Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
entschlossen zu dem anderen Mann: „Ich fürchte, mein Bruder wird warten müssen. Gehen Sie und sagen Sie ihm, dass ich ihn zurückrufe, Jürgen. Christie“, rief er dann schnell, doch sie hatte sich bereits abgewandt, starr vor Schreck und Wut. Die vielen Leute in der Halle machten es ihr unmöglich, so schnell zu entkommen, wie sie es sich wünschte. Als sie eine Hand auf dem Oberarm spürte, blieb sie stehen.
„Bitte, lassen Sie mich los.“
Er tat gar nicht erst so, als wisse er nicht, was los sei. „Christie, bitte hören Sie. Ich kann das erklären.“
„Wieso sollten Sie?“, fragte sie kühl. „Ich kann gut verstehen, dass ein Mann von Ihrer Bedeutung es manchmal klüger findet, nicht zu sagen, wer er ist.“
Sie wurde von der Menge angerempelt und musste sich ihm halb zuwenden. Sie sah, wie er zusammenzuckte, und die Kiefermuskeln traten vor Anspannung hervor. Christie gab sich keine Mühe, ihre Wut und ihre Geringschätzung zu verstecken. Schließlich hatte er sie mit Absicht getäuscht.
„So war das gar nicht“, widersprach er. „Ich wollte es Ihnen ja erzählen.“
„Aber nicht sofort.“
„Wir haben uns so gut verstanden. Diese Harmonie zwischen uns wollte ich nicht verderben.“
Christie lachte spöttisch auf. „Welche Harmonie?“, fragte sie nach. „Wie könnte es irgendeine Zuneigung zwischen uns geben, wenn Sie mich täuschen? Was war der Grund? Hatten Sie Angst, ich würde nicht mit Ihnen ins Bett gehen, wenn ich erst Ihre wahre Identität kennen würde?“
Schlagartig wurde er rot vor Zorn. „Sie wissen genau, dass das nicht so ist“, fuhr er sie an.
„Ja, ich denke, schon“, stimmte Christie zu und wurde blass. „Haben Sie deswegen gestern Nacht einen Rückzieher gemacht, Leo? Ein Mann in Ihrer Position muss sicher vorsichtig sein. Keine Gedankenlosigkeit, aus der dann ein Kind entstehen könnte, das Ansprüche an die Von-Hessler-Millionen stellt. Ist es so? Also, nur zu Ihrer Information …“
„Christie, Schluss damit“, befahl er ihr. „Das war keineswegs der Grund, und Sie wissen das genau. Ich wollte nicht, dass wir miteinander schlafen, bevor ich nicht die Gelegenheit hatte, Ihnen die Wahrheit zu erzählen. Ich hatte vor, es Ihnen heute Vormittag zu sagen, nur leider kam Jürgen mir zuvor.“
„Für mich ist das eher ein Glück“, erwiderte sie. Sie glühte vor Zorn, und ihr ganzer Körper zitterte. Wie leicht hatte sie sich täuschen lassen! Wie ein dummes Mädchen.
„Ich wollte es Ihnen gestern Abend sagen“, stellte er klar.
„Und ich wollte letzte Nacht mit Ihnen schlafen“, entgegnete sie. „Ist es nicht prima, dass wir beide nicht bekommen haben, was wir uns ausgemalt haben?“
„Bitte, Christie.“
„Nein, Leo.“ Sie drehte sich ihm jetzt ganz zu, und ihre Augen glänzten vor Wut und Verbitterung. „Ich hasse Lügen in jeder Form. Mehr als alles andere. Und Sie haben mich angelogen, auch wenn es nur durch Schweigen war. Sie haben mich offen und frei meine Ansichten darlegen lassen, während Sie die ganze Zeit wussten, dass …“
„Was?“, forderte er sie heraus. „Hätten Sie Ihre Ansichten anders formuliert, wenn Sie meine Verbindung mit dem Hesslerkonzern gekannt hätten?“
„Natürlich nicht“, widersprach sie lebhaft.
„Dann habe ich ja keinen Schaden angerichtet, indem ich Sie frei habe reden lassen, oder? Ich bin ein Mensch, Christie und keine Firma. Im Grunde bin ich …“
„Mich interessiert nicht im Geringsten, was Sie sind“, unterbrach Christie ihn. „Ich bin an Ihnen sowieso nicht interessiert, Leo. Jetzt lassen Sie meinen Arm bitte los. Ich mag es nicht, festgehalten zu werden.“
Sie sprach mit solcher Verachtung, dass er sie augenblicklich losließ und einen Schritt zurücktrat, um ihr den Freiraum zu lassen, den sie verlangte.
„Sehen Sie es mal so“, sagte sie wutentbrannt, als sie wegging. „Wenn Sie letzte Nacht nicht so rücksichtsvoll gewesen wären, hätten Sie wenigstens Sex mit mir gehabt. Jetzt haben Sie nichts außer der Rechnung für ein sehr teures Dinner.“
„Ich wollte keinen Sex mit Ihnen“, erwiderte Leo genauso wütend.
Ihr Blick war eiskalt. „Nein, das wollten Sie sicher nicht“, stimmte sie zu, drehte sich um und ging weg, bevor er ihr sagen konnte, dass er sich immer noch danach sehnte, sie zu lieben.
16. KAPITEL
Beim Aufwachen konnte Giles sich zunächst nicht daran erinnern, wo er war. Das Licht, das durch die dünnen Gardinen fiel, blendete ihn, und er stöhnte
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