Spiel um Sieg und Liebe
schmiegte.
Für einen Moment löste er sich von ihr. Seine Hände legten sich um ihr Gesicht, und mit den Daumen streichelte er ihre Wangen. Aber je zärtlicher und sanfter er sie berührte, umso mehr sehnte Amy sich danach, seine starken Hände auf ihrem ganzen Körper zu spüren.
Rom, schoss es Amy plötzlich durch den Kopf, warum begann alles Wichtige in ihrem Leben immer in dieser Stadt? Der Gedanke schreckte sie auf. Begann es wirklich wieder mit Tad? Hatte sie sich nicht fest vorgenommen, dass es nie wieder dazu kommen dürfte?
»Bitte, Tad!« Amy löste sich etwas von ihm und lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter. »Bitte, hör auf.«
Etwas in ihrer Stimme hielt ihn davon ab, sie wieder in die Arme zu nehmen. Es war dieselbe Verletzlichkeit, die ihn damals hatte warten lassen, als sie noch ein Teenager war. Er würde es auch diesmal fertig bringen, zu warten – allerdings nicht so lange.
»Du hast immer gewusst, wie du mich in Schach halten konntest, nicht wahr, Amy?«
Sie seufzte auf. »Reiner Selbstschutz.«
Tad lachte auf und steckte die Hände in die Taschen seiner Jeans.
»Es wäre leichter, wenn du in den drei Jahren dick und unansehnlich geworden wärst. Ich wünschte, es wäre so.«
Ein kleines Lächeln umspielte Amys Mundwinkel. Auch das hatte sich nicht geändert. Tads Stimmungen änderten sich immer noch so schnell wie früher. »Soll ich mich etwa dafür entschuldigen, dass ich nicht deinen Vorstellungen entspreche?«
»Nein, wahrscheinlich hätte das auch nichts genutzt.« Er sah sie an, und seine Augen nahmen jede Einzelheit wahr. Die Hände in den Hosentaschen waren zu Fäusten geballt. »Du hast dich überhaupt nicht verändert. Sogar deine Frisur ist noch dieselbe.«
Amy lächelte. »Das kann ich zurückgeben. Wie früher, könnte dir auch jetzt ein Haarschnitt nichts schaden.«
»Du bist eben zu konservativ«, meinte er und lächelte nun ebenfalls.
»Und du zu unkonventionell.«
»Nicht mehr. Schließlich bin ich keine Zwanzig mehr.«
»Oh je! Tad Starbuck, der alte Mann«, neckte sie ihn. »Im Halbfinale gegen Bigelow hattest du aber keine Schwierigkeiten. Wie alt ist er? Vierundzwanzig?«
Tad zog die Schultern hoch. »Immerhin ging das Spiel über fünf Sätze.« Langsam nahm er die Hände aus den Taschen und strich vorsichtig mit den Fingern über ihr Gesicht.
»Komm mit mir, Amy«, sagte er leise. »Jetzt.« Nur er selbst wusste, wie viel Überwindung es ihn kostete, diese Bitte auszusprechen.
»Ich kann nicht.«
»Du willst nicht.«
Eine Gruppe junger Italiener kam laut lachend und singend die Straße herauf. Drinnen im Lokal hatte die Band wieder lautstark zu spielen begonnen. Nur ein Wort! Ein Wort würde genügen, und sie könnte in dieser Nacht noch all das wieder erleben, wonach sie sich so gesehnt hatte.
»Tad …« Zögernd griff Amy nach seiner Hand und hielt sie fest. »Bitte sei vernünftig. Glaub mir, es ist für uns beide besser. Schließlich müssen wir beide noch Spiele bestreiten und …«
»Okay«, unterbrach er sie. »Dann eben in Paris.«
»Tad, ich habe damit nicht gemeint …«
»Rom oder Paris – du kannst es dir aussuchen. Aber entkommen wirst du mir nicht.«
»Tad, du bist starrköpfig wie immer.«
Er lachte. »Natürlich. Wäre ich sonst die Nummer eins?« Dann wurde er wieder ernst. »Aber eine Frage musst du mir jetzt schon beantworten, Amy.«
»Welche?«
»Warst du glücklich?«
Sie schlug die Augen nieder und schwieg. »Du hast kein Recht …«, sagte sie leise und brach ab.
»Und ob ich ein Recht habe. Amy, sag mir die Wahrheit.«
Sie starrte ihn verstört an, suchte verzweifelt nach einem Ausweg, aber schließlich gab sie auf. »Nein«, flüsterte sie, und dann noch einmal: »Nein.«
Eigentlich hätte er jetzt triumphieren müssen, aber stattdessen spürte Tad nur Mitleid. Er ließ ihre Hand los und trat einen Schritt zurück. »Ich rufe dir ein Taxi.«
»Nein, ich laufe. Ein Spaziergang wird mir jetzt guttun.«
Tad sah ihr nach, bis sie zwischen den Menschen verschwand.
Auch jetzt, mitten in der Nacht, waren die Straßen der Ewigen Stadt voller Menschen und Autos. Die laue Luft, der Sternenhimmel, die fröhlichen Nachtschwärmer – diese südliche Atmosphäre war mit nichts zu vergleichen.
Obwohl der Lärm beinahe unvermindert anhielt, glaubte Tad auf seinem Weg durch die nächtlichen Straßen das Geräusch seiner Schritte zu hören. Vielleicht liegt es daran, dass schon seit so vielen Jahrhunderten Menschen über
Weitere Kostenlose Bücher