Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
sehr lebhafte, fast aggressive Geliebte sein, die verlangte, gleichberechtigt behandelt zu werden. Leo vermutete, dass sie das Tempo angeben würde. Obwohl er sich nie danach gesehnt hatte, dass eine Frau sich ihm beim Sex unterwarf, so mochte er auch keine Frauen, die Sex nicht unbedingt mit Sinnlichkeit verbanden. Er gestand sich ein, dass Christie genau so auf ihn wirkte. Vielleicht sah sie Sex nur als Trieb an, dem man nachgeben musste, und der mit Gefühlen nichts zu tun hatte.
Wahrscheinlich achtete sie immer streng darauf, niemals die Selbstkontrolle zu verlieren.
Aber er hatte auch gesehen, wie sie diese Blumen berührt hatte. Den glücklichen Blick in ihren Augen hatte er fast bewundert, und er hatte gewusst, dass sie, auch wenn sie es zu verbergen suchte, genauso empfänglich für Sinnlichkeit, wie er selbst war.
15. KAPITEL
Sosehr Christie ihr Essen auch genoss – und es war ausgezeichnet –, so gefiel ihr die Unterhaltung mit Leo noch viel mehr.
Während des Hauptgangs ereiferte sie sich über die Macht der großen Arzneimittelhersteller und merkte dann, dass sie nur Vorträge hielt.
Hieß es nicht, dass die Frau dem Selbstbewusstsein eines Mannes schmeicheln solle, indem sie ihn die Unterhaltung bestimmen ließ? Hastig entschuldigte sie sich.
„Sie meinen also, es gibt in der modernen Medizin keinen Platz für die großen Konzerne. Jedenfalls moralisch gesehen?“, fragte Leo nach.
Seine Stimmung sank immer mehr, während er ihr zuhörte. Auch wenn er viele ihrer Ansichten teilte, so bedrückte ihn doch, wie inbrünstig sie die großen Unternehmen und deren Leiter ablehnte.
„Jedenfalls müssten sie viel stärker überwacht und kontrolliert werden. Und zwar von unabhängigen Vereinigungen“, erwiderte sie entschieden. „Ich will gar nicht bezweifeln, dass einige der neuen Medikamente sinnvoll sind, aber die Konzerne haben es doch nur auf Gewinn abgesehen. Sinn für das Wohl der Allgemeinheit wirft keinen Profit ab, und bei so viel Reichtum und Macht sind einige der Firmen in der Lage, nicht nur Druck auf die Ärzteschaft auszuüben, sondern sogar auf Regierungen, damit Medikamente zugelassen werden, die überhaupt nicht ausreichend getestet wurden.“
„Es gibt sehr strenge Gesetze“, erwiderte Leo ruhig, aber Christie schüttelte den Kopf.
„Gesetze gibt es schon, aber manchmal zeigen sich die Auswirkungen der Medikamente nicht in klinischen Versuchen. Moderne Medikamente haben starke Wirkungen und können manchmal das gesamte Nervensystem zerstören oder die Abwehrkräfte des Körpers vernichten. In manchen Fällen werden die Ärzte ermutigt, Mittel zu verschreiben, die viel zu stark für die Erkrankungen sind. Bei schwächeren, natürlicheren Mitteln …“
„In der Natur gibt es Stoffe, die genauso stark, wenn nicht noch stärker als vom Menschen hergestellte Mittel sind“, stellte Leo fest.
Christie blickte ihn nachdenklich an.
„Ich sage nicht, dass Sie sich irren. Ihr Standpunkt ist vollkommen verständlich“, fügte Leo hinzu. „Aber es wäre irrsinnig zu leugnen, dass die modernen Medikamente eine wichtige Rolle beim Heilen und Vorbeugen bestimmter Krankheiten und im Gesundheitswesen spielen.“
„Meiner Ansicht nach“, fuhr er fort, „sollte man, um dem Patienten zu helfen und ihn zu schützen, jede Art von Medikament bei einer Behandlung in Betracht ziehen.“
Christie sah ihn zweifelnd an. „Genauso, wie Menschen aller Rassen und Hautfarben in Frieden zusammenleben sollten?“, fragte sie spöttisch nach. „Leider klappt das meistens nicht, stimmt’s? Es läuft immer darauf hinaus, dass der Starke den Schwachen unterdrückt. Ich schätze, dass Ihr Befürworten der Chemiekonzerne nicht von ungefähr kommt“, sagte sie beiläufig. „Arbeiten sie für einen?“
„In gewisser Weise, ja“, stimmte Leo erleichtert zu. Das war wenigstens nicht gelogen. Und im Verlauf des Abends war es ihm immer wichtiger geworden, dass sie die Wahrheit erfuhr. Er bemerkte sehr wohl die kleinen Signale, die er von ihr erhielt. Sie waren unauffällig genug, sodass er sie übersehen konnte, wenn er wollte, und dennoch waren sie deutlich genug, um ihm Christies Wunsch nach größerer Nähe zu ihm zu zeigen.
„Na ja, wahrscheinlich gehört es sich so, dass man seinen Arbeitgeber verteidigt“, meinte Christie nur. „Saul glaubt das jedenfalls.“
„Saul?“, fragte Leo nach.
Ein kleines Triumphgefühl überkam Christie, als sie den wachsamen Tonfall seiner Stimme bemerkte.
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