Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
der anderen Seite wusste sie, dass sie die Lebensgrundlage der Angestellten nicht einfach vernichten durfte, nur um ihr Gewissen zu entlasten. Sie konnte nur hoffen, dass Sir Alex die Firma so dringend besitzen wollte, dass er auf ihre Bedingungen einging. Aber ihr war klar, dass diese Möglichkeit nur sehr gering war.
In der Halle brannte noch Licht. Sie öffnete die Tür unbewusst, ohne darüber nachzudenken, wer draußen stehen konnte. Verblüfft sah sie Saul Jardine an, der sich ins Haus drängte und die Tür hinter sich zuschlug.
Sie erkannte sofort, dass er verärgert war, aber sie hatte keine Ahnung, dass sie der Grund für diese Wut war, bis er zornig ausstieß: „Sie haben mich angelogen, stimmt’s? Oder nicht? Der ganze Unsinn darüber, dass Sie Ihre Angestellten schützen wollen, die ganzen edlen Gründe, das Gerede, dass Sie nichts für sich selbst wollen. Das sind so viele Lügen. Und alles nur als gerissener Trick, um den Preis nach oben zu treiben. Ihnen ist vollkommen gleichgültig, was mit den Arbeitern passiert, und das war schon immer so. Sie haben diese Menschen nur benutzt, und mich auch, damit Sie bekommen, was Sie haben wollen. Sie wussten die ganze Zeit über, dass Sir Alex niemals einverstanden wäre. Oder nicht? Habe ich nicht recht?“
Vorsichtig trat Davina einen Schritt zurück. Ihr Herz schlug rasend, und sie konnte diesen wütenden, aufgebrachten Mann überhaupt nicht mehr mit dem kühlen, beherrschten Verhandlungspartner aus Philip Taylors Büro in Zusammenhang bringen. Er hatte auch nichts mehr mit dem Mann gemeinsam, dem sie dummerweise gestanden hatte, dass sie sich verpflichtet fühle, die Arbeitsplätze bei Carey’s zu sichern und das Wohl der Arbeitnehmer über ihr eigenes zu stellen. Trotzdem hatte sie eigentlich keine Angst vor ihm. Sie vermutete, dass sie heute einfach zu viel erlebt hatte. Ihr Verstand und ihr Körper waren zu betäubt, um noch auf irgendetwas zu reagieren.
„Glauben Sie bloß nicht, dass Sie von von Hessler mehr bekommen, als Sir Alex Ihnen zahlen würde. Sie wollen Carey’s beide aus demselben Grund, und Sie wissen sehr genau, was das für ein Grund ist, oder? Das müssen Sie doch wissen.“
Er spricht eigentlich mehr zu sich selbst als zu mir, stellte Davina fest, während ihr Herzschlag sich allmählich wieder beruhigte.
Saul hatte keine Ahnung, wie von Hessler von der Unterstützung erfahren hatte, die die Regierung plante. Wahrscheinlich auf demselben Weg wie Sir Alex, und Davina musste auch etwas erfahren oder vermutet haben, um die beiden so geschickt gegeneinander auszuspielen.
Früher hätte so ein geschicktes Verhalten ihn wahrscheinlich fasziniert, aber in der Zwischenzeit hatte er sich die Wahrheit über sich selbst eingestanden und erkannt, was er selbst vom Leben wollte.
Diese Wut, von der er erfüllt war, entsprang im Grunde einer Verletzlichkeit und einem inneren Schmerz. Er hatte nicht nur erkannt, dass sie ihn ausgetrickst hatte, sondern jetzt war ihm auch klar, dass die Werte, die er in ihr gesehen hatte und die er gleichzeitig abgelehnt, aber auch beneidet hatte, nur vorgetäuscht sein konnten. Aber diese Enttäuschung wollte er sich nicht eingestehen, und so zog er es vor, sich in seine Wut zu flüchten.
„Von Hessler, Sir Alex … Ihnen ist es doch egal, wer von den beiden Carey’s ausschlachtet und den Hunden zum Fraß vorwirft, oder? Hauptsache, Sie ziehen aus dem Verkauf Ihren Nutzen.“
Er blickte sie wutentbrannt an. „Die ganze Zeit schon wussten Sie von dem Treffen mit von Hessler. Ihm muss Carey’s sehr wichtig sein, dass er sich selbst um den Abschluss kümmert, oder will er die Übernahme nur so still und unauffällig wie möglich abwickeln, damit er den Kauf geheim halten kann, bis das neue Gesetz in Kraft tritt?“
„Was hatten Sie denn vor?“, fuhr er fort. „Wollten Sie warten, bis ich Ihnen mitteile, dass Sir Alex die Bedingungen ablehnt, bevor Sie Druck auf mich ausüben?“
Angriffslustig trat er einen Schritt vor.
„Also, nur zu Ihrer Information, auch ich kann ein wenig Druck ausüben. Bezüglich des kommenden Gesetzes ist es wichtig, dass Carey’s als laufendes Unternehmen den Eigentümer wechselt.“
Er wusste nicht genau, ob das stimmte, aber das Risiko wollte er eingehen, weil sie es vielleicht auch nicht besser wusste. An ihrem Gesichtsausdruck konnte er erkennen, dass er sie schockiert hatte, und das gab ihm ein Gefühl der Befriedigung und half ihm über diese entsetzliche Wut
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