Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
hierherkommen, ohne sichergestellt zu haben, dass er zumindest Aussichten darauf hatte, dass sein Angebot angenommen wurde. Das bedeutete …
Das hieß, dass Davina James die ganze Zeit über schon gewusst haben musste, dass Hessler-Chemie Carey’s gern aufkaufen würden. Sie hatte dieses Wissen ganz bewusst für sich behalten und ihn angelogen. Es musste ihr großen Spaß bereitet haben, mit ihm zu spielen, indem sie ihm diesen lächerlichen Forderungskatalog auftischte. Die ganze Zeit über hatte sie gewusst, dass sie einen mächtigen Kaufinteressenten hatte, der viel reicher und einflussreicher als Sir Alex war.
Ihre Absicht lag klar auf der Hand. Saul wusste, dass sie die beiden Interessenten gegeneinander ausspielen würde und sie beide so lange hinhielt, bis sie das bekam, was sie wollte. Und das hatte sicher nichts mit einer Garantie der Arbeitsplätze bei Carey’s zu tun.
Wie konnte er so dumm gewesen sein, sich von ihr verladen zu lassen? Sie war doch neu im Geschäft und er der Experte. Und dennoch hatte er ihr wirklich geglaubt, dass sie sich um ihre Angestellten Sorgen machte. Er hatte ihr so sehr geglaubt, dass … Saul atmete tief durch und kämpfte gegen diese rasende Wut an.
Er hatte ihr nicht nur geglaubt, sondern sie sogar um ihre Offenheit und ihre ehrenhaften Grundsätze beneidet, die sie so leichthin und gelassen vertrat. Bei ihr war ihm klar geworden, dass er seine eigenen Überzeugungen und Grundsätze geopfert hatte. Er hatte sich selbst betrogen, und das nicht einmal zu seinem eigenen Nutzen, sondern zum Nutzen anderer.
Dieser Glaube hatte ihn blind gemacht, und jetzt, wo er die Wahrheit erkannte, konnte er sich vor Zorn kaum noch beherrschen.
„Was ist los, Saul?“, wollte Christie wissen, als sie sah, wie sein Gesichtsausdruck sich verändert hatte.
„Ich muss Davina James sehen“, stieß er aus.
Ungläubig sah sie ihn an. „Was? Das kannst du nicht. Es ist fast zehn Uhr abends. Saul, um Himmels willen, was es auch ist, es kann doch bis morgen warten. Du …“
„Das hier kann nicht warten“, erklärte er entschlossen.
Die ganze Zeit über, die er bis zu Davina brauchte, steigerte seine Wut sich immer mehr und brachte ihn bis an den Rand der Selbstkontrolle. Er nahm nur am Rande wahr, dass er überreagierte, denn sein Zorn trieb ihn weiter und ließ ihn weder Vorsicht noch Zurückhaltung beachten.
Als er eine scharfe Kurve falsch einschätzte und der Wagen ins Rutschen geriet, musste Saul mit quietschenden Reifen abbremsen. Er erkannte, dass er zu schnell und gedankenlos fuhr. Die Fingerknöchel traten weiß hervor, als er versuchte, sich wieder etwas in die Gewalt zu bekommen. Natürlich begab er sich in Gefahr, und es war vollkommen unsinnig, das Gaspedal ganz durchzutreten und sich auf dieser Woge des Zorns treiben zu lassen.
Im Erdgeschoss von Davinas Haus brannte Licht, und als er den Wagen abstellte, empfand Saul fast so etwas wie Enttäuschung. Er hätte sie gern aus dem Schlaf gerissen und überrascht.
Was mochte sie tun? Wartete sie darauf, dass er zurückkam, um ihr zu erzählen, dass Sir Alex keine ihrer Bedingungen anzunehmen bereit war?
Sicher lachte sie ihn aus, weil sie ihr doppeltes Spiel trieb. Aber würde sie noch lachen, wenn er ihr über von Hessler erzählte? Oder würde sie weiter die Rolle spielen, die sie für sich zurechtgelegt hatte?
Würden in diesen außergewöhnlichen Augen wieder diese gespielte Sorge und diese Wärme liegen, wenn sie ihm erzählte, dass sich noch jemand anderes für die Firma interessierte? Konnte sie diese Maskerade dann noch weiterspielen, die sie veranstaltet hatte, als sie ihm von dem Grund für ihre irrwitzigen Bedingungen erzählt hatte?
Wie leicht hatte sie ihn täuschen und übertölpeln können! Er stieg aus und ging rasch zum Haus.
Davina war in dem Zimmer, in dem sie alle Papiere ihres Vaters aufbewahrte. Plötzlich hörte sie das wilde Pochen an der Haustür.
Nachdem Leo gegangen war, war sie hierher in diesen kleinen fensterlosen Raum gekommenund hatte gründlich alles durchgesehen. Doch wie sie bereits vermutet hatte, war kein Anhaltspunkt zu finden.
Nur in einem Fotoalbum fand sie ein paar leere Seiten. Ihre Mutter hatte die Fotos gesammelt, und in diesem Album waren Bilder aus der Zeit vor und während des Kriegs gewesen.
Nirgendwo fand sie einen Hinweis auf die Dienstzeit ihres Vaters in Deutschland, obwohl sie wusste, dass er dort gewesen war.
Nur ihr Vater konnte die Fotos und die anderen
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