Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
begeben hatte. Oder hatte sie ihn dorthin geführt? Bei dem Gedanken wurde sein Blick noch eindringlicher, aber Davina blieb kühl und gelassen.
„Also dann kommt es mir als das Klügste vor, wenn ich mit Ihnen über meine Bedingungen spreche, unter denen ich die Firma verkaufe, damit Sie sie an Sir Alex weiterleiten können.“
Sie wich seinem Blick nicht aus. „Ich habe sie stichwortartig aufgelistet. Am besten lesen Sie es sich in aller Ruhe durch, und wir vereinbaren ein weiteres Treffen. Und bis dahin können Sie sich mit Ihrem Auftraggeber in Verbindung setzen.“ Bei den letzten Worten zog sie ein paar sauber getippte Seiten aus einer Aktentasche und reichte sie ihm.
„Davina … Was …?“ Das klang mehr nach ihrem Geliebten als nach dem Personalchef ihrer Firma.
„Schon in Ordnung, Giles.“ Davina lächelte beherrscht. „Es gibt schließlich keinen Grund, Mr Jardines Zeit zu vergeuden, oder?“ Sie reichte ihm eine Kopie der Liste, eine zweite Kopie reichte sie an Philip Taylor weiter.
„Wann hast du das geschrieben?“, fragte Giles sie ungläubig.
„Gestern Nacht“, antwortete Davina ruhig. „Mein Vater fand, dass jede pflichtbewusste Tochter Maschine schreiben sollte, Mr Jardine“, fügte sie an Saul gewandt zu. „Vielleicht hatte er recht.“
Gab sie ihm damit zu verstehen, dass sie sehr wohl erkannt hatte, weshalb sie erst so spät gestern Nachmittag von dem heutigen Treffen erfahren hatte? Oder bildete er sich das ein?
„Davina … Sie haben nie ein Wort darüber gesagt, dass Sie eine Liste von Verkaufsbedingungen stellen“, wandte Philip Taylor verärgert ein.
Davina drehte sich zu ihm um und lächelte.
„Sollte ich das vergessen haben, Philip?“
18. KAPITEL
Lucy war oben im Haus, als die Männer mit dem Baum ankamen. Die Hälfte ihrer Kleider lag im Zimmer verteilt, und es war deutlich, dass sie wieder einen Wutanfall erlebt hatte.
Jetzt war sie erschöpft. Genau wie Giles’ Geduld mit ihr? Wie seine Liebe? Tränen traten ihr in die Augen. Wieso sollte sie sich um Giles und seine Gefühle Gedanken machen, oder besser um die Gefühle, die es nicht mehr gab? Sie konnte bald einen anderen Mann finden. Verbittert stellte sie fest, zu wie vielen sie während ihrer Ehe mit Giles Nein gesagt hatte.
In dieser Hinsicht war Giles immer etwas leichtgläubig gewesen. Er hatte nie bemerkt, dass die Kollegen, denen er sie voller Stolz vorstellte, unter den Komplimenten und dem verbindlichen Lächeln abschätzten, welche Chancen sie hatten, Lucy in ihr Bett zu bekommen. Sie war stolz auf ihre Treue zu Giles gewesen, auf ihre Ehe und darauf, dass sie sich geweigert hatte, sich von den Flirts beeindrucken zu lassen. Sie hatte es als Zeichen ihrer Reife gesehen und als Beweis der tiefen Liebe zu Giles, die für sie rein und klar war.
Sie hätte nie gedacht, dass es Giles sein würde, der ihr untreu wurde. Und dann noch mit Davina James. Davina, deren eigener Ehemann kein Geheimnis daraus gemacht hatte, dass er seine Frau betrog. Er hatte mit Lucy geflirtet und ihr gesagt, wie sehr er es genießen würde, mit ihr zu schlafen. Und sie würde es auch genießen.
Es war ihr leichtgefallen, Gregory James abzuweisen. Unruhig ging sie im Zimmer umher und achtete nicht auf die Kleider, die sie in ihrer verzweifelten Wut aus den Schränken gerissen hatte.
Sie war rasend vor Zorn hier heraufgekommen, nachdem Giles zur Arbeit gegangen war. Vorsicht und Selbstbeherrschung, langsame, bedachte Bewegungen, das alles war nichts für sie. Und jetzt lösten die Monate der Unentschlossenheit, in denen sie irgendwie auf den Ausbruch der aufgestauten Gefühle gewartet hatte, sich so plötzlich in einem Schwall von Wut auf, dass Lucy sich nicht wehren konnte.
Wieso sollte sie noch länger darauf warten, dass Giles sich entschied, welche von ihnen beiden er wollte? Verächtlich lachte sie auf. Glaubte er wirklich, dass Davina ihm dieselbe sexuelle Anregung und Befriedigung schenkte wie sie? Hatte er es ihnen beiden nicht schon dadurch gezeigt, indem er mit ihr statt mit Davina geschlafen hatte?
Als sie sich jedoch im Spiegel ansah, bemerkte Lucy nicht nur den verächtlichen und höhnischen Ausdruck ihres Lächelns, sondern auch den Kummer und die Selbstzweifel, die in ihrem Blick lagen. Welche anderen Dinge, die er von Davina bekam, konnten ihm wichtiger sein?
Diese Angst, die immer in ihr gelauert hatte, erschreckte sie, und unwillkürlich ging sie zum Fenster hinüber. Und der Anblick von den beiden
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