Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
frische Unterwäsche aus einer Schublade, einen einfachen seidenen BH und einen ebenso schlichten Slip. Darüber zog sie ein warmbraunes Seidenkleid.
Sie trug keine Strumpfhose. Einerseits waren ihre Beine makellos und leicht gebräunt, und andererseits vertrug sich die Seide des Kleids nicht mit Nylon oder Lycra.
Gründlich bürstete sie ihr frisch gewaschenes Haar durch, das fast trocken war. Es war dicht, reichte ihr bis auf die Schultern und war stark gelockt. Als sie noch klein war, hatte ihr Vater sich immer beklagt, wie wild und ungezähmt sie aussehe. Daran musste sie jetzt denken, als sie es zu sanften Wellen bürstete. Innerlich erzitterte sie, als ihr klar wurde, wie sehr sie Leo begehrte. Beim Gedanken an seine Lippen auf ihrer Haut, ihren Brüsten, ihrem Bauch und ihrer intimsten Stelle durchzog sie eine pochende Lust. Ihr Magen verspannte sich, und ihr ganzer Körper fühlte sich weich und nachgiebig an, sodass sie jede Faser ihres Kleids auf der Haut fühlen konnte. Sie konnte sogar die leichte Schwellung ihrer Erregung erkennen, die nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen zu sehen war.
Doch wer sah schon so genau hin? Es hatte sie erstaunt, wie unbehaglich sich Männer fühlten, wenn sie ihr drängendes Verlangen musterte und diesen Anblick sinnlich auf sich wirken ließ. Sie genoss es, sich die Lust auszumalen, die sie beim Eindringen verspüren würde.
Doch Männer fühlten sich dadurch verunsichert. Erwarteten sie, dass Frauen die Augen zumachten?
Christie hatte das in ihren Test aufgenommen, mit dem sie die Männer prüfte. Sie mussten es nicht nur genießen, von ihr betrachtet zu werden, sondern sie mussten Christie auch gern ansehen.
Schließlich war für guten Sex ein Zusammenspiel aller Sinne erforderlich. Das körperliche Einswerden war für Christie nur der Höhepunkt von einem Rausch aller Sinne. Ein Mann, der sie nicht gern ansah und nicht die Wirkung genoss, die seine Berührung auf sie hatte, war in ihren Augen ein armseliger Liebhaber.
Christie war keine Närrin. Sie wusste, dass sie mit ihren Ansichten einige der festesten männlichen Grundsätze berührte. Und in vielen Fällen wurde das als Bedrohung aufgefasst, aber sie weigerte sich, sich in ein Frauenbild zu fügen, nur weil sie auf diese Weise von einigen Männern angenommen wurde.
Und dennoch war sie sehr wohl eine Frau, die sich auch eingestand, dass zu ihrer Lust auch das reglose Genießen gehörte, mit dem sie sich auf dem Gipfel der Leidenschaft ganz hingab und nur in sich aufnahm. Gleichzeitig wusste sie, dass in diesem Charakterzug der Grund für die ewig männliche Sicht lag, dass Männer Frauen beherrschen konnten.
Nur wenige Männer konnten das an Frauen begreifen. Aber diese wenigen …
Sie lächelte. Jetzt komm nicht ins Schwärmen! rief sie sich zur Ordnung. Nur weil er gut aussieht und dich anzieht, bedeutet das nicht, dass er einer von diesen wenigen ist.
Eine Minute vor acht betrat sie die Halle. Sie mochte diese Machtspielchen nicht, bei denen man das andere Geschlecht warten ließ, und sie war froh, als sie erkannte, dass Leos gute Manieren ihn dazu gebracht hatten, vor ihr in der Halle zu sein.
Für sie bedeuteten gute Manieren nicht gleich eine veraltete Weltsicht, in der Frauen erst an zweiter Stelle kamen. Im richtigen Maß bedeuteten sie nur, dass man andere respektierte und sich Gedanken machte. Egal, ob Mann oder Frau. Wenn sie Leo zum Essen eingeladen hätte, hätte sie zugesehen, als Erste am Treffpunkt zu sein.
Sein begrüßendes Lächeln gefiel ihr. Er betrachtete sie ganz unverhohlen und zeigte ihr auch, dass er sie attraktiv fand.
„Das Restaurant ist nicht sehr weit von hier“, sagte er. „Gehen wir zu Fuß, oder nehmen wir ein Taxi?“
„Oh, lassen Sie uns zu Fuß gehen“, antwortete sie. „Es ist hier drinnen so stickig. Mir wird die frische Luft guttun.“
Er trug zwar einen Anzug, doch dieser war lässiger geschnitten als der, den er bei seiner Ankunft am Flughafen getragen hatte. Der Stoff sah aus, als sei es eine Mischung mit einem Seidenanteil und nicht wie irgendein Anzug, den man sich zwischen zwei Flügen in Hongkong über Nacht billig maßschneidern lassen konnte. Bei dieser Feststellung überlegte sie, ob er so wohlhabend war oder ob Kleidung ihm so viel bedeutete, dass er viel Geld dafür ausgab. Aus irgendeinem Grund glaubte sie nicht an die zweite Möglichkeit.
Er hielt ihr die Tür auf, ließ sie aber frei wählen, in welchem Abstand zu ihm sie gehen
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