Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
stutzte, aber sie achtete nicht auf sein Stirnrunzeln und lächelte ihn herzlich und offen an.
Philip Taylors Sekretärin, die Davinas Kostüm mit einer Mischung aus anerkennender Bewunderung und Fassungslosigkeit betrachtete, teilte ihnen mit, dass Mr Taylor auf sie warte.
Als sie in das Büro geführt wurden, war Philip Taylor allein. Er blickte Davina kurz an und musterte sie dann verblüfft eingehender, als er ihren Aufzug bemerkte.
„Mr Jardine ist noch nicht hier, deshalb dachte ich, wir könnten den einen oder anderen Punkt noch durchsprechen.“
„Ja. Wer genau ist der Kaufinteressent?“, fragte Giles, bevor Davina etwas sagen konnte.
„Aus welchem Grund will er die Firma kaufen?“, erkundigte Davina sich leise.
„Das sind beides Fragen, auf die wir die Antwort lieber Mr Jardine überlassen sollten. Ich muss sagen, dass ich es für einen Glücksfall halte, dass all dies hier passiert. Ich dachte wirklich, dass wir Schwierigkeiten bekommen würden, überhaupt einen Käufer zu finden …“
„Hoffentlich haben Sie ihm das nicht gesagt“, unterbrach Davina ihn gleichmütig.
Er errötete leicht und ordnete die Papiere auf seinem Tisch. „Die Probleme der Firma sind kein Geheimnis“, sagte er rasch. „Und natürlich hat Mr Jardine sich umgehört. Ich denke, Sie werden trotzdem finden, dass die Bedingungen unter den Gegebenheiten vernünftig sind.“
„Hoffen wir, dass er meine Bedingungen genauso … vorteilhaft findet, wie Sie die seinen“, entgegnete Davina sanft.
„Ihre Bedingungen?“ Philip Taylor sah sie verunsichert an. „Meine liebe Davina, ich bin nicht sicher, ob Sie Ihre Lage richtig einschätzen“, setzte er an.
„Natürlich tue ich das“, stellte Davina klar. „Sie wollen ihr Darlehen zurück. Dieser Mr Jardine will Carey’s haben, und ich will eine Absicherung meiner Angestellten.“
„Dieser Jardine wird sich niemals darauf einlassen“, widersprach Giles.
Davina sah ihn prüfend an. „Das kommt drauf an, oder nicht?“
„Worauf?“, fragte Giles fassungslos.
„Wie wichtig es ihm ist, Carey’s zu bekommen.“
Einen Augenblick schwiegen sie, und dann sagte Philip Taylor unbehaglich: „Davina, ich denke wirklich, dass es besser wäre, wenn Sie Giles und mir die Verhandlungen überließen. Mir istbewusst, dass im Grunde Sie die Aktien besitzen … Und ich weiß, dass Sie es nur gut meinen, meine Liebe, aber was das Geschäftliche betrifft …“
Über das „meine Liebe“ ging sie einfach hinweg und lächelte freundlich. „Oh, aber das kann ich unmöglich tun, Philip. Ich finde, ich habe viel zu lange meine Verantwortung auf andere abgeladen. Und wie Sie schon sagten, bin ich die Eigentümerin und …“
Sie unterbrach sich, als die Sekretärin hereinkam, um anzukündigen, dass Mr Jardine gekommen sei.
„Bitten Sie ihn herein, Sylvia. Ach, und bringen Sie uns doch bitte Kaffee, ja?“
Davina saß mit dem Rücken zur Tür, und so war ihr bewusst, dass sie Saul Jardine erst dann richtig sehen könnte, wenn auch er ihr nahe genug war, um ihre Reaktionen zu studieren. Es sei denn, sie drehte sich in ihrem Stuhl herum, und sie hatte nicht die Absicht, das zu tun.
Als Philip Taylor aufstand und die Hand ausstreckte und herzlich „Saul“ sagte, stand auch Davina auf. Sie war beherrscht und bewahrte ihren ruhigen Gesichtsausdruck. Auch das hatte sie im Laufe der Jahre gelernt, die sie mit ihrem Vater zusammengelebt hatte.
Der Mann stand jetzt neben ihr, und sie konnte ihn direkt ansehen.
In dem Moment, in dem sie ihn erschreckt erkannte, gab es den Bruchteil einer Sekunde, in dem sich ihre Gefühle in ihrem Gesicht spiegelten. Sie bemerkte den leicht spöttischen Ausdruck in seinen Augen, als er sie ansah, und ihr Magen ballte sich vor Wut zusammen.
Wieso war sie nicht gleich darauf gekommen. Das hatte doch wirklich nahegelegen!
Philip stellte sie einander vor. Statt ihm die Hand zu reichen, nickte sie nur und trat einen Schritt zurück. Jetzt hatte sie sich wieder unter Kontrolle und versuchte, ihn mit einer schnellen Musterung einzuschätzen.
Offenbar war er ein Mann, der das Spiel liebte und dem Täuschung und List Spaß bereiteten. Sie konnte sich denken, wie sehr er die schnelle Lüge, ein Spaziergänger zu sein, genossen hatte, als sie an jenem Abend mit ihm vor dem Büro zusammengestoßen war.
Was hatte er wirklich dort getan? Hatte er die Chance genutzt, dass das Gelände nicht bewacht wurde, um unerlaubt die Gebäude zu besichtigen? Wenn ja,
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