Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
zurücktrat, um die andere Frau vorzulassen, entdeckte sie den Mann in der anderen Schlange.
Ihr Herz schlug wild, als sie ihn trotz allem sofort wiedererkannte. Auch wenn es gestern schon gedämmert hatte und der Supermarkt grell erleuchtet war, so erkannte sie ihn. Nicht nur mit den Augen, sondern mehr noch mit ihren Sinnen. Er sah sie nicht an und sprach zu einem jungen Mädchen, das bei ihm war. Seine Tochter? Auf jeden Fall kannten sie sich gut, denn das Mädchen lehnte sich voller Vertrauen und Liebe an ihn, während sie ihm etwas sagte.
Ein unbekanntes Gefühl überkam Davina, während sie die beiden beobachtete. Es kam ihr wie eine sehr lange Zeit vor, dass sie sich nach Kindern gesehnt hatte. Damals war sie noch jung und unerfahren gewesen. Aber schon vor Jahren hatte sie hingenommen, dass Gregory der letzte Mensch war, den sie sich als Vater ihrer Kinder vorstellte. Es war ihr deshalb eher wie ein Glück erschienen, dass sie keine Kinder bekommen hatte.
Aber plötzlich sah sie diesen Mann mit dem Kind, und sie wurde nicht nur von einem Gefühl des Verlustes und der Enttäuschung überwältigt, sondern auch von einer Art Abneigung, die fast schmerzte.
Sie wandte sich rasch ab, weil sie nicht mehr sehen wollte. Stattdessen wandte sie sich dem Turm von Einkäufen auf dem Rollband zu.
Erst zu Hause beruhigte sie sich und war in der Lage, sich zu fragen, weshalb ein Mann, den sie nicht kannte, in der Lage war, eine so starke, Abneigung in ihr auszulösen. Sicher nicht nur dadurch, dass er sie einen Augenblick lang erschreckt hatte.
Kam es dann eher daher, dass er sie auf unerklärliche Weise an Matt erinnert hatte? Oder hatteder körperliche Kontakt mit ihm nur Erinnerungen an Matt in ihr wachgerufen?
Sie wollte in dieser Richtung lieber nicht weiterdenken. Ich habe etwas zu tun, rief sie sich zur Ordnung und räumte die restlichen Einkäufe weg. Und sie hatte auch so schon genug Sorgen. Sie musste sich nicht noch unnötig Zusätzliche aufhalsen.
„Wo gehen wir jetzt hin, Onkel Saul?“
Sauls nachdenklicher Gesichtsausdruck verschwand, als er in Cathys erwartungsvolles Gesicht sah. Seine Nichte war immer von einer strahlenden Freude umgeben, einer unschuldigen Wärme, wie es sie nur bei Menschen gab, die ihre Umwelt liebten und in ihren Mitmenschen nie das Böse sahen, sondern immer nur das Gute.
Während er die Einkäufe in den Kofferraum lud, konnte er nicht anders, als ihre liebevolle Offenheit mit der kühlen spöttischen, materialistischen Art seiner Kinder, insbesondere Josey, zu vergleichen.
Sicher, sie war älter als Cathy, und vielleicht lebte sie auch eher in einer Welt, die von materiellem Besitz geprägt war. Aber diese tief verwurzelte Verachtung, die er von ihr kannte, und die nicht nur ihn, sondern alle Menschen traf, mit denen sie zusammenkam, woher stammte die? War es seine Schuld, weil er vielleicht zu wenig Zeit mit seinen Kindern verbracht hatte?
Christie hatte gesagt, dass seine Kinder ihn brauchten. Er bezweifelte, dass sie das genauso sehen würden. Karen und ich hätten niemals Kinder miteinander haben dürfen, entschied er wütend. Keiner von ihnen war auch nur annähernd ein guter Elternteil gewesen. Es wäre besser gewesen, wenn Karen und er kinderlos geblieben wären. Wie zum Beispiel Davina James und ihr Mann.
Davina James! Es hatte ihn verblüfft, sie heute Vormittag im Supermarkt zu sehen. Sie hatte Jeans und eine Baumwollbluse getragen. Unauffällig hatte er sie beobachtet, während sie einkaufte. Sie bewegte sich sehr gezielt und schnell und wirkte sehr ruhig und sachlich. Dazu passte allerdings nicht die Art, in der sie sich das Haar aus dem Gesicht strich, wenn sie sich gebückt hatte und es ihr in die Augen fiel. Diese Geste verriet eine Verletzlichkeit, die ihn in gewisser Weise an Cathy erinnert hatte. Er wunderte sich über sich selbst und wirkte noch nachdenklicher.
Davina James bedeutete für ihn nicht mehr als eine Verbindung zu Carey’s, weil sie den Hauptteil der Aktien besaß.
Er sah, dass Cathy immer noch auf eine Antwort auf ihre Frage wartete. „Ich weiß nicht“, entgegnete er. „Wir könnten irgendwo etwas zu Mittag essen, wenn du willst.“
Lebhaft nickte Cathy mit dem Kopf. Auf der Fahrt durch die Stadt hatte Saul eine Gaststätte bemerkt, die zu einer Restaurantkette gehörte, und als er Cathy diesen Vorschlag machte, stimmte sie begeistert zu.
Das Restaurant war gut besucht, hauptsächlich von Familien. Eine Kellnerin führte Cathy und
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