Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
Meinung geäußert? Jedenfalls verwirrte es sie, dass ihre Gedanken in dieselbe Richtung liefen.
„Zumindest die Blumen sind echt.“
Leo sah Christie an, als er ihr die Tür zum Restaurant aufhielt. Das wirkliche Leben schien dieser Frau sehr wichtig zu sein. Und die Wahrheit.
Das Restaurant war gut besucht, ohne überfüllt zu sein. Die Bar befand sich auf der Galerie, sodass man in aller Ruhe einen Aperitif zu sich nehmen und den Raum von oben überblicken konnte, ohne dass man beim Beobachten ertappt wurde. Gleichzeitig wurden die speisenden Gäste davor bewahrt, sich wie Tiere im Zoo zu fühlen.
„Das ist klug gemacht“, stellte Christie fest, als sie sich an einen Tisch setzten und auf ihre Drinks warteten. „Die Leute können die anderen Gäste beobachten und gleichzeitig beim Zusehen Appetit bekommen.“
„Mhm. Hoffentlich werden die Gäste so auch vom Warten abgelenkt, bis einer der Tische frei ist.“
Sie blickte ihn prüfend an. Er war intelligent und sah gut aus. Und soweit sie bemerkt hatte, besaß er nicht dieses angriffslustige Verhalten, das leider so viele mächtige und erfolgreiche Menschen zeigten.
Wie kam sie darauf, dass er erfolgreich war? Lag es an der unauffällig teuren Kleidung oder an seinem Verhalten? Er wirkte so ausgeglichen und zufrieden. Auch wenn das Restaurant auf den ersten Blick nicht luxuriös wirkte – und es war keinesfalls protzig aufgemacht –, so hatte Christie doch bemerkt, dass die Gäste, von denen nach dem Dialekt zu urteilen nur wenige von außerhalb kamen, nicht auf dem Weg zur großen Karriere waren, sondern die oberste Stufe bereits erreicht hatten. Sie mussten schon so lange erfolgreich sein, dass sie es nicht nötig hatten, ihren Reichtum nach außen hin zu zeigen.
Es war ein Restaurant für Menschen, die wussten, was sie vom Leben haben wollten. Sie wollten es genießen und gaben nicht viel darauf, wie sie auf andere wirkten.
Christie sah, wie eine Frau das Gemüse, das ihr angeboten wurde, mit einem Kopfschütteln ablehnte. Sie lächelte dabei und wirkte weder verlegen noch verärgert. Die Art, wie sie mit dem Kellner sprach, verriet, dass sie genau wusste, dass man ihr in diesem Restaurant nur zu gern brachte, was sie haben wollte, ohne dass sie sich ereifern musste.
An einem anderen Tisch testete eine Frau gerade ein paar Brombeeren, bevor sie sich eine Portion bestellte.
„Die Spezialität dieses Restaurants ist frisches Gemüse, das in der Umgebung angebaut wird“, sagte Leo ihr. „Es gibt hier auch Fleisch, aber auf der Speisekarte stehen nicht viele der fetten Fleischgerichte. Ich bin zwar kein Vegetarier, aber ich muss zugeben, dass ich in letzter Zeit den Appetit auf fettes Fleisch verloren habe.“
„Als Ärztin ist mir die Gefahr durch zu viel Fett in der Ernährung sehr bewusst“, erwiderte Christie. „Ich liebe Fisch, und Cathy und ich können von rohem Gemüse und Obst nicht genug bekommen.“
„Cathy?“
Christie stellte das Glas ab und ließ sich mit der Antwort ein paar Sekunden Zeit. Normalerweise erwähnte sie Cathy nicht so oft in Unterhaltungen, jedenfalls nicht in solchen Situationen. Cathy und ihr Privatleben gingen eigentlich niemanden etwas an.
„Meine Tochter“, erklärte sie.
Ihre Stimme klang angespannt, und Leo erkannte an ihrem Zögern, dass ihr das Thema unangenehm war, doch mit einem Mal erschien es ihm sehr wichtig zu erfahren, ob zu diesem Kind auch ein Mann gehörte. Er blickte sie rasch an. Sie würde auf eine direkte Frage nicht antworten, schon jetzt wirkte sie sehr wachsam, und sie saß sehr aufrecht auf ihrem Stuhl, als wolle sie jede weitere Frage abwehren.
„Sie müssen glücklich sein“, sagte er leise. „Ich habe keine Kinder und auch keine Frau.“
„Das sind im Grunde zwei verschiedene Dinge“, stellte Christie kühl fest.
Leo spürte, dass sie sich etwas entspannte. Er hatte schon vermutet, dass sie sich eine solche Bemerkung nicht würde verkneifen können. „Ja“, stimmte er zu und fügte entschieden hinzu: „Jedenfalls, wenn ich Kinder hätte, ehelich oder unehelich, je nach der Beziehung zu der Mutter, würde ich sie in meinem Leben haben wollen.“
Zum ersten Mal hörte Christie aus seiner Stimme eine Schärfe heraus, und ihr wurde bewusst, wie sehr seine Haltung sich von der von Cathys Vater unterschied.
Verärgert sagte sie: „Möglicherweise hätten Sie keine Wahl. Wenn Ihre Beziehung zur Mutter der Kinder zerbräche, wäre es nicht sicher, ob Sie den Kontakt zu
Weitere Kostenlose Bücher