Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
konnte.
20. KAPITEL
Der Abend wurde kein Erfolg. Von ihnen dreien amüsierte sich anscheinend nur Cathy. Christie war froh, als das Essen endlich vorbei war und sie gehen konnten. Saul war den ganzen Abend lang in Gedanken gewesen, und ihr selbst war auch nicht zum Feiern zumute gewesen.
Saul ging hinter ihr, als sie das Restaurant verließen und die Hotelhalle betraten. Deshalb lief er in sie hinein, als sie unvermittelt stehen blieb. Sie starrte einen Mann an, der ihr den Rücken zuwandte, während er mit einem Hotelangestellten sprach. Saul konnte hören, wie sie leise „Leo“ flüsterte.
„Was ist los?“, fragte er sie, aber Christie hörte ihn nicht. Sie konnte Leo mit dem Angestellten sprechen hören. Er bat darum, dass man ihn umgehend benachrichtige, falls eine Mrs Davina James ihn sprechen wolle.
Jetzt stutzte Saul und er beobachtete Leo, der sich vom Empfangspult abwandte.
Im selben Moment entdeckte er Christie.
„Um Himmels willen, lass uns von hier verschwinden.“ Christie zog Saul hinter sich her, während Leo fast unbewusst auf sie zusteuerte.
„Was ist denn los, Mum? Stimmt etwas nicht?“, wollte Cathy wissen, als Christie und Saul sie draußen trafen.
„Alles in Ordnung.“ Unwillkürlich log Christie, doch als sie dann Cathys Gesicht sah, fügte sie sanfter hinzu: „Ich habe mich einen Moment lang nicht wohlgefühlt, aber jetzt hier draußen geht es mir schon wieder besser.“
Leo war hier in Chester, aber offenbar nicht ihretwegen. Was wollte er von Davina James? Sie überlegte, und ihr fiel ein, dass auch Saul sich für Carey’s interessierte.
Nach einem Blick zu ihr versuchte Saul auf der Rückfahrt gar nicht erst, sie in eine Unterhaltung zu verwickeln. Und Cathy, die offenbar die Spannung spürte, ging sofort ins Bett. Der Ausdruck in ihrem Gesicht rief in Christie Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen hervor.
Egal, wie sie sich selbst fühlen mochte und wie unerwartet das Wiedersehen mit Leo gekommen war, so hatte sie dennoch kein Recht, wegen ihrer Gefühle ihr Kind zu vernachlässigen.
Sie schob Cathy das Haar aus der Stirn und beugte sich vor, um sie zu küssen. Dabei spürte sie, wie ihr Tränen in die Augen traten.
„Ich liebe dich, Mum“, flüsterte Cathy, während sie sie umarmte. Wortlos erwiderte Christie die Umarmung. Ihr wurde klar, dass sie Cathy nicht mehr mit einer kleinen Lüge beruhigen konnte, auch wenn sie noch nicht alt genug war, um Christies Gefühle wirklich nachempfinden zu können. Auf jeden Fall hatte Cathy erkannt, dass es nicht nur ein leichtes Unwohlsein war, das Christie förmlich aus dem Hotel hatte fliehen lassen.
Als sie wieder nach unten ging, wartete Saul in der Küche auf sie, und sie war sich nicht sicher, ob sie darüber froh war oder nicht.
„Möchtest du darüber reden?“, bot er an. „Da gibt es nicht viel zu reden“, sagte sie erschöpft. „Das hat keinen Sinn.“
Bei seinem Blick richtete sie sich sofort auf, um sich zu verteidigen.
„Schon gut, schon gut. Ich habe ihn in Edinburgh getroffen. Wir sind im selben Taxi ins Hotel gefahren und sind zusammen essen gegangen.“
„Und?“, forderte er sie auf. So hatte er Christie noch nie erlebt. Normalerweise beschränkte sie ihre Leidenschaft ganz auf ihre Tochter, ihre Ansichten und ihre Arbeit. Er hatte gesehen, wie sie nach Cathys Geburt Abstand zu Männern genommen hatte. Seitdem hielt sie Gefühle und Triebe streng auseinander, und als sie reifer wurde, hatte sie auch den sexuellen Bereich ihres Lebens unter Kontrolle bekommen. Saul vermutete, dass die flüchtigen Affären, die sie mit gleichgesinnten Männern erlebt hatte, etwas waren, das der Vergangenheit angehörte.
Als er sie einmal danach gefragt hatte, hatte sie ihm nur knapp mitgeteilt, dass sie an Cathy denken müsse, und sie sei nicht eine von den Müttern, die ständig mit neuen „Freunden“ vor ihrem leicht zu beeindruckenden Kind auftauchen. „Außerdem“, hatte sie hinzugefügt, „bin ich Ärztin. Wie kann ich meine Patienten vor den Gefahren durch ungeschützten Sex warnen, wenn ich selbst meinen Trieben hemmungslos ausgeliefert bin?“
Während er darauf wartete, dass sie weitersprach, fragte er sich, ob Leo von Hessler vielleichtdie Ausnahme von Christies festen Regeln darstellte. Ganz bestimmt sah dieser Mann gut genug aus, das konnte sogar Saul feststellen, und Christie litt jetzt vielleicht darunter, ihre Grundsätze gebrochen zu haben.
„Und das war’s“, sagte sie entschieden.
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