Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
verhindern. Finden Sie einen Käufer, hatte sie auf der Bank zu hören bekommen. Oder einen finanziellen Bürgen. Aber wie und woher? Ihr Kopf tat weh von der ständigen Anspannung und Sorge, die sie empfand, seit sie die Verantwortung übernommen hatte.
Erst letzte Woche hatte Giles ihr gesagt, wie sehr er ihre ruhige Stärke bewundere, doch innerlich fühlte sie sich weder ruhig noch stark. Allerdings besaß sie Übung darin, ihre Gefühle zu verbergen. Schon sehr bald in ihrer Ehe hatte sie gemerkt, wie viel Freude Gregory daran hatte, ihr wehzutun. Da hatte sie natürlich erkannt, was für ein Fehler diese Ehe gewesen war. Sie hatte sich selbst, oder vielmehr ihrer Naivität die Schuld am Scheitern ihrer Ehe gegeben.
Mit elf Jahren war sie als schüchterner Teenager auf ein sehr kleines Mädcheninternat geschickt worden und dann unvermittelt mit vierzehn Jahren wieder nach Hause geholt worden, als ihre Mutter an einem Hirntumor starb.
Zuerst war sie aufgeregt gewesen, weil ihr Vater sie bei sich zu Hause haben wollte. Ihre Mutter hatte ihr immer nähergestanden als ihr Vater. Es hatte in ihrer Familie nie eine große Körperlichkeit gegeben, doch in ihrem Kummer über den Tod ihrer Mutter war sie zu ihrem Vater hinaufgegangen, um von ihm im Arm gehalten zu werden.
Er war sofort einen Schritt zurückgetreten und hatte sie von sich gewiesen, wobei sie das Missfallen deutlich in seinem Gesicht hatte lesen können. Verwirrt und verletzt zog Davina sich in ihre eigene Welt zurück.
Das laute Durcheinander in der Dorfschule verunsicherte sie. Die Mitschüler machten sich über ihre Aussprache lustig, und die Jungen zogen sie schmerzhaft an den langen Zöpfen. Sogar die Mädchen schlossen sich gegen sie zusammen und ärgerten sie. Sie war eine Außenseiterin, anders und ausgestoßen, und sie war sich dessen sehr bewusst.
Bald entdeckte sie auch, dass ihr Vater sie nicht aus Liebe nach Hause geholt hatte oder weil er Mitleid mit ihr hatte. Jemand musste die Rolle ihrer Mutter als Hausfrau übernehmen. Und während die anderen Mädchen ihre Jugendjahre damit verbrachten, sich für Make-up und Jungen zu interessieren, bügelte Davina die Hemden ihres Vaters, kochte ihm das Essen, hielt das Haus sauber und erledigte in der freien Zeit, die ihr blieb, so gut es ging ihre Schulaufgaben.
Natürlich litt ihre schulische Leistung darunter. Davina war zu stolz, um ihren Lehrern zu erklären, weswegen sie ständig so müde war und sich nur schlecht konzentrieren konnte. Und wenn ihr Vater ihre Zeugnisse las, wurde er nur noch ärgerlicher auf sie.
Wie ihr Großvater hatte sie die Welt der Naturmedizin und der Heiltropfen erkunden wollen. Doch diese Träume erstarben, weil ihr Vater sie nur mit kühler Herablassung behandelte und ihre Lehrer über ihre geringen schulischen Leistungen irritiert waren.
„Natürlich wissen wir, dass du niemals arbeiten musst, Davina“, hatte eine Lehrerin eines Nachmittags vor der ganzen Klasse säuerlich gemeint. Alle hatten sich zu ihr umgedreht, während sie vor Scham rot angelaufen war. „Und das ist auch gut so, nicht wahr? Denn du würdest sicher keine Stelle finden.“
Einer der Jungen machte eine grobe Bemerkung, über die andere lachten, und obwohl die Lehrerin sie gehört haben musste, wies sie ihn nicht zurecht.
Mit einigen der Mädchen hätte sie Freundschaft schließen können, weil sie wie sie selbst eher schüchtern waren. Doch weil sie erst später in diese Schule gekommen war, hatten sich die Grüppchen bereits geformt. Davina fehlte das Selbstbewusstsein, in eine der Cliquen einzudringen.
Jeder in der Schule sah auch anders aus als sie. Die Mädchen trugen Jeans oder sehr kurze Röcke, obwohl die eigentlich an der Schule untersagt waren. Sie ließen ihr Haar lang über die Schultern fallen, und einige von ihnen riskierten einen dunklen Lidstrich und blassrosa Lippenstift.
Bewundernd und neidisch beobachtete Davina diese Mädchen. Ihr Vater hielt nichts von Make-up. Einmal hatte sie sich einen Lippenstift gekauft, und er hatte ihr lediglich befohlen, ins Bad zu gehen und sich das Gesicht sauber zu waschen.
Mit fünfzehn wusste sie, dass sie noch wie ein kleines Mädchen aussah, während ihre Mitschülerinnen sich bereits zu jungen Frauen entwickelten.
Mit sechzehn ging sie von der Schule ab. Es habe keinen Sinn, dass sie noch länger dort ihre Zeit vertrödele, sagte ihr Vater, als er ihre schlechten Zensuren betrachtete.
Stattdessen bezahlte er ihr Kurse an einer
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