Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
ermutigt, Lucy zu verlassen.
Aber sie hatte auch nicht direkt versucht, ihn davon abzuhalten, oder? Es war anstrengend, so lange mit Lucy zu sprechen, die nichts erwiderte. Und Giles brauchte so lange, bis er ans Telefon kam, dass Davina schon vermutete, Lucy sei gegangen, um ihn zu holen.
„Davina.“ Er klang nervös und gereizt. Der schuldige Ehemann, der von seiner Geliebten zu Hause angerufen wird?
Aber ich bin nicht Giles’ Geliebte, rief Davina sich in Erinnerung und berichtete ihm, was geschehen war.
„Ein möglicher Käufer … Wer?“, wollte Giles wissen und unterdrückte einen Fluch. Wieso musste so etwas geschehen, wenn er nicht da war?
„Ich weiß es nicht“, entgegnete Davina. „Aber wer immer es ist, er will sein Gesicht noch nicht zeigen. Ein Treffen ist für morgen früh angesetzt, Giles. Deshalb rufe ich dich an. Um neun Uhr in der Bank.“
„Um neun.“ Diesmal fluchte Giles laut. „Da bleibt uns ja überhaupt keine Zeit, um uns vorzubereiten. Du kannst wetten, wer immer der Käufer ist, er ist bestens über die Situation von Carey’s informiert. Sie werden die Firma für einen Spottpreis haben wollen.“
„Mir ist es egal, wie viel sie zahlen wollen, solange sie die Angestellten übernehmen und die Arbeitsbedingungen verbessern können“, erwiderte Davina entschlossen.
Giles seufzte. „Sieh mal, Davina. So geht das nicht. Du musst versuchen, diese Leute zu überzeugen, dass wir in einer viel besseren Lage sind, als es wirklich der Fall ist. Sonst werden sie sich wie die Haie auf uns stürzen.“
„Ich bezweifle, dass wir so vorgehen können, wenn sie schon mit Philip Taylor gesprochen haben“, sagte Davina ruhig.
„Taylor hat kein Recht, unsere finanzielle Lage an irgendjemand anderen weiterzugeben. Es ist seine Pflicht …“
„Er soll die Interessen der Bank vertreten, Giles“, unterbrach Davina ihn gelassen. „Ich vermute, dass schon die Tatsache, dass diese Leute, wer immer sie auch sein mögen, zuerst mit der Bank anstatt mit uns in Kontakt treten, zeigt, wie genau sie über unsere finanzielle Situation Bescheid wissen. Ich habe dir schon gesagt, dass ich mir keinerlei finanzielle Vorteile vom Verkauf von Carey’s erhoffe. Mir ist wichtig, dass ich die Zukunft unserer Angestellten sicherstelle.“
„Kein Käufer würde sich je auf so eine Zusage einlassen“, warnte Giles sie ernsthaft.
„Das hängt davon ab, wie sehr sie an dem Geschäft interessiert sind, oder nicht?“, versetzte Davina vollkommen gelassen.
„Was für ein Geschäft?“, fragte Giles nach, aber Davina hatte bereits aufgelegt.
Lucy kam ins Zimmer, als er leise vor sich hin fluchte. „Ein kleiner Streit unter Verliebten?“, fragte sie ihn zuckersüß.
„Vielleicht gibt es einen Käufer für Carey’s.“ Giles überging ihre Anspielung. Er stand im Wohnzimmer. Die Blumen, die er gestern lieblos in die Vasen verteilt hatte, waren sorgfältig zusammengestellt worden, und er bemerkte noch etwas.
Auf dem kleinen Tisch, wo jeder, der das Zimmer betrat oder verließ, es sehen konnte, stand ein Foto von Nicholas.
Lucy bemerkte, dass er das Foto ansah.
„Ich bin heute Morgen gegangen und habe den Rahmen gekauft“, sagte sie ihm knapp und wandte sich von ihm ab. Ihr Körper war völlig verspannt. Sie sieht aus, als rechne sie damit, dass ich etwas dagegen habe, stellte er fest.
Er ging zu dem Tisch und hob das Foto hoch, um es genau zu betrachten.
Nicholas. Ihr Sohn. Ein so winziges Baby, so zerbrechlich, dass sich ihm bei dem Anblick schon das Herz zusammenzog. Und trotzdem wollte er es ansehen, wollte sich erinnern …
„Ich habe nicht gemerkt“, setzte er an, „dass er dir so ähnlich sah.“ Doch als er sich umwandte, bemerkte er, dass er zum leeren Zimmer sprach. Lucy war gegangen.
Vorsichtig stellte er den Silberrahmen zurück.
Es war für Davina nicht schwierig, einen Überblick über die Bedingungen zu verfassen, unter denen sie bereit war, die Firma zu verkaufen. Was viel schwieriger werden würde, so vermutete sie, war es, Giles und Philip Taylor davon zu überzeugen, dass sie nicht von diesen Punkten abrücken würde.
Wie viel Macht besaß die Bank, um sie zum Verkauf zu zwingen? Davina biss sich auf die Unterlippe. Sie besaß den Großteil der Aktien, aber wenn die Bank auf sofortiger Rückzahlung des Darlehens bestand …
Sie griff nach einem Zettel und schrieb ein paar Zahlen auf. Sie besaß das Haus und das Geld von Gregorys Bankkonto. Nicht genug, aber fast. Auf
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