Spiel um Sieg und Liebe
Spiel mit ihm zu machen.
Diese erste Erfahrung auf dem Tennisplatz war bitter für Tad. Einen Ball an die Wand zu schlagen, war eine Sache, aber die Bälle von einem Gegenspieler zu parieren, eine ganz andere. Plötzlich flogen Bälle über seinen Kopf, der Gegner zwang ihn zu Spurts, trickste ihn aufgrund seiner größeren Erfahrung immer wieder aus – stachelte damit aber auch Tads Ehrgeiz an. Er lernte schnell, sich auf sein Gegenüber einzustellen, und als das Spiel zu Ende war, hatte er zwar haushoch verloren, aber auch die Erfahrung gewonnen, dass sportlicher Wettstreit ihm Spaß machte.
Von dem Tag an spielte er nicht mehr gegen eine Wand. Immer häufiger ging er in den Club, die Mitglieder gewöhnten sich an ihn, gaben ihm Antwort auf seine Fragen und erklärten sich sogar mit der Zeit immer häufiger bereit, ein Spiel mit ihm zu machen.
Tad hielt sich von Anfang an nur an die Spieler, die in seinen Augen das Spiel auch ernst nahmen, die ehrgeizig waren und kein Match verloren gaben.
Ganz allmählich entwickelte er seinen eigenen Stil. Ungeschliffen und eckig zwar, aber doch in Ansätzen schon zu erkennen. Seine Grundschnelligkeit verbesserte sich, seine Aufschläge kamen mit ungeheurer Wucht und wurden mit der Zeit immer präziser. Schliffen sich auch die Ecken seines Stils nach und nach ab, eines blieb immer erhalten – sein unbändiger Siegeswille.
Als sein billiger Schläger schließlich so abgenutzt war, dass man nicht mehr damit spielen konnte, sparte Ada vom Haushaltsgeld so viel ab, dass sie ihrem Sohn einen neuen kaufen konnte. Im Laufe der Jahre hatte Tad so viele Schläger gehabt, von denen einige mehr gekostet hatten, als seine Mutter in der ganzen Woche damals verdient hatte, aber diesen ersten Tennisschläger seines Lebens hatte er immer noch. Er hatte ihn damals zur Erinnerung behalten, als seine Mutter ihm den zweiten gekauft hatte, und auch jetzt noch lag er daheim bei Ada Starbuck im Schrank.
Als Tad dreizehn war, gab es kaum noch einen Erwachsenen in dem Club, der ihn schlagen konnte. Er spielte nicht nur gut, er wusste auch alles über diesen Sport. Geld für Bücher hatte Tad nicht, also hatte er sich alles, was je über Tennis geschrieben worden war, aus der Leihbücherei geholt und es zu Hause studiert. Als er das erste Finale in Wimbledon auf dem kleinen Schwarz-Weiß-Fernseher sah, stand für ihn fest, dass er eines Tages auch da spielen – und gewinnen – würde!
Wieder war es seine Mutter, die ihm half. Eines der Büros, die sie putzte, gehörte einem Martin Derick, Rechtsanwalt und Tennisfan, der einen privaten Tennisclub mitfinanzierte. Wenn er abends Überstunden machte und Ada Starbuck in sein Büro kam, wechselten sie meist einige Worte miteinander. Geschickt verstand sie es, bei solchen Gelegenheiten zu erwähnen, dass ihr Sohn Tennis spiele, und dass die Leute im Club sagten, er werde immer besser.
Es dauerte nicht lange, da hatten ihre Bemühungen Erfolg. Martin Derick bekundete sein Interesse, woraufhin sie ihm sofort sagte, dass für den nächsten Samstag ein kleines Turnier angesetzt sei, wo Tad spielen würde. Und Martin kam tatsächlich.
Tads Stil war immer noch nicht ausgereift, aber ein Kenner dieses Sports sah auf Anhieb, was in dem Jungen steckte. Sein überschäumendes Temperament, die Schnelligkeit, die Begeisterung, mit der Tad bei der Sache war – das alles sah Martin Derick, und als das Spiel vorbei war, hatte er die beiden aufregendsten Stunden auf einem Tennisplatz verbracht, die er je erlebt hatte.
Er ging auf den Platz und stellte sich Tad in den Weg. »Willst du Profi werden?«, fragte er ohne Umschweife.
Tad beschäftigte sich scheinbar uninteressiert mit der Bespannung seines Schlägers, aber er spürte doch, wie sein Puls plötzlich schneller ging. »Ja, schon.«
Martin Derick grinste. Irgendwie gefiel ihm der Junge. »Okay, du brauchst Trainerstunden und …«, er warf einen Blick auf den Schläger, »und eine vernünftige Ausrüstung. Mit dieser Plastikbespannung kommst du nicht weit.«
Als Antwort holte Tad einen Ball aus seiner Tasche, warf ihn hoch und schmetterte ihn mit aller Kraft quer über den Platz.
»Nicht schlecht«, gab Martin zu. »Aber mit einer guten Darmbespannung spielst du noch besser.«
»Haben Sie noch mehr so gute Ratschläge?«
Martin ließ sich durch die etwas rüde Art des Jungen nicht aus der Fassung bringen. Er griff in seine Tasche, holte eine Packung Zigaretten heraus und bot Tad eine an. Der
Weitere Kostenlose Bücher