Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
sie ihn mit heiserer Stimme und hob den Kopf. Sie hatte ihre Gefühle jetzt unter Kontrolle. „Jemanden zu treffen, mit dem man so viel gemeinsam hat.“
„Gefährlich?“, hakte Leo ernsthaft nach. „Wieso sagen Sie das? Sehnt sich nicht jeder Mensch danach, mit einem anderen auf derselben Wellenlänge zu sein?“
„Nicht unbedingt. Manchmal kann eine enge Gemeinsamkeit zu erdrückend sein. Sie macht die Menschen so angreifbar. Es ist, als säße ich mit jemandem zusammen, der meine Gedanken lesen kann.“
„Meinen Sie, Sie fühlen sich von mir bedrängt, indem ich Ihre Gedanken ausspreche? Das ist doch eine Krankheit unserer Zeit, dass die Leute sich vor wirklicher Nähe fürchten. Sie wollen alleihren Abstand zu den Mitmenschen bewahren und benutzen oft Sex, um eine falsche Nähe vorzutäuschen.“
„So etwas sagen normalerweise eher Frauen als Männer“, bemerkte Christie.
„Heißt das, nur weil ich ein Mann bin, darf mir eine gefühlsmäßige Nähe nicht wichtiger als Sex sein?“ Leo blieb vollkommen ruhig. Er hatte sie verblüfft, das sah er deutlich an ihrem Gesicht.
„Nein, nein, natürlich nicht.“ Entschieden fügte sie hinzu: „Und genauso wenig braucht sich eine Frau schuldig zu fühlen, wenn sie ihre sexuellen Wünsche auslebt.“
Leo und Christie verließen als Letzte das Restaurant, doch das Personal drängte sie nicht zum Aufbruch.
Beim Rückweg zum Hotel bemerkte Leo, dass Christie sehr viel dichter bei ihm ging als auf dem Hinweg. Sie bewegte sich im Einklang mit ihm. Oder passte er sich ihren Schritten an? Wahrscheinlich sah sie es so. Aber war es nicht egal, wer sich wem anpasste? Auch davon, vermutete er, war Christie sicher überzeugt.
Er begleitete sie bis zu ihrer Zimmertür, und als sie sich umwandte, um ihn anscheinend noch hereinzubitten, beugte er sich vor und küsste sie.
Ihr Mund fühlte sich weich und warm an, und ihr Körper schmiegte sich an ihn, sodass er die festen Rundungen ihrer Brüste an der Brust spüren konnte.
Noch einmal küsste er sie und sog ihren Duft in sich ein. Er strich ihr über die Schulter und den Hals. Mit jeder Fingerkuppe genoss er das sinnliche Gefühl, ihr durchs Haar zu fahren. Wie viele unterschiedliche Empfindungen und unausgesprochene Einladungen strömten auf ihn ein! Und Christie war überhaupt nicht, wie er erwartet hatte, eine Frau, die die Initiative ergriff. Aber sie war auch nicht passiv.
Es gelang ihm, noch klar genug zu denken, um diese Dinge in sich aufzunehmen. Gleichzeitig wurden seine Sinne von ihrem Duft und dem Geschmack ihrer Lippen überflutet. Ihr nachgiebiger Körper, die einladenden, verlangenden Bewegungen … Diese Frau bot sich ihm an und lud ihn mit einer Offenheit ein, die Freuden der Lust zu genießen, die ihn zutiefst bewegte. Denn er konnte diese Einladung nicht annehmen, ohne ihr zu sagen, wer er in Wirklichkeit war. Und er wusste, dass sie es nicht verstehen würde. Sie würde vermuten, dass er sie absichtlich getäuscht hatte, und sie wäre in ihrem Stolz verletzt und würde ihn verachten. Sie hatte ihm vertraut und ihm Dinge über sich erzählt, die sie, wenn überhaupt, nur wenigen Menschen anvertraut hatte. Das alles hätte sie ihm nie gesagt, wenn sie gewusst hätte, wer er in Wahrheit war.
Vielleicht würde sie trotzdem mit ihm schlafen, aber er wollte keinen Sex mit ihr, sondern er wollte Liebe mit ihr machen.
Sehr behutsam und langsam ließ er sie los und trat einen Schritt zurück.
„Ich muss gehen“, sagte er leise. „Ich habe noch Arbeit zu erledigen. Diesen Abend habe ich mehr genossen, als ich in Worte fassen kann. Morgen Vormittag habe ich etwas freie Zeit. Wenn Sie auch nichts vorhaben, könnten wir uns gemeinsam die Stadt ansehen.“
Und irgendwie würde er eine Möglichkeit finden, ihr die Wahrheit zu sagen. Wenn sie es dann noch wollte, würden sie miteinander schlafen. Aber wenn er nur eine Nacht mit ihr wollte, warum ging er dann jetzt? Wieso sollte es dann nicht diese Nacht sein?
Leo merkte, wie Verärgerung und Verwirrung sich in ihr abwechselten. Und so widerstand er der Versuchung, sie noch einmal zu küssen. Ihre Lippen glänzten noch vom letzten Kuss, und unter dem Seidenkleid zeichneten sich die verhärteten Brustspitzen ab. An einer Seite ihres Halses war ein kleines Muttermal, und er sehnte sich danach, den Kopf zu beugen und es zu küssen. Aber er kämpfte gegen diesen Drang an und wartete auf ihre Reaktion.
Was ist schiefgelaufen? überlegte Christie. Wieso weist
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