Spiel um Sieg und Liebe
Stolz, wie sie es nannte, ganz unwichtig wurde. Wenn sie gewollt hätte, er hätte sie heute Nacht mit in sein Hotelzimmer genommen und sich nicht daran gestört, dass sie einen anderen Mann geheiratet und mit ihm geschlafen hatte. Warum war sie mit diesem verdammten Engländer auf und davon gegangen? Diese Frage hatte er sich in den letzten drei Jahren schon unzählige Male gestellt, ohne je eine Antwort darauf gefunden zu haben.
In den ersten Monaten nach ihrer Trennung war Tad immer wieder in Gedanken jede Minute der letzten Tage durchgegangen, die sie zusammen verbracht hatten. Mit selbstquälerischer Eindringlichkeit hatte er sich jedes Wort, jede Geste in die Erinnerung zurückgerufen, ohne zu einer Lösung zu kommen.
Es hatte lange gedauert, bis Tad die Kraft fand, solche nutzlosen Überlegungen zu unterdrücken. Er hatte versucht, sich mit anderen Frauen zu trösten. Mit mehr als einer war er ins Bett gegangen, weil ihre Haare fast die Farbe von Amys hatten, und weil ihre Stimme ihn an sie erinnerte. Am anderen Morgen spätestens war die Illusion dann verschwunden und die alte Wunde wieder aufgebrochen.
Und jetzt war Amy zurückgekehrt. Geschieden und damit wieder frei. Aber spielte das wirklich eine Rolle? Tad strich sich mit beiden Händen durch die Haare. Nein, wenn er ehrlich mit sich selbst war, musste er eingestehen, dass es keinen Unterschied machte, ob sie verheiratet oder geschieden war. Er musste sie einfach haben.
Vom Tennisplatz und auch von den ersten Jahren her, in denen Amy beinahe noch ein Kind gewesen war, war Tad es gewöhnt, geschickt zu taktieren, Strategien aufzustellen und einzuhalten. Damit war es jetzt vorbei. Er griff in die Hosentasche, holte eine Münze hervor und warf sie in den Brunnen, als wollte er sein Glück herbeizwingen. Die Münze fiel auf den Grund, wo schon viele lagen – jede mit einem bestimmten Wunsch verbunden.
Tad drehte dem Brunnen den Rücken zu und sah sich um, bis er eine Bar entdeckt hatte. Er brauchte jetzt dringend einen starken Drink.
4. K APITEL
Auf dem Flug von Rom nach Paris hatte Amy Zeit genug, sich an dem Titel einer internationalen italienischen Tennismeisterin zu erfreuen. Nach dem Spiel, das immerhin über zwei Stunden gedauert hatte, war Amy so erschöpft, dass sie sich kaum freuen konnte. Sie erinnerte sich nur noch daran, wie Madge sie umarmt hatte, dann das Klicken der Kameras, die Überreichung der Trophäe und der lang anhaltende Applaus des Publikums.
Jetzt erst wurde es Amy so richtig bewusst, dass sie es geschafft hatte. Zum ersten Mal Rom gewonnen und damit auch das erste Turnier nach drei Jahren Unterbrechung. Ihr Comeback war gelungen, sie hatte sich selbst bestätigt! Das entschädigte für all die Stunden Training, für schweißtreibende Arbeit mit Hanteln und Gewichten – für alles. Rom hatte gezeigt, dass ihre Entscheidung richtig gewesen war, wieder mit dem Profitennis anzufangen.
Dieser Entschluss war ihr nicht leicht gefallen, zumal ihr Selbstbewusstsein so kurz nach der gescheiterten Ehe mit Eric noch ziemlich anfällig gewesen war. Überhaupt, diese Ehe! Wenn sie jemals in ihrem Leben einen Fehler begangen hatte, dann den, Lord Eric Wickerton zu heiraten.
Amy lehnte sich in ihren Sitz zurück und schloss die Augen. Nie würde sie sich verzeihen, den ersten Schritt zu dieser Ehe getan zu haben. Eric hatte von Anfang an gewusst, dass sie ihn nicht liebte, aber das war ihm gleichgültig gewesen. Eric Wickerton hatte in ihr nur die Frau gesehen, die an seiner Seite repräsentieren, mit der er sich sehen lassen konnte.
Auch Amy hatte das gewusst, aber damals war ihr das als einzige Möglichkeit erschienen, Tad zu entkommen. Sie hatte die Rolle gespielt, die Eric von ihr verlangt hatte, aber sie hatte nicht vorausgesehen, wie unglücklich sie dabei sein würde.
Wenn sie angenommen hatte, dass er ihr im Ausgleich dafür wenigstens etwas Liebe und Zuneigung entgegenbringen würde, so musste sie schnell einsehen, dass sie sich getäuscht hatte.
Nein, sie wollte nicht mehr daran zurückdenken. Selbst jetzt noch waren die Erinnerungen zu schmerzlich. Sie wollte lieber an ihren großen Triumph denken.
Michael hatte recht gehabt mit dem, was er über Tia gesagt hatte. Tia spielte wirklich wie der Teufel, gab sich nie geschlagen und zeigte auch nach einem langen Match keine Anzeichen von Ermüdung. Jeden Fehler ihrer Gegnerin nutzte sie erbarmungslos aus und verstand es immer wieder, sie zu weiteren Fehlern zu
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