Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
weil sie spürte, dass etwas nicht stimmte, aber sie wusste nicht genau, was es war.
Nach all ihren Träumen erschreckte sie die Wirklichkeit, mit Gregory zu schlafen so sehr, dass sie außer einem kurzen Schmerzenslaut bei seinem Eindringen keinen Ton herausbrachte.
Sie weinte nicht einmal. Jedenfalls nicht, bis sie in ihrem eigenen Bett lag und Gregory schnarchend in dem anderen schlief.
Darauf hatte sie die ganze Zeit gewartet? Danach hatte sie sich gesehnt? War das Sex? Woblieben das langsame Aufreizen der Gefühle, das brennende Verlangen und das grelle lustvolle Explodieren, das sie aus ihren Träumen hatte aufwachen lassen? Wenn das hier Sex war, wovon hatte sie geträumt?
Bei der Rückkehr von ihren Flitterwochen kam Davina sich sehr viel älter und abgeklärter vor. Sämtliche romantischen Träume waren ihr förmlich weggerissen worden.
Nachdem sie vier Nächte lang erduldet hatte, dass Gregory mit ihr schlief, wobei sie sich von Mal zu Mal unwohler dabei fühlte, hatte sie sich in der fünften Nacht leise und traurig von ihm abgewandt.
Gregory machte keinen Versuch, sie umzustimmen, sondern ging nur mit einem Schulterzucken in sein eigenes Bett.
Da sie die meiste Zeit über schockiert, angewidert und vor allem schuldbewusst über ihre Unfähigkeit, seine Liebe zu genießen, gewesen war, freute Davina sich, wieder zu Hause zu sein. Manchmal wäre sie während der Flitterwochen lieber allein gewesen als mit ihrem Ehemann zusammen. Jetzt konnte sie sich in den Alltag flüchten.
Sie besaß keine engen Freunde, denen sie ihre Zweifel und Schuldgefühle anvertrauen konnte. Ihr Hausarzt war schon alt und ein Freund ihres Vaters, und selbst wenn sie den Mut aufgebracht hätte, mit irgendwem über ihre Abneigung gegen Sex zu sprechen, diese Mischung aus Anspannung und einer Art Abscheu, wenn Gregory sie berührte, hätte sie niemandem erklären können.
Ganz bestimmt war das ihr Fehler. Es musste so sein, und sicher war Gregory genauso enttäuscht wie sie selbst, obwohl er sich nicht beklagte.
Sie war erleichtert, als sie ihre Periode bekam und deshalb nicht mehr angespannt im Bett liegen musste, weil sie inständig hoffte, dass Gregory sie nicht berührte. Selbst in ihrer Erleichterung war sie sich anderer Gefühle bewusst, dem tiefen Eindruck, dass sie etwas verloren hatte oder um etwas betrogen worden war.
Sie gestattete es sich nicht, an jene quälenden Träume vor ihrer Hochzeit zu denken und an die Empfindungen, die sie dabei verspürt hatte. Das hatte sie sich nur ausgemalt, es war nicht wirklich gewesen. Sonst hätte ich dasselbe auch bei Gregory empfunden, sagte sie sich entschlossen.
In der Nacht ihres ersten Hochzeitstags erzählte Gregory Davina, dass er während ihrer Flitterwochen mit der Reiseleiterin geschlafen hatte.
In dem Moment, in dem er es sagte, wusste sie, dass es stimmte. Er war spät nach Hause gekommen, zu spät für das besondere Dinner, das sie vorbereitet hatte. Ihr Vater war zum Bridgespielen außer Haus. Sie hatten sich gestritten. Davina hatte sich fest vorgenommen, heute Nacht zu versuchen, ihren Widerwillen gegen Sex zu überwinden. Doch dann war Gregory nach Hause gekommen, und sie hatte sofort den Parfümduft an ihm wahrgenommen.
Als sie ihn fragte, von wem dieser Duft stamme, erzählte er ihr von dem Mädchen, mit dem er sich getroffen hatte. Dieses Mädchen sei im Gegensatz zu ihr gut im Bett und wisse, wie man einem Mann Freude machte.
Schockiert und verzweifelt verlangte Davina zu wissen, weshalb er sie denn eigentlich geheiratet habe.
Gregory sagte es ihr.
„Wegen des Geldes“, sagte er grob. „Was denkst du denn, was es sonst für einen Grund geben könnte? Warum sollte ein Mann, irgendein Mann dich begehren? Und mach dir nicht die Mühe, deswegen zu deinem Vater zu laufen, Davina. Er hält dich für genauso nutzlos wie ich. Weswegen, denkst du, war er so daran interessiert, dass wir heiraten? Eine Scheidung wäre das Letzte, was er will.“
Scheidung! Die Grausamkeit dieses hässlichen Wortes traf sie wie ein Schlag. Scheiden ließen sich nur andere Leute. In Davinas Welt galt es immer noch als Schande, ein Zeichen des Versagens der Frau, sowohl als Ehefrau als auch als Mensch.
Allein der Klang des Wortes erschreckte Davina. Damit würde sie ihr Versagen öffentlich eingestehen.
Erst später, als sie zusammengerollt und verzweifelt im Bett lag, machte sie sich die volle Bedeutung dessen klar, was Gregory gesagt hatte.
Er liebte sie nicht und hatte
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