Spiel um Sieg und Liebe
schüttelte nur den Kopf. Martin steckte sich eine Zigarette an und sog den Rauch tief ein.
»Das ist nicht gut für Ihre Lungen«, meinte Tad.
»Hast du noch mehr so gute Ratschläge?«, konterte der Rechtsanwalt. »Meinst du, du könntest auf Gras spielen?«
»Natürlich.«
»Nun, an Selbstbewusstsein fehlt es dir nicht.«
»Ich werde eines Tages in Wimbledon spielen«, sagte Tad wie selbstverständlich. »Und ich werde gewinnen.«
Martin blieb ganz ernst. Er zog eine Visitenkarte aus der Tasche und gab sie Tad. »Ruf mich Montag an«, sagte er und ging.
Tad Starbuck hatte seinen Mäzen gefunden.
Die Verbindung zwischen den beiden war nicht immer ganz einfach. Während der nächsten sieben Jahre gerieten sie sich häufig in die Haare, ohne dass jedoch jemals einer von beiden daran gedacht hätte, sich von dem anderen zu trennen.
Tad ging weiterhin brav zur Schule. Allerdings blieb ihm auch gar nichts anderes übrig, da seine Mutter und Martin ausgemacht hatten, dass die Unterstützung des Rechtsanwalts enden würde, wenn er die Schule vor dem Abschluss abbrechen sollte.
Er fügte sich widerstrebend, verbrachte aber jede freie Minute auf dem Tennisplatz. Die Trainerstunden zeigten Wirkung, und die besseren Schläger trugen dazu bei, dass sein Spiel immer ausgereifter wurde.
Als er sechzehn war, gab es bereits genügend Mädchen, die seinen Spielen nicht zuschauten, weil sie sich für Tennis interessierten. Tad ließ sich die gebotenen Chancen nicht entgehen und entdeckte dabei ein Betätigungsfeld, auf dem er genauso schnell lernte wie auf dem Tennisplatz.
Nur ein Mal in all den Jahren musste er eine Pause einlegen. Er war seiner kleinen Schwester gegen einen wesentlich älteren Jungen zur Hilfe geeilt. Das war ihm die zwei Wochen Zwangspause vom Tennis wert. Der Junge hatte ein gebrochenes Nasenbein davongetragen, während Tad sich nur die Hand verstaucht hatte.
Zu seinem ersten Turnier fuhr er als völlig Unbekannter und natürlich auch ungesetzt. Gleich das erste Spiel war den Sportreportern am nächsten Tag längere Berichte wert. Tad hatte es in seiner unnachahmlichen Manier geschafft, ein Spiel herumzureißen, bei dem er schon wie der sichere Verlierer ausgesehen hatte.
Die Presse kam allerdings sehr schnell dahinter, dass dieser Tad Starbuck ein sehr unbequemer Sportler war. Sie tolerierten sein Temperament, weil er noch jung war, aber auch damit schafften sie es nicht, ihn gefügig zu machen. Die Reporter merkten allerdings ebenso schnell, dass sie nicht an ihm vorbeikamen – ob sie den Spieler Starbuck nun mochten oder nicht.
Noch vor seinem neunzehnten Geburtstag leistete Tad die erste Anzahlung für ein Haus mit drei Schlafzimmern in einem der besseren Vororte von Chicago. Als er zwanzig war, gewann er zum ersten Mal Wimbledon. Der Traum war Wirklichkeit geworden, aber das stachelte ihn nur zu immer neuen Leistungen an.
Jetzt wanderte Tad durch die nächtlichen Straßen von Rom und dachte über sein bisheriges Leben nach. Es war Amy, die ihn dazu angeregt hatte, weil ihr Leben so ganz anders verlaufen war als seines. In ihrer Kindheit hatte es keine Straßenbanden gegeben, sie war behütet und ohne jegliche Sorgen aufgewachsen.
Mit James Wolfe als Vater hatten ihr alle Türen zur Tenniswelt weit offen gestanden. Schon mit vier Jahren hatte sie ihren ersten Schläger gehabt, der speziell für sie hergestellt worden war.
Tad fragte sich, ob es wohl dieser Unterschied war, der sie zueinander geführt hatte. Nein, das allein konnte es auch nicht sein. Wenn sie in seinen Armen gelegen hatte, dann war dieser Unterschied so unwichtig geworden, als würde er überhaupt nicht existieren. Es hatte eher etwas zu tun mit ihrer kühlen Beherrschtheit, die ihn fasziniert hatte, weil ihm von Anfang an klar gewesen war, dass unter der kühlen Oberfläche ein Vulkan zum Vorschein kommen konnte.
Das war für ihn eine Herausforderung gewesen, der er nicht hatte widerstehen können. Selbst als Amy noch ein Teenager gewesen war, hatte er das schon gespürt und sich geschworen, zu warten. Das Warten hatte sich auch gelohnt – bis zu dem Tag vor drei Jahren, an dem sie ohne irgendeine Erklärung weggelaufen war.
Ohne zu wissen, wohin er ging, bog Tad um eine Hausecke und stand vor einem der vielen römischen Brunnen. Das Wasser glitzerte im Mondlicht, und er blieb stehen, um den kleinen Fontänen zuzusehen, die sich in das Becken ergossen.
Amy! Er sehnte sich so sehr nach ihr, dass dabei sein verletzter
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