Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
örtliche Presse. Die großen Zeitungen würden sich dagegen auf die Ankündigungen neuer Wundermittel stürzen, zu denen die Chemiekonzerne die Konferenz als Anlass nahmen.
Das Flugzeug berührte den Boden, und Christie wartete, bis fast alle ausgestiegen waren, bevor sie aufstand und sich beim Aussteigen bei der Stewardess bedankte.
Der Flughafen war überfüllt, und ein großer Teil der Reisenden bestand offenbar aus anderen Teilnehmern der Konferenz. Christie seufzte leise, als sie sich in die lange Schlange am Taxistand einreihte.
Dabei bemerkte sie den Mann, der sich hinter ihr anstellte. Sie sah ihn aus dem Augenwinkel, und sofort fiel ihr seine Größe und sein selbstbewusster, sehr männlicher Gang auf.
Ein unauffälliger Blick über die Schulter, bei dem sie vorgab, den Absatz ihres Schuhs zu prüfen, gab ihr die Möglichkeit, den Mann eingehender in Augenschein zu nehmen. Er sah gut aus und war schätzungsweise Mitte dreißig. Offenbar fiel ihm ihr musternder Blick nicht auf. Er sah auf die Uhr und runzelte die Stirn. Anscheinend hatte er es eilig. Der teuren Kleidung nach zu urteilen war er reich, und irgendetwas sagte Christie, dass er kein Arzt war, obwohl sie keine Ahnung hatte, wie sie darauf kam.
Als sie sich wieder nach vorn umwandte, malte sie sich belustigt aus, wie er wohl ohne seine teuren Kleider aussehen mochte. Sein Haar war mittelblond, abgesehen von der hellen Strähne an der Stirn. Ob sein Körperhaar dieselbe Farbe hatte? War es weich und lockig, oder lag es glatt an der Haut an? Fühlte es sich womöglich sogar kratzig und drahtig an?
Sie zog die erste Variante vor, und sie lächelte sinnlich über ihre eigenen Gedanken. Wieso auch nicht? Frauen hatten dasselbe Recht wie Männer, sich damit zu unterhalten, dass sie in Gedanken ansehnliche Exemplare des anderen Geschlechts auszogen. Männer taten das schließlich jeden Tag. Und nicht nur aus Vergnügen. Christie spürte, dass diese Gedanken auch so etwas wie ein Machtgefühl mit sich brachten, und so erkannte sie eine der dunklen Seite des männlichen Charakters.
Rasch lenkte sie sich ab. Zum Glück wurde die Schlange kürzer, und bald würde sie an die Reihe kommen. Doch als es so weit war, platzte sie fast vor Wut, weil der Taxifahrer sie nicht beachtete, sondern den Mann hinter ihr ansprach: „Steigen Sie ein, Sir.“
„Ich glaube, die Lady kam vor mir.“ Sein Tonfall war angenehm und sein Englisch akzentfrei und fließend. Dennoch erkannte sie sofort, dass es nicht seine Muttersprache war.
Der Taxifahrer war verstimmt, weil er sich ohne Zweifel von dem teuer gekleideten Mann ein höheres Trinkgeld versprach. Noch ein paar Sekunden, und er übergeht uns beide, stellte Christie fest.
„Vielleicht sollten wir uns das Taxi teilen“, schlug sie rasch vor. „Ich will zur medizinischen Konferenz in Edinburgh.“
„Ich auch.“ Sie lächelten sich an, und der Mann griff an Christie vorbei, um ihr die Tür zu öffnen. Im Gegensatz zu ihr hatte er außer dem Handgepäck noch einen Koffer bei sich. Sein Trenchcoat schwang über dem Anzug auf, als der Mann sich bewegte, und Christie sah das Etikett. Es war ein deutscher Mantel. Sie blickte anerkennend auf und gestand sich ein Gefühl angenehmer Überraschung ein.
Er sah nicht deutsch aus, aber es hing ein Lufthansaschild an seinem Koffer. Doch wie stellte sie sich eigentlich einen Deutschen vor? Mit blauen Augen und strengem Blick? Sie ärgerte sichüber ihre veralteten Vorurteile und stieg in das Taxi.
Als er ihr folgte und die Tür schloss, schlug er vor: „Vielleicht sollten wir uns einander vorstellen. Ich bin Leo und Sie?“
Leo und wie weiter? Christie wunderte sich darüber, während sie ihm ihren Namen sagte. Stellten Deutsche sich immer nur mit dem Vornamen vor?
„Kennen Sie sich in Edinburgh und dem Konferenzzentrum aus?“, erkundigte er sich, als das Taxi losfuhr.
Christie schüttelte den Kopf. „Und Sie?“
„Ich war schon einmal in Edinburgh, aber das ist schon einige Jahre her. Das Konferenzzentrum gab es damals, glaube ich, noch nicht. Sind Sie Ärztin? Chemikerin? Wissenschaftlerin?“, fragte er.
Es gefiel Christie, dass er nicht so vorschnell urteilte, wie viele andere Männer, die sie als Assistentin oder Sekretärin eingestuft hätten. Sie mochte es, von ihm unwillkürlich als volles Mitglied der Konferenz angesehen zu werden.
„Ärztin“, antwortete sie. „Und Sie?“
Er zögerte einen Moment und sagte dann: „Chemiker.“ Während er aus
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