Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
Sie lernte, wie die Firma geleitet wurde, wodurch sie finanziert wurde, wie die Produkte verteilt und verkauft wurden. Sie erfuhr, wie die Medikamente den Ärzten vorgestellt wurden, und was sie nach dem Schock über Gregorys Behandlung der Arbeitskräfte am meisten erschreckte, war die Tatsache, wie wenig für die Erforschung neuer Arzneimittel ausgegeben wurde.
Gregory und auch ihr Vater mussten doch gewusst haben, dass auch das erneuerte Patent einmal auslaufen würde, und damit würden die Gewinne durch ihr marktführendes Herzmittel stark zurückgehen. Aber ihr war klar, dass schon zu Zeiten ihres Vaters kaum Anstrengungen unternommen worden waren, um die Zukunft der Firma zu sichern.
Es gab zwar ein Labor, aber Giles hatte zugeben müssen, dass es nicht einmal der Einrichtung einer zweitklassigen Universität entsprach. Und keine der Arbeiten hätte jemals zur Entwicklung eines neuen Medikaments führen können.
Ihr Vater hatte das gewusst, und auch Gregory. Aber wieso war das geschehen? Ihr Vater hatte Medizin studiert und sicher von seinem Vater gelernt, die Arznei, die er fast zufällig entdeckt hatte, ganz zu seinem Vorteil zu vermarkten. Hatte Carey’s nicht eine Vorreiterrolle auf dem Arzneimittelmarkt spielen sollen?
Davina musste eingestehen, dass ihr Vater ihr ein Fremder geblieben war. Er war ihr zeitlebens rätselhaft gewesen. Sie wusste, dass er sich während des Kriegs gemäß seinen Idealen als Sanitäter bei der Armee gemeldet hatte.
Wie konnte ein Mann mit solchen Idealen sich dann so entwickeln, dass er seine ganzen Talente und Fähigkeiten nicht nutzte? Welche Möglichkeiten hatte er gehabt, der Menschheit zuhelfen, und stattdessen hatte er einfach vom Gewinn der Firma gelebt.
Hatte er möglicherweise befürchtet, auch mit den größten Anstrengungen niemals die Erfolge seines Vaters erzielen zu können? Aber ihr Großvater hatte das Medikament doch mehr durch Zufall als durch Forschung entdeckt. Er hatte nur unwissend herumgeforscht, während ihr Vater durch seine Ausbildung den Weg viel leichter hätte beschreiten und fortführen können.
Es hatte keinen Sinn, in der Vergangenheit nach Antworten zu suchen, die es nicht gab. Davina trank ihren Kaffee. Jetzt musste sie sich auf die Probleme der Gegenwart konzentrieren. Und die der Zukunft, falls Carey’s eine Zukunft hatte.
Sie trank den letzten Schluck und ging nach oben, um zu duschen und sich anzuziehen.
Trotz der Warnungen der Umweltschützer über die verheerenden Schäden der Autos auf die Lebensqualität und Gesundheit der Menschen, und obwohl das Autofahren immer anstrengender wurde, weil viel mehr Verkehr auf den Straßen herrschte, fuhr Davina wie auch viele andere Leute mit dem Wagen. Ich verdränge alle Nachteile des Fahrens um des einen großen Vorteils willen, überlegte sie, als sie auf den Parkplatz des Supermarkts einbog.
Und welche Frau hatte nicht schon einmal versucht, mit all den vollgepackten Taschen in öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause zu kommen. Wenn dann noch schlechtes Wetter herrschte und die Frau womöglich noch gleichzeitig kleine Kinder dabeihatte, konnte das ohnehin lästige Einkaufen ohne Wagen zur reinen Qual werden.
Kein Wunder, dass der Parkplatz voll ist, dachte Davina und vermutete, dass erst wenn jemand eine wirklich vernünftige Alternative zum Auto erfand, die ganzen Parkplätze im Land nicht mehr so überfüllt wären.
In den Jahren des Zusammenlebens mit ihrem Vater und Gregory hatte sie gelernt, sparsam und günstig einzukaufen. Aber heutzutage, wo sie nur sich selbst versorgen musste, hatte sie immer weniger Lust zum Kochen. Sie mochte einfache Gerichte wie Obst, frisches Brot, Käse und Nudeln. Für ihren Vater hatte sie dagegen bei seinen Festmahlen unglaublich schwere Gerichte kochen müssen.
Sie suchte rasch und nüchtern ihre Einkäufe zusammen. In Gedanken war sie bei anderen Sachen. An den Kassen standen lange Schlangen, und Davina seufzte, weil sie wusste, dass sie mit Sicherheit wieder die langsamste Kasse erwischte. Doch dieses eine Mal hatte sie Glück. Das Mädchen an der Kasse war schnell und freundlich. Davina sah, wie es eine Kundin anlächelte und ihr etwas antwortete.
Davina wollte gerade ihren eigenen Wagen entladen, als sie bemerkte, dass die Frau hinter ihr nur wenige Artikel kaufen wollte und ungeduldig auf ihre Uhr sah.
Obwohl sie vermutete, dass die Frau ihr etwas vorspielte, gab Davina nach und gestattete der Frau kühl, vor ihr zu bezahlen. Als sie
Weitere Kostenlose Bücher