tod? Oder waren das völlig verschiedene Dinge? Das glaubte ich nicht. Ich sah zwar keine Verbindung, aber dass zwei Morde in einem so kleinen Umfeld nichts miteinander zu tun haben sollten, wollte mir nicht in den Kopf.
Eine kleine Gruppe Schüler saß auf dem Gang vor meiner Tür auf dem Fußboden. McKenzie Mills, Dillon Andrews, Eric Richards und Brittany Smith sprangen auf, als sie mich erblickten, und liefen auf mich zu. McKenzie und Brittany warfen sich mir an den Hals. Dillon blieb etwas zurück, wahrscheinlich aus Sorge, dass ihn jemand mit einer Lehrerin sympathisieren sehen könnte. Dann aber brachte er es über sich, mir ein wenig die Schulter zu tätscheln, als sei ich ein Hündchen. Teenager. Niemand auf Erden ist großzügiger, offener und treuer als sie. Jedenfalls die guten. Sie waren der Grund, weshalb ich meine Arbeit so liebte und auch mit denen zurechtkam, die nicht so angenehm waren. Ich drückte sie meinerseits, löste mich dann aber von ihnen, so sanft ich konnte.
»Ist ja gut, ich heule gleich los.«
»Sie müssen weinen, Coach J. Das ist gut für Sie. Es setzt Endorphine frei«, sagte McKenzie in tiefem Ernst.
Das fehlte mir gerade noch. Wenn erst einmal eine Träne lief, dann folgte erneut eine Sturzflut. Daher sagte ich entschieden: »Es weicht aber auch meine Mascara auf, und ich möchte nicht den ganzen Tag herumlaufen wie ein Waschbär. Lasst mich jetzt die Tür aufschließen.«
Drinnen drängten sie sich um meinen Tisch, statt wie üblich an ihre Plätze zu gehen und an ihren noch nicht fertigen Hausaufgaben weiterzuarbeiten. Ich legte meine Tasche in eine Schublade, schloss ab und blickte auf.
»Was gibt es noch?«, fragte ich sie.
Brittany erklärte mit unsicherer Stimme: »Wir haben uns gefragt, ob wir heute spielen. Sie wissen doch, das Match.«
Das Match! Unser erstes in dieser Saison. Das hatte ich vollkommen vergessen. Hektisch überlegte ich, was dafür noch getan werden musste. Aber zu meiner Erleichterung fiel mir nichts ein. Ich hatte die Vorbereitungen schon seit Tagen abgeschlossen.
Ich gab mir Mühe, ruhig zu wirken. »Natürlich«, sagte ich und fügte hinzu: »Aber nur, wenn ihr wirklich wollt. Ich denke, wir machen am besten weiter wie bisher und bleiben in Bewegung.«
Jetzt schaute mich Brittany so zweifelnd an, dass ich Mühe hatte, ein Lächeln zu unterdrücken. Ich wusste, was sie dachte. Ihr wäre es viel lieber gewesen, ich hätte angeordnet, wir sollten ein paar Tage in Sack und Asche gehen. Weitermachen wie bisher schien ihr so … öde.
Ich klopfte ihr
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