Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
Uhr?“
Sobald er die Bürotür hinter sich geschlossen hatte, verschwand das Lächeln von ihrem Gesicht. Sie konnte ihm keine Schuld geben. Die Firma stand am Rand des Bankrotts, und Davina wusste, dass Giles nur noch blieb, weil er zu höflich und zu warmherzig war, um sie völlig im Stich zu lassen.
Und auch, weil er sie liebte?
Sie riss sich zusammen und weigerte sich, diesem Gedanken nachzugehen.
Schon immer hatte sie Giles gemocht, aber erst seit Gregorys Tod hatte sie gemerkt, dass er möglicherweise mehr für sie empfand. Es verstörte sie, dass sie vielleicht unbeabsichtigt diese Gefühle genutzt hatte, als sie Giles bat, in der Firma zu bleiben und ihr durch die schwere Zeit nach Gregorys Tod zu helfen.
Das hatte sie nicht gewollt. Im Grunde war reine Panik der Grund gewesen, die Panik nach der Entdeckung, dass die Firma ihres Vaters kein erfolgreiches Unternehmen war, wie sie dummerweise geglaubt hatte, sondern kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stand. Das hatte sie in vieler Hinsicht stärker schockiert als Gregorys Tod.
Giles hatte sie getröstet und gesagt, sie müsse sich keine Vorwürfe machen, weil sie die Situation der Firma nicht früher erkannt habe. Es stimmte, Gregory und vorher auch schon ihr Vater hatten es nie zugelassen, dass sie irgendetwas mit der Firma zu tun hatte.
Doch jetzt blieb ihr keine andere Wahl. Carey Chemicals war der größte Arbeitgeber in der Umgebung. Wenn das Unternehmen schließen und die Arbeiter entlassen würde, würden viele Menschen der Gegend unter Armut zu leiden haben. Das konnte Davina nicht geschehen lassen.
Vorsichtig hatte Giles ihr erklärt, dass ihr möglicherweise nichts anderes übrig blieb. Widerwillig hatte er zugegeben, dass er auch Gregory schon ein paarmal gewarnt hatte, dass sie Vorsorge für die Zeit treffen müssten, wenn das wichtigste Patent der Firma auslief.
Gregory hatte sich geweigert zuzuhören. Er war von seinen eigenen Zielen besessen gewesen, und die hatten nichts mit der für die Entwicklung neuer Medikamente notwendigen Zeit und Sorgfalt zu tun.
Das Spekulieren auf dem Geldmarkt war nach Gregorys Geschmack gewesen. Und auf diesem Weg hatte er Millionen Pfund an Firmenkapital verloren.
Jedes Mal wenn Davina daran dachte, wurde ihr übel. Blind und ohne Widerspruch hatte sie jede seiner Lügen hingenommen. Sie hätte viel eindringlicher nachfragen und darauf bestehen sollen, mehr über die Firma zu erfahren.
Viele Dinge hätte ich tun sollen, gestand sie sich erschöpft ein. Unter anderem hätte ich meine Ehe früher beenden sollen.
Dabei war es seit Jahren keine richtige Ehe mehr gewesen. Genau genommen seit … Ihre Gedanken schreckten vor der Erinnerung zurück.
Sie hatte mit zwanzig geheiratet. Jetzt war sie siebenunddreißig. Und weshalb hatte sie siebzehn Jahre diese leere, gefühlskalte Ehe fortgeführt?
Aus Liebe? Sie verzog abfällig den Mund. Eher aus Pflichtgefühl oder Notwendigkeit. Oder aus Feigheit. Ja, das ganz bestimmt, mehr noch aus Angst. Nicht Angst vor dem Alleinsein, das hätte sie fast erleichtert, sondern aus Angst vor dem Unbekannten. Sie hatte befürchtet, dass sich herausstellen könnte, dass die Abfälligkeit, mit der ihr Vater und Gregory sie eingeschätzt hatten, berechtigt gewesen war. Deshalb hatte sie in dieser Ehe ausgeharrt, die alles, was zu einer richtigen Ehe gehörte, verspottete. Davina hatte sich vor dem Leben in dieser toten, kalten Beziehung versteckt.
Jetzt war Gregory jedoch tot. Er war bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, in dem sein Körper in dem Wrack seines luxuriösen Sportwagens eingekeilt worden war. Eine Frau hatte mit ihm im Auto gesessen.
Diese Frau war Davina unbekannt, doch sie vermutete, dass ihr Ehemann diese Frau sehr gut gekannt hatte.
Er war ihr schon immer untreu gewesen, und sie hatte seine Affären nicht beachtet, genau wieso viele andere Dinge in ihrem Leben. Sie hatte sich gesagt, dass es ihr besser ging als den meisten, und dass sie mit ihrer Enttäuschung über eine unglückliche Ehe nicht allein auf der Welt sei.
Außerdem war ihr ständig bewusst gewesen, dass ihr Vater niemals mit einer Scheidung von Gregory einverstanden gewesen wäre.
Und Gregory hätte auch niemals in eine Scheidung eingewilligt. Wie konnte er auch, wenn die Firma im Grunde ihr gehörte? Zumindest auf dem Papier. Ihr Vater hatte dafür gesorgt, dass Gregory die alleinige Kontrolle über die Tagesgeschäfte besaß, doch die Aktien hatte er Davina überschrieben und
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