Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
hinweg.
„Sie wissen so gut wie ich, wie nahe Carey’s vor dem Ruin steht. Nehmen Sie nur die hohe Zahl von Arbeitsunfällen und Erkrankungen. All diese Fälle von Hautausschlag.“
Er sah, wie sie blass wurde, und sagte sich, dass sie diese Drohung verdient hatte. Immerhin kannte sie sich in der Welt der Tricks und Täuschungen doch selbst so gut aus.
Sir Alex beabsichtigt, Carey’s zu bekommen, und ich habe dafür zu sorgen, dass das auch geschieht. Und was diesen … diesen Unsinn betrifft, den Sie mir hier aufgelistet haben …“ Er hielt ihr ein zusammengerolltes Papier vors Gesicht, und Davina erkannte benommen, dass es der Forderungskatalog war, den sie so sorgfältig ausgearbeitet hatte. Ihr wurde beinahe übel, während sie sich bemühte, einen Sinn in seinen Worten zu erkennen.
Schweigend sah sie zu, wie Saul das Papier zweimal zerriss und die Schnipsel zu Boden fallen ließ.
„Nur gut, dass ich gerade noch rechtzeitig die Wahrheit herausgefunden habe. Sonst hätte ich mich noch gänzlich vor Sir Alex blamiert. Sie haben sicher nicht schlecht über mich gelacht. Und jetzt können wir zum Geschäft übergehen.“ Er lächelte sie kühl an. „Sir Alex möchte die Firma haben, und dafür werde ich sorgen, egal, was ich tun muss, um dieses Ziel zu erreichen. Und wenn Sie mir nicht glauben …“
Endlich fand Davina ihre Stimme wieder.
„Doch, ich glaube Ihnen“, sagte sie leise. Auch sie war jetzt wütend, nicht nur auf ihn, sondern auch auf sich selbst. Auf ihr Leben, ihre Verletzlichkeit und ihre Schuld. Am meisten jedoch war sie auf ihren Vater wütend und auf das, was er ihr hinterlassen hatte. „Aber wissen Sie, Sie irren sich. Leo von Hessler ist nicht hierhergekommen, um mir ein Angebot für Carey’s zu machen.“ Ihre Stimme zitterte, und sie erkannte, dass sie am ganzen Körper bebte. Tief durchatmend versuchte sie, die Schultern etwas zu lockern und nicht die Beherrschung zu verlieren.
„Jetzt lügen Sie mich doch nicht schon wieder an!“ Saul wusste, dass er übertrieb, aber er konnte nichts dagegen tun. Er musste diesen Zorn aus sich herauslassen.
„Ich lüge nicht“, erwiderte Davina vollkommen ernst. „Wenn Sie es unbedingt wissen wollen, obwohl es Sie nichts angeht: Leo und ich …“
Sie verstummte und drehte das Gesicht weg, um ihn nicht anzusehen. Und während er sie beobachtete, glaubte Saul einen Moment lang, sie würde ihm jetzt erzählen, dass sie und der Deutsche ein Liebespaar seien, aber dann wandte sie sich ihm wieder zu, und in ihrem Blick lag ein Ausdruck von Schmerz und Entsetzen, von dem Saul wusste, dass er gespielt sein musste, aber er wirkte so echt, dass es seine Wut zu beinahe unerträglichen Ausmaßen steigerte.
„Unsere Väter kannten einander. Wir … Sie haben sich im Krieg getroffen.“
Saul sah, dass sie stärker zitterte, und er presste verächtlich die Lippen aufeinander. Es musste wirklich sehr anstrengend sein, sich so in eine Rolle hineinzusteigern.
„Das glaube ich Ihnen keine Sekunde“, erwiderte er knapp.
Die Verachtung traf Davina wie eine Ohrfeige. Unwillkürlich versuchte sie, an ihm vorbeizukommen und die Tür zu öffnen, um ihm zu sagen, dass er gehen solle. Doch zu ihrem Schreck hielt er sie fest und drückte sie mit dem Rücken gegen die Wand.
Er bewegte sich so schnell, dass Davina unbewusst die Augen schloss und reglos darauf wartete, dass er vielleicht ihren Kopf gegen die Wand drückte. Innerlich bebte sie vor Wut und war zu zornig, um so etwas wie Angst zu empfinden. Die unerwartete und schnelle Bewegung von ihm erschreckte sie so sehr, dass sie keine Vorsicht mehr kannte und mit der Faust auf ihn einschlug. Damit konnte sie nichts ausrichten, zumal sie nur die festen Muskeln des Arms traf, mit dem er sie festhielt. Doch dadurch löste sie sich etwas aus der lähmenden Wut.
Auf Saul wirkte der Schlag jedoch sehr stark und erschreckend. Durch seinen maßlosen Zorn hindurch sah er in ihr auf einmal wieder die Frau, deren Körper sich seltsam weich unter seinen Fingern anfühlte. Ihre Knochen waren so zierlich wie die eines Kindes. Ihre Augen waren vor Wutund Schreck geweitet, und ihre Brüste hoben und senkten sich rasch. Durch den Zorn strahlte ihr Körper eine Wärme aus, und das erzeugte den Funken, der nur noch fehlte, um die aufgeladene Atmosphäre zum Explodieren zu bringen.
Was dann kam, war nicht zu verhindern, und Saul fühlte einen Hunger, den er nicht mehr für möglich gehalten hatte. Es traf ihn so
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