Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
umzusetzen. Das Letzte, was er jetzt brauchte, war Ärger mit der Polizei wegen Herumlungerns oder Schlimmerem.
„Es tut mir leid“, entschuldigte er sich und lächelte. Dabei nutzte er die Körpersprache, die er in den letzten Jahren gelernt hatte. Er trat von Davina zurück, hielt sein Gesicht jedoch im Schatten. Gleichzeitig hob er die Hände und wandte ihr die Handflächen zu.
Davinas Herz schlug immer noch zu schnell. Er sprach ruhig und beherrscht, und jetzt, wo er sie nicht mehr berührte, sagte ihr Körper ihr, dass sie nicht mehr in Gefahr war.
„Was tun Sie hier?“, wollte sie ruhig wissen. „Dies ist Privatgelände.“ Trotz seiner Entschuldigung und obwohl er sie losgelassen hatte, hämmerte ihr Pulsschlag immer noch wie wild. Der Schock und die Angst waren einer Wut gewichen, in die sich leichte Unsicherheit mischte, weil sie in einer Situation war, die sie nicht vollständig unter Kontrolle hatte.
Sie wusste, dass sie wahrscheinlich überreagierte, aber dagegen konnte sie nichts tun. Damit verdrängte sie die Erkenntnis, dass sie ein paar Sekunden lang in seinen Armen so etwas wie körperliche Lust empfunden hatte. Hatte die Berührung sie erregt?
Das war lächerlich. Sie war schließlich keine sexuell unzufriedene Witwe, die sich sehnsüchtig nach der Berührung irgendeines Mannes sehnte, weil sie den Ehemann verloren hatte.
Wenn sie sich nach Sex sehnte, konnte sie ihn von Giles bekommen, oder nicht?
Diese selbstsüchtigen Gedanken verdrängten ihre Wut und ließen nur noch Selbstverachtung zurück.
„Ich muss den Fußweg verpasst haben“, hörte sie Saul ruhig sagen.
Nur gut, dass er sich an das Schild erinnerte. Das gab ihm die beste Ausrede dafür, dass er hier war. Er sah das Zögern in ihrem Blick, mit dem sie ihn rasch musterte. Zum Glück trug er keinen Geschäftsanzug, sondern Freizeitkleidung.
Ein Spaziergänger, der vom Weg abgekommen war. Das war natürlich möglich. Im Grunde geschah es hin und wieder, aber jetzt war es so gut wie dunkel. Ging zu dieser Zeit noch jemand spazieren, der den Weg nicht kannte?
Obwohl sie ihn weiter ausfragen und prüfen wollte, hielt etwas sie zurück. Es war die Vorsicht. Schon als Kind hatte sie dieses Zögern und diesen Selbstschutz entwickelt. Manchmal war es nicht klug, Fragen zu stellen, mit denen man in tiefen ruhigen Gewässern herumstocherte.
„Der Fußweg liegt dort drüben“, sagte sie knapp und wies in die entsprechende Richtung.
„Danke.“ Nichts an seinem Tonfall gab ihr eine Veranlassung zu der Anspannung, die sie empfand. Sein Gesicht wurde von Schatten verdeckt, doch sie erkannte das Glitzern seiner Augen, als er ihr antwortete.
Er war ein großer schlanker Mann, aber ungewöhnlich muskulös. Sie zitterte ein bisschen. Es war lange her, seit sie einem Mann so nah gekommen war.
Genau genommen niemandem seit Matt.
Matt. Wieso kam sie bloß auf einmal auf ihn? Es gab zwischen diesen beiden Männern keinerlei Ähnlichkeit. Matt war nur etwas größer als der Durchschnitt gewesen, blond, massiv und immer gut gelaunt. Er war voller Wärme gewesen und hatte oft gelacht. Ihr Unterbewusstsein sagte Davina, dass dieser Mann vor ihr bestimmt kein unkomplizierter Mensch war.
Dennoch hatte er ihr, wenn auch nur kurz, ins Gedächtnis gerufen, dass sie eine Frau mit weiblichen Bedürfnissen war.
Jetzt wandte er sich von ihr ab und ging mit langen ruhigen Schritten davon. Sie blickte ihm nach, bis er im Dunkeln verschwunden war, bevor sie zu ihrem Wagen eilte.
Das unerwartete Treffen hatte sie mehr durcheinandergebracht, als sie zugeben wollte.
Saul wartete, bis er sicher war, dass sie fort war. Erst dann ging er zu seinem Wagen. Er wollte es nicht riskieren, sich jetzt auf dem Gelände umzusehen. Vielleicht kehrte sie doch noch einmal zurück.
Als er den Wagen anließ, rutschte die Mappe vom Beifahrersitz, und die Unterlagen fielen heraus. Beim Aufheben fiel Sauls Blick auf Davinas Foto.
In diesen Unterlagen tauchte Davina James als eine der unwichtigsten Einzelheiten in Sir Alex’ Kaufplänen auf. Aber in Wirklichkeit … Sie drohte die Sache viel komplizierter zu machen, und Saul kämpfte gegen die Erkenntnis an, worin diese Schwierigkeiten bestehen konnten.
Ärger, Verwirrung und die bekannte Angst, dass er sein Leben nicht mehr vollkommen unter Kontrolle hatte, vermischten sich in seinen Gefühlen.
Er schob Davinas Foto zurück und steckte alles wieder in die Mappe, bevor er davonfuhr.
Wahrscheinlich sollte sie sich
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